Niederrhein In eine mittelalterliche Burg entführt

Niederrhein · Frisch restauriert öffnet Burg Zelem ihre Pforten für Gruppenführungen. Zusammen mit der Hochschule Rhein-Waal haben die Burgherren an einem Tourismuskonzept gearbeitet, das sich zunächst an Kinder und Schüler richtet.

 Gudrun Arden, Sarah-Marie Walter, Alana Schüssler, Verena Lion und Prof. Dirk Reiser (von links) vor Burg Zelem.

Gudrun Arden, Sarah-Marie Walter, Alana Schüssler, Verena Lion und Prof. Dirk Reiser (von links) vor Burg Zelem.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Mit seinen Türmen und den trutzigen Mauern, den Stallungen, die wie Vorburgen den Eingangsplatz umstellen, sieht Zelem aus wie eine Burg. Tatsächlich ist es ein alter Rittersitz, eine richtige kleine Ritterburg also. Und weil die kleine Burg so abseits der Wege lag, ist sie bis heute in ihren Grundfesten erhalten. Früher war Burg Zelem, die 1377 als Lehen vom Grafen Adolf von Kleve-Mark an den Ritter Hermann van Eyll ging und über die Jahrhunderte mehrfach den Besitzer wechselte, von einem breiten Wassergraben umgeben. Den gibt es in Teilen immer noch.

Heute liegt die Burg still in den Weiten der Niederung am Ende des Zelemer Wegs und wartet darauf, entdeckt zu werden. Denn die Burgherren Gudrun und Jochen Arden, die den 1926 in Familienbesitz gekommenen Bau im Jahr 2000 übernahmen und anschließend aufwendig sanierten, wollen die Burg in Teilen öffnen. Um auszuloten, welches touristische Potenzial in dem Gemäuer steckt und wie man Schulklassen am besten zeigen kann, wie eine richtige Ritterburg aussah, wandten sie sich an Prof. Dirk Reiser, der an der Hochschule Rhein-Waal "Nachhaltiges Tourismusmanagement" lehrt.

 Der Gewölbekeller trägt die Burg.

Der Gewölbekeller trägt die Burg.

Foto: Gottfried Evers

"Wir wollen einen Tourismus, der von der lokalen Bevölkerung getragen und initiiert wird, der Menschen in Regionen lockt und wirtschaftlichen Nutzen in die Region bringt", sagt Reiser. So wie das Projekt Burg Zelem. Reiser organisierte eine Praxis-Semesteraufgabe zum Thema "Zelem". Vier Studentinnen aus dem dritten Semester machten sich Gedanken zur Burg, besichtigten das Gemäuer und legten verschiedene ausgearbeitete Führungen vor: von der Quizführung für Kinder bis zur kulinarischen Mittelalterführung für Erwachsene. Die beiden Kinderführungen sollen bald angeboten werden, die anderen sehe man als Idee für später, sagt Gudrun Arden.

"Uns war wichtig, ein für die Kinder spannendes und für die Schulen attraktives Angebot zu schaffen, Kindern im Dialog diese Zeit näher zu bringen", sagen Verena Lion und Sarah-Marie Walter. Die beiden Studentinnen sitzen an einem schweren Tisch unter einem radgroßen, mächtigen Kronleuchter im Rittersaal der Burg, am Kopf des Saales steht ein bodentiefer Kamin mit großer Esse. Der Rittersaal soll Anfang und Ende der Führungen sein.

"Kopf einziehen", sagt Dirk Reiser beim Gang hinunter in den Gewölbekeller. Der Keller belohnt mit einer ungeahnten Weite, mit Gewölben, mit hellen Sandsteinsäulen, in die sich schon vor 200 Jahren die Besucher mit Krikeleien verewigt haben, und mit ganz vielen Kerzen, die in eine längst vergangene Zeit entführen. Begrüßt werden hier die Besucher von Ritter Kunibert. Die Rüstung mit Harnisch und Visierhelm haben die Burgherren mitgebracht. Vom tiefsten Punkt geht's auf den Turm und zum alten "Donnerbalken", der einst über den Burggraben reichte.

All das haben Lion und Walter und ihre Mitstreiterinnen Alana Schüssler und Maike Schalek in die Führungen eingebaut. So könnten Schüler oder auch Erwachsene nicht nur die Geschichte einer kleinen, für die Region aber typischen Burg kennenlernen, sondern auch ein Stück Heimat.

Je nach Alter der Schüler wird gebastelt, oder alle singen das Donnerbalkenlied. Die Jungen und Mädchen erfahren beispielsweise, warum die Burg mitten im Wasser noch eine Zisterne brauchte: "Sie diente im Fall einer Belagerung der Wassergewinnung", erzählt Sarah Walter. Allerdings sei nicht belegt, dass Zelem überhaupt jemals belagert worden ist. Die Führung werde auch über Friedrich Wilhelm von Brandenburg informieren, der 1635 im Rittersaal in die Kunst des Krieges eingewiesen wurde, sagt Schüssler. Reiser rechnet mit Gruppen aus der Region, die hier Führungen machen werden. Es sei wichtig, so sagt der Tourismus-Professor, dass eine Region viele solcher kleinen Cluster habe, die sich zu einem interessanten Ganzen fügen, das auch Touristen über die Region hinaus ziehen wird.

Gudrun Arden möchte bald mit den Schülerführungen beginnen. "Wir dachten an Kindergruppen, die in der Schule das Thema Mittelalter durchnehmen und wissen möchten, wie eine alte Burg aussah", sagt sie. Erste Führungen könnten von den Studentinnen übernommen werden. Infos: E-Mail info@burg-zelem.com oder Telefon 02826 9993804.

(RP)
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