In Kellerraum Mumifizierte Leiche bei Abrissarbeiten in Kleve entdeckt

Kleve · Bei Abrissarbeiten eines Hauses in Kleve ist die Leiche eines Mannes gefunden worden. Er lag in einem Kellerraum - fast ohne Kleidung. Die Polizei steht vor einem Rätsel: Es gibt keine Spuren von Gewalt, aber auch sonst kaum Hinweise.

Mumie bei Abriss in Kleve gefunden
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Foto: van Offern, Markus

Aus den Trümmern kommt ein bestialischer Gestank, Fliegen schwirren umher. Gerade hat die Baggerschaufel die Decke vom Keller zermalmt. Darunter liegt ein Sack und eine Decke. Ernst Oldenburg sitzt am Steuer seines Baggers und hebt mit einem Greifer die Textilien beiseite. Und dann sieht er sie: menschliche Beine.

Bei Abrissarbeiten eines Hauses in Kleve haben der Baggerfahrer und ein Kollege am Dienstagvormittag eine männliche Leiche entdeckt. Fast nur noch Haut und Knochen seien von dem Mann übrig gewesen. Der inzwischen mumifizierte Tote lag in einem kleinen Kellerraum hinter dem Heizöltank. Er hatte laut Polizei nur Unterwäsche und einen Schal an. Kleidung oder Schuhe wurden nicht gefunden. Neben ihm stand eine Plastiktüte mit Bettzeug. "Die Auffindesituation ist merkwürdig", sagte ein Polizeisprecher.

Eine Obduktion in der Rechtsmedizin Duisburg habe ergeben, dass es sich um einen jungen Erwachsenen von mindestens 18 Jahren handelt. Ein genaueres Alter habe man aufgrund der Mumifizierung nicht feststellen können, sagte der Polizeisprecher. Auch Haarfarbe oder Fingerabdrücke seien nicht mehr erkennbar.

Weil es keine Hinweise auf eine äußere Gewalteinwirkung gibt, geht die Polizei zunächst davon aus, dass sich der Mann in dem schwer zugänglichen Kellerraum schlafen gelegt hatte und gestorben war. Denn es gibt laut Polizei keine Spuren von Medikamenten oder ähnlichem, mit denen sich der Mann selbst umgebracht haben könnte. Auch eine CO-Vergiftung ist unwahrscheinlich, da in dem Raum lediglich der Heizöltank stand und keine Heizanlage, aus der das tödliche Gas ausströmen könnte.

Das Haus steht seit Ende 2016 leer. Die Obduktion habe ergeben, dass der Mann seit mehreren Monaten in dem Kellerraum lag — ein genauerer Zeitraum sei nicht mehr zu bestimmen. Laut Polizei ist es möglich, dass die Leiche bereits in dem Raum lag, als das Haus noch bewohnt war. "In so einen schwer zugänglichen Kellerraum guckt man selten rein", erklärte der Polizeisprecher. Es könne durchaus sein, dass die Bewohner die Leiche nicht bemerkt hätten.

"Mich hat das nicht völlig überrascht", sagt eine Nachbarin des Hauses. Sie erzählt, dass zuvor fünf bis sechs alleinstehende Flüchtlinge in dem Haus untergebracht waren. Immer wieder habe es lautstarken Streit zwischen den Männern gegeben, oft auch Partys. Einmal soll ein Mann einem anderen einen Hammer hinterhergeworfen haben — er soll festgenommen worden sein.

Die einzigen Merkmale, die die Polizei hat, sind Körpergröße (etwa 1,80 Meter) und eine Zahnprothese. Der Mann trug eine herausnehmbare Zahnprothese im Bereich der vorderen Schneidezähne des Oberkiefers. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise an die Kripo Kalkar unter Telefon 02824 880.

Anhand der Prothese soll nun in Fachzeitschriften von Zahnmedizinern nach dem Arzt gesucht werden, bei dem der unbekannte Mann Patient war. Zudem soll versucht werden, die DNA der Mumie zu bestimmen. Falls das noch möglich ist, werden die Daten mit Vermisstenanzeigen abgeglichen.

(mre)
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