Bedburg-Hau-Moyland Im Zwirnersaal schien die Sonne der Musik

Bedburg-Hau-Moyland · Sommeranfang am Niederrhein. Am Himmel türmten sich dunkle Wolken, kurz vor Ende des Konzertes schüttete es draußen - doch im Zwirnersaal auf Schloss Moyland schien die Sonne.

Diesmal hatte die Gemeinde Bedburg-Hau, Veranstalter hochkarätiger Matineen im malerischen Schlossambiente, ein fünfköpfiges Ensemble aus Chile geladen, das seine Zuhörer in die Welt der traditionellen lateinamerikanischen Musik entführte.

In ihren gefühlvollen Liedern und Balladen aus Venezuela, Chile, Puerto Rico und Mexiko stellten die fünf Musiker ihre vielseitigen Talente unter Beweis, wobei sie ein ganzes Arsenal an Instrumenten zum Einsatz brachten: Sängerin Susana Parraguez ließ neben ihrer sanften, beweglichen Stimme auch Klangstäbe, Regenholz und ein Schlaginstrument mit hellem Klang namens "tinaja" (Lehmgefäß) erklingen. Ihr Mann Luis kam als Sänger und Gitarrist zum Einsatz, in seinen witzig-sympathischen Anmoderationen erfuhr man außerdem mehr über Herkunft und Inhalte der Lieder.

Den Sohn der beiden, Joaquin Parraguez, erlebte man als virtuosen Perkussionisten, der mit Bongos, Congas und Cajón - einer Kistentrommel, auf der man zugleich sitzt und schlägt - den Musikstücken ihren wiegenden Drive verlieh. Luis Llorente griff in einigen Liedern zur Querflöte, ansonsten spielte er Gitarren verschiedenster Art, darunter etwa die viersaitige "cuatro venezolano". Als versierter Gitarrist zeigte sich auch Jorge Enrique Vallejo, der sein Musikstudium an der Essener Folkwang-Hochschule absolviert hatte.

In ihrem ruhigen, melancholischen Charakter ähnelten sich die Lieder sehr stark, wodurch es dem Konzert manchmal etwas an Kontrast fehlte. Ein paar mehr Stücke in der Art des wunderbar schmissigen "Moliendo Café" aus Venezuela hätten dem Programm gut getan und auch die ausdrucksvollen Liebesballaden noch leuchtender zur Geltung gebracht. So vermisste man in dem weichen Gesang und der sanften Begleitung zuweilen etwas Biss - was möglicherweise auch an der Absicht der Band lag, im klassischen Rahmen einer Sonntagsmatinee nicht allzu wild loszulegen.

Wie sehr es das Publikum jedoch genoss, den fünf Vollblutmusikern zuzusehen und -zuhören, war an der konzentrierten Stille während der Musik und am begeisterten Applaus zu spüren. Bei Guantanamera wurde gar mitgesungen.

(RP)
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