Kleve Ipsen - 60 Jahre Tradition in Kleve

Kleve · 1957 siedelte sich der Ofenbauer in der Kreisstadt an. Das 60. Jubiläum wird in diesem Jahr groß gefeiert. Das Geschäft floriert, der Branchenführer möchte noch lange in Kleve bleiben. Fachkräfte werden händeringend gesucht.

 Der Reeser Marc Angenendt, Geschäftsführer Europa der Ipsen-Gruppe, im Klever Werk. Im Hintergrund: einer von Ipsens modernen Härterei-Öfen.

Der Reeser Marc Angenendt, Geschäftsführer Europa der Ipsen-Gruppe, im Klever Werk. Im Hintergrund: einer von Ipsens modernen Härterei-Öfen.

Foto: evers

Eigentlich sollte Kleve für Harold Ipsen nur ein Zwischenstopp auf einer Geschäftsreise sein. Doch der Amerikaner fand Gefallen an der Schwanenstadt, die damals, 1957, mit ihren Fabriken von Bensdorp, XOX, van den Bergh und Hoffmann ein nicht unbedeutender Industriestandort war. So kam es, dass Harold Ipsen am 1. Januar 1957, zehn Jahre nach der Gründung der Ipsen Industries in Rockford/USA ein zweites Werk für den Bau von Wärmebehandlungsöfen in Kleve erschuf.

Von der Schwanenstadt aus, wo Ipsen von Anfang an produzierte, baute sich das Unternehmen ein europaweites, später weltumspannendes Vertriebsnetz auf. In den 90er Jahren entdeckte der Ofenbauer den asiatischen Markt für sich. 1997 wurde eine Fertigungsstätte in Shanghai eingeweiht, 2002 kam eine Produktionsstätte im indischen Kalkutta hinzu, 2008 in Osaka/Japan.

 Ipsen-Mitarbeiter an einem Steuerungsgerät, dessen Technologie auch von Ipsen entwickelt wurde.

Ipsen-Mitarbeiter an einem Steuerungsgerät, dessen Technologie auch von Ipsen entwickelt wurde.

Foto: Gottfried Evers

Heute, 60 Jahre nach der Gründung des Klever Werks, darf Ipsen von sich behaupten, Branchenführer zu sein. Weltweit hat der Ofenbauer mehr als 10.000 Anlagen installiert und ist Inhaber von mehr als 100 Patenten. "Wir sehen uns als Technologie-Vorreiter, setzen auf selbst entwickelte Innovationen bei unseren Härterei-Öfen und Prozesssteuerungen", sagt Marc Angenendt, CEO Europa der Ipsen-Gruppe. In Kleve produziert Ipsen Wärmebehandlungsöfen, wie sie etwa Autohersteller und Luft- und Raumfahrtunternehmen benötigen. "Durch moderne Prozesstechnik ist es uns möglich, den Energieverbrauch dieser Öfen erheblich zu senken", sagt Angenendt. Der Ofenbau ist immer noch das Kerngeschäft von Ipsen, die Firma sieht sich als bekanntestes und größtes Ofenbauunternehmen der Welt. Aber auch die komplette Steuerung der Anlagen wird in Kleve konzipiert und produziert.

Das Geschäft läuft blendend. "2016 war für uns ein sehr gutes Jahr mit sehr vielen Aufträgen", sagt Angenendt. Für das abgelaufene Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Rekordvolumen an Umsatz. Besonders in der Luftfahrt würden hohe Steigerungsraten verzeichnet, erläutert der Geschäftsführer. Hier sei Ipsen stark in der Wärmebehandlung von Turbinenblättern, liefere viel nach China.

In Kleve will der Ofenbauer unbedingt bleiben. "Wir sind hier sehr eng verhaftet, fühlen uns hier außerordentlich wohl", sagt Angenendt. Der Reeser hat sein Handwerk als Anlagenelektroniker von der Pike auf bei Ipsen gelernt und schon seinen Vater in der Firma besucht. "In Kleve kennt man sich und weiß sich zu schätzen", sagt er.

Für Spekulationen, dass seine Firma in Kleve Arbeitsplätze abbauen möchte, hat er kein Verständnis. Unlängst hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ein Brief erreicht, der mit "Ipsen-Freunde" unterzeichnet war (RP berichtete). Darin ging es um Befürchtungen rund um einen angeblichen Verkauf der Firma an einen chinesischen Investor. Die "Ipsen Freunde" sorgen sich um den Erhalt dieser Arbeitsplätze für den Fall, dass das Klever Werk an einen Investor aus China verkauft würde. "Für den Standort Kleve ist überhaupt nicht wichtig, wer der Eigentümer ist. Wichtig ist, dass wir mit ihm gut kooperieren können", sagt Angenendt.

Niemand müsse Angst haben, dass in Kleve Arbeitsplätze abgebaut werden, auch nicht bei einem Eigentümerwechsel. "Im Gegenteil", betont Angenendt, "wir suchen händeringend nach weiteren qualifizierten Mitarbeitern." Allein im vergangenen Jahr habe Ipsen in Kleve 51 neue Mitarbeiter fest angestellt. 27 Auszubildende arbeiten derzeit im Klever Werk. Angenendt hofft darauf, dass Ipsen künftig noch mehr von der Hochschule Rhein-Waal profitieren kann und sich fähige Absolventen bei ihm bewerben. "Der Fachkräftemangel ist derzeit unsere größte Herausforderung", sagt der Geschäftsführer.

Aber jetzt wird erstmal gefeiert. 60 Jahre Ipsen in Kleve - das wollen Mitarbeiter, Kunden und Zulieferer mit einer Hausmesse und einer großen Party am 30. und 31. März zelebrieren.

(RP)
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