Kleve-Kellen Jede fünfte Klever Biene überlebte Winter nicht

Kleve-Kellen · Wegen der Varroa-Milbe erleiden Imker seit Jahren hohe Verluste - auch wenn sie derzeit geringer als befürchtet sind. Nun bilden die Insekten neue Völker. Wer Schwärme findet, soll Fachleute alarmieren.

Es ist Frühling, es blüht allerorten, es summt von Tag zu Tag lauter. Blütenpracht und steigende Temperaturen lassen Bienen aktiv werden. Doch es sind in diesem Frühjahr weniger der Insekten unterwegs. "20 Prozent ihrer Bienen haben die Imker unseres Vereins im vergangenen Winter verloren", sagt Anja Hauswald, Vorsitzende des Imker-Vereins Kleve-Kellen.

Überraschend kommen die Verluste für die Imker nicht. Seit Jahren leiden sie - wie nahezu alle Imker der Welt - unter dem Bienensterben, für das die Experten vor allem die Varroa-Milbe verantwortlich machen. Da das vergangene Jahr für Bienen witterungsmäßig ungünstig gewesen sei, der Varroa-Milbe jedoch bessere Bedingungen geboten hatte, hatten die Imker mit sehr hohen Verlusten gerechnet. Doch die Klever Imker hatten Glück im Unglück. Nur zwei der etwa 25 Vereinsmitglieder verloren die Hälfte ihrer Völker. "Das tut richtig weh", meint Anja Hauswald. Im Durchschnitt erlebte in den Klever Bienenstöcken jedoch "lediglich" jedes fünfte Tier den aktuellen Frühling nicht. In NRW hat hingegen etwa jede dritte Biene den Winter nicht überlebt.

Nun gilt es für die Imker, ihre Bestände zu pflegen, möglichst wieder zu vergrößern. Wenn ein Volk zu groß wird, und es den Tieren in ihrem Stock zu eng wird, bilden Bienen neue Völker. Drängeln sich etwa 50 000 bis 60 000 Bienen in einem Stock, dann entscheiden sich die Tiere "ganz demokratisch" - so versichert Anja Hauswald -, sich in zwei Völker auf zu teilen und ein neues "Zuhause" zu suchen.

Zuerst werden Königinnenzellen angelegt. Denn ohne neue Königin kein neues Volk. Mit der neuen Herrscherin schwärmen etwa 20 000 bis 30 000 Insekten aus dem Stock aus und sammeln sich meist nur wenige Meter entfernt an einem Baum, einem Strauch oder auch einem Pfahl zu einer Traube. Von dort fliegen so genannte Spur-Bienen aus, um einen neuen Standort zu finden - Höhlen in alten Bäume, Lüftungsschächte, Schlitze unter Dachpfannen oder ähnliches. "Drei Tage haben die Bienen etwa Zeit, ein neues Zuhause zu finden. Solange reichen die Nahrungsreserven, die sie aus dem alten Stock mitgenommen haben", sagt Marco Janßen (42) vom Imker-Verein Kleve-Kellen. Doch die Chancen, den nächsten Winter zu überleben, sind seiner Erfahrung nach für die neuen Völker gering. "99 Prozent schaffen es ohne Imker nicht", meint der 42-Jährige.

Der Klever Imker-Verein bietet deshalb den Service an, Bienenschwärme einzufangen. Wer einen Bienenschwarm in den nächsten Wochen - Anfang Mai bis Mitte Juni gilt als Haupt-Schwarmzeit - entdeckt, kann sich bei Marco Janßen melden, Telefon 01733126262. Der Imker fängt die Insekten fachgerecht ein und gibt sie an Imker-Neueinsteiger oder an erfahrene Kollegen weiter, die aufgrund des Bienensterbens besonders hohe Verluste erlitten haben.

Angst vor Stichen müssen die Entdecker von Bienenschwärmen laut Marco Janßen nicht zu haben. Zwar sei ihr "Einfall" durchaus "beeindruckend laut", die Tiere würden sich aber selten aggressiv verhalten. Dennoch rät der 42-Jährige dringend dazu, das Einfangen einem Fachmann zu überlassen.

(RP)
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