Kleve Janßen stellt Weichen

Kleve · Das Stellwerk gibt es noch, das Empfangsgebäude ebenfalls – aber Güterverkehr und vieles andere sind längst Geschichte. Die RP erzählt sie.

Die lange Geschichte des Klever Bahnhofs, die vor 147 Jahren begann, ließ sich die RP von der Entstehung bis zum heutigen Tage bei einem Besuch des Stellwerkes im Bahnhof Kleve von Fahrdienstleiter Burkhard Janßen (54) und dem früheren Exfahrdienstleiter Willy Leygraaf (61) erklären. Es begann alles mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Kleve-Krefeld über Goch, Weeze, Kevelaer, Geldern und Kempen am 5. März 1863 mit vier Zügen in jeder Richtung. Das hieß, frühmorgens kam der erste Zug von Krefeld in Kleve an und fuhr anschließend wieder zurück nach Krefeld. Das wiederholte sich vormittags, nachmittags und abends, so dass man an jedem Tag mehrere Reisemöglichkeiten hatte. Diese Streckenführung ist bis zum heutigen Tag geblieben. Allerdings befahren heute diese Strecke 33 Züge in jeder Richtung.

Die Nord-West-Bahn

Ab dem 13. Dezember 2009 hat das Unternehmen Nord-West-Bahn die Durchführung der Züge von der Deutschen Bahn übernommen. Zurück zu den Anfängen: In den Jahren 1861 und 1862 wurde das Empfangsgebäude, bekannt als "Bahnhof Kleve", erbaut und hat bis heute sein Erscheinungsbild kaum verändert. Im Bahnhofsgebäude befanden sich eine Fahrkartenausgabe mit einer später hinzugekommenen Gepäck- und Expressgutabfertigung. Auch gehörte eine Bahnhofsgaststätte mit der 1. und 2. Klasse dazu. Die öffentlichen Toiletten waren nur vom Bahnsteig aus betretbar. Daneben befand sich ein Aufenthaltsraum für den Sperrschaffner. Dieser hatte in der Bahnhofshalle ein kleines Kontrollhäuschen, wo er bei jeder Zugfahrt anzutreffen war. Keiner kam an ihm vorbei, nur mit einem gültigen Fahrschein oder einer Bahnsteigkarte. Im oberen Teil des Gebäudes wohnten Eisenbahner mit ihren Familien, unter anderem der Bahnhofsvorsteher. Auf dem Bahnhofsvorplatz standen Pferdekutschen bereit, um Reisende, die mit den Zügen eintrafen, nach Hause zu befördern. Heute übernehmen das Mietwagen. Bis 1914 wurde der Bahnhof mit vielen weiteren Gleisen sowie einem Ablaufberg vergrößert. Auch wurden viele Firmen durch Privatgleisanschlüsse mit dem Bahnnetz verbunden. So hatten die Margarinewerke einen eigenen Gleisanschluss. Doch der Güterzugverkehr nahm gewaltig zu, so dass der Bahnhof in Kleve seine Kapazität erreicht hatte. Durch die umliegenden Firmen konnte eine weitere Vergrößerung nicht mehr vorgenommen werden. Als Ausweichmöglichkeit wurde dadurch der Bahnhof in Kranenburg von 1914 bis 1920 ausgebaut. Nach der Eröffnung 1863 wurden mehrere Eisenbahnlinien mit Kleve verbunden, so am 1. Mai 1865 die Strecke Kleve-Spyck-Elten-Zevenaar mit vier Zügen in jeder Richtung. Hier wurde der Reisezugverkehr am 29. Mai 1960 eingestellt. (Fortsetzung folgt)

(RP)
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