Kleve Immer die Kunst im Fokus

Kleve · Annegret Gossens hat sie alle vor der Linse gehabt: die berühmten, die großen, die kleinen, die arrivierten und die künftigen Künstler. Vor allem hat sie deren Werke fotografiert. Für die vielen Kataloge des Museums, die Klever Häuser, die Empfänge im Museum. Jetzt geht sie in den Ruhestand.

 Annegret Gossens hat die Kunst im Blick – hier eine Arbeit von Brigitte Dams.

Annegret Gossens hat die Kunst im Blick – hier eine Arbeit von Brigitte Dams.

Foto: Gottfried Evers

37 Jahre hat Annegret Gossens für das Klever Museum fotografiert. Jetzt hat sie ihre Kamera aus der Hand gelegt, ihr Atelier im Museum verlassen. Jenes Atelier, in dem sie die kostbaren Werke aus den Ausstellungen und der Sammlung des Museums Kurhaus und vorher des Hauses Koekkoek ins rechte Licht rückte. Die 59-Jährige ist in Altersteilzeit und kann auf ein ausgefülltes Berufsleben zurückblicken: Allein die Kataloge und Veröffentlichungen des Klever Museums mit ihren Fotos füllen Regalmeter.

Museal sind ihre Fotos auch — richtete Kleves ehemaliger Museumsdirektor de Werd ihr eine Ausstellung für ihre Künstlerfotos ein. Denn sie bannte nicht nur die Werke, sondern auch die Menschen auf den Film: den mürrischen Merz, Stephan Balkenhol in Latzhose oder den berühmten Richard Long mit Tuch auf dem Kopf, als er mit Schlamm per Hand die Wand im Kurhaus zum Kunstwerk machte. Nicht zu vergessen die scheue Katharina Fritsch, deren Pudel das derzeitige Programmheft für die Museumspädagogen ziert. Es ist ein besonderes Foto — denn die weltberühmte Fritsch lässt sich eigentlich nicht fotografieren. Außer von Annegret Gossens.

Es war auch Guido de Werd, der die stets gut gelaunte, meist hinterm Sucher der Kamera versteckte Kleverin für die Kunst begeisterte, der ihr damit ein Riesenspektrum für die Fotografie eröffnete. Ein Spektrum, das oft auch weiter reichte als die Fotografie — bis hin zur Leiter, die der Mann des Museums der Frau an der Kamera besorgte, damit sie in den Kirchen des Niederrheins die mittelalterlichen Altar-Figuren im richtigen Winkel für den nächsten Katalog oder das nächste Buch vor die Linse bekam. Zuletzt für die gelungene Neuauflage des Führers zur Klever Stiftskirche.

Dann stand sie von Angesicht zu Angesicht mit den Arbeiten eines Douvermans, eines Holthuis oder der Arnts. "In den Kirchen vergisst man dann die Zeit", sinniert sie mit de Werd. Als es galt, den Sieben-Schmerzen-Altar zu fotografieren oder die Schatzkammer der Emmericher Kirche. Als Hoffotografin des Klever Museums machte sie aber auch das Bild von den 14 Stühlen, die 1978 in Nimwegen ausgeliehen werden mussten, damit sich Kanzler Helmut Schmidt und sein niederländisches Pendant Dries van Agt in Kleve an einen Tisch setzen konnten. Nicht zu vergessen das Buch mit den Klever Denkmälern, an das die RP jüngst erinnerte.

Am Klever Museum freut sie das Licht, die Verflechtung mit der Natur. Und ihre Lieblingskünstlerin? "Natürlich Katharina Fritsch". Die Frau, die sich nur von ihr fotografieren ließ.

(RP)
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