Kleve-Kellen "Janze" ist seit 22 Jahren ein "Großer" in der Bütt

Kleve-Kellen · Georg Jansen (51 Jahre) ist Mitglied der Kellener "Brejpott-Quaker" und zählt zur karnevalistischen "Champions League" der Büttenredner im Kleverland. Die nächste Session startet er stets am Aschermittwoch.

 Georg Jansen arbeitet seit über zwei Jahrzehnten bei der Schreinerei Killewald in Kleve.

Georg Jansen arbeitet seit über zwei Jahrzehnten bei der Schreinerei Killewald in Kleve.

Foto: Gottfried Evers

Wenn "Enne Janze" im Kellener Schützenhaus während der drei ausverkauften Prunksitzungen bei den Brejpott-Quakern in die Bütt steigt, dann geht ein Raunen durch den Saal. Und gut 25 Minuten später erheben sich die Narren von den Sitzen und spenden dem 51-Jährigen minutenlang stehende Ovationen. Georg Jansen, seit 22 Jahren ein ganz Großer in der Tonne, ist gerührt. Er ist mal wieder in der karnevalistischen Champions League angekommen. "Dafür macht man das, wenn die Menschen Spaß haben", sagt der Karnevalist. "Die Quaker sind ein großer Teil in meinem Leben", betont der Büttenredner, dem der Karneval in die Wiege gelegt worden ist. Schließlich war Quaker-Original Werner "Bobbel" Jansen sein Vater. "Ich bin schon als Kind zu den Sitzungen gegangen und war fasziniert von Büttenraketen wie Helmut Kuppen (Drööge) oder Hermi Dorissen (Leida)", erzählt Jansen, der bereits als 15-Jähriger mit seinem Bruder Bernhard auf der Bühne stand "mit Max und Moritz und den Mainzelmännchen".

 Unverwechselbar in der Bütt: "Enne Janze"- Georg Jansen.

Unverwechselbar in der Bütt: "Enne Janze"- Georg Jansen.

Foto: eve

Der 15. April 1998 sollte das bis dahin schöne Leben jedoch komplett ändern. Drei Monate vorher war Georg Jansen noch als Tanzmariechen bei den "Källesse Buuren" durch die Luft gewirbelt, jetzt sorgte ein Arbeitsunfall dafür, dass "Enne Janze" nie mehr laufen kann. Jansen, damals Tischler, war bei einem Kunden von der Leiter gefallen und rückwärts mit dem Rücken auf die Kellertreppe gestürzt. Die erschütternde Diagnose: Die Rückenwirbelsäule war gebrochen. Vier Stunden wurde er im Krankenhaus operiert. "Als ich wieder wach war, waren die Beine nicht mehr da. Ich war querschnittsgelähmt." Sechs Monate ging er in Duisburg zur Reha, um in der kommenden Session schon wieder in der Bütt aufzutreten. "Ich bin meinem Arbeitgeber Franz-Josef Killewald sehr dankbar, dass ich fortan im Büro der Schreinerei arbeiten darf", sagt Jansen. Quaker-Spielleiter Wolfgang Hanenkamp ermutigte ihn, sofort wieder mitzumachen. Die Tonne wurde so umgebaut, dass "Enne Janze" künftig im Rollstuhl seine Pointen abschießen konnte. Den Humor hat er trotz seines Schicksalschlags behalten. "Wenn ich mal in der Stadthalle zu einer Veranstaltung komme, muss ich nicht bezahlen. Ich bringe den Stuhl ja selber mit", erzählt er augenzwinkernd.

In dieser Session hat Georg Jansen wohl seine beste Bütt geliefert. "Neks es meer wie frugger", erzählte "Enne Janze" und nahm die Besucher mit zurück in eine ganz andere Zeit, als das Telefon noch mit Kabel im Flur an der Wand stand, "mit samtenem Bezug mit Goldbrokat. Das Telefon konnte nur telefonieren, sonst nix."

Nach 22 Jahren weiß er, worauf es ankommt: "Man muss von Anfang an Gas geben. Man muss die Zuschauer in den Griff kriegen. Nach zwei Pointen sehe ich, ob es funktioniert. Dann kann man das ab der zweiten Sitzung genießen. So lange ich Leute zum Lachen bringen kann, bleibt der Karneval bei den Quakern ein Stück von meinem Leben. Das ist positiver Stress".

Um auch im Rollstuhl fit zu bleiben, spielt Georg Jansen seit über zehn Jahren bis zu vier Mal in der Woche Badminton. Zweimal bei TV Borken, je einmal bei der Badminton-Gemeinschaft in Kleve und bei der Betriebssportgemeinschaft Kleve. Der 51-Jährige spielt mit dem Federball in der Badminton-Bundesliga und war sogar einmal Deutscher Meister im Doppel in seiner Verletzungsklasse. Aschermittwoch ist übrigens noch nicht Schluss. "Dann setzen wir uns schon wieder mit Spielleiter Heinz Verhoeven für die nächste Session zusammen."

(RP)
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