Kalkar-Neulouisendorf Jeden zweiten Sonntag kein Gottesdienst

Kalkar-Neulouisendorf · In Neulouisendorf ist es nicht anders als anderswo: Immer weniger Menschen besuchen sonntags den Gottesdienst. Die evangelische Kirchengemeinde hat reagiert. Ausweichen nach Kalkar möglich.

 Wolfgang Missweit (links) und Heinz-Walter Becker vom Presbyterium mit Pfarrerin Christel Hagen in der schönen Kirche von Neulouisendorf.

Wolfgang Missweit (links) und Heinz-Walter Becker vom Presbyterium mit Pfarrerin Christel Hagen in der schönen Kirche von Neulouisendorf.

Foto: Evers

So etwas tut kein Pfarrer gerne. Und auch das Presbyterium hat sich lange gewunden, bis dieser Schritt umgesetzt wurde: Ab diesem Monat findet der Sonntagsgottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Neulouisendorf nur noch 14-tägig statt. Am zweiten und vierten Sonntag im Monat müssen die Gläubigen, wenn sie miteinander beten wollen, nach Kalkar fahren. Denn vor leeren Bänken Gottesdienst feiern ist nicht nur frustrierend, sondern auch personell nicht mehr zu verantworten, findet Pfarrerin Christel Hagen, die sich mit ihrem Mann Thomas die Stelle teilt. Das große Kirchenschiff zu heizen kostet eine Menge Geld.

"Es gibt Sonntage, da blicken Pfarrer und Organist auf drei Presbyteriumsmitglieder und vielleicht ein oder zwei weitere Teilnehmende. Wenn nur die kommen, die sozusagen ,müssen', hat das keinen Sinn mehr. Vielleicht richten sich die Leute, die es regelmäßig nicht schaffen, eher auf den vierzehntägigen Besuch ein. Oder fahren eben mal nach Kalkar", erklärt die Pfarrerin. Die Neulouisendorfer sind dabei bestimmt keine schlechteren Christen als es sie in den Nachbarorten gibt. "Wir sind einfach eine sehr kleine Gemeinde - eine der kleinsten im Rheinland", sagt Wolfgang Missweit, der Vorsitzende des Presbyteriums. Gerade mal 161 Mitglieder zählen dazu. "Wenn davon drei Prozent den Gottesdienst besuchen - das ist etwa der Durchschnitt - ist das eben nur eine Handvoll Menschen. In Kalkar mit seinen 2300 Gemeindegliedern sieht das schon anders aus, dort sind es dann 70 Menschen", berichtet Missweit.

Pfarrerin Sabine Jordan-Schöler betreut nicht nur zwei, sondern gleich drei Gemeinden: Kranenburg, Schenkenschanz und Keeken. Auch Weeze und Kervenheim oder Moyland und Louisendorf müssen eng zusammenarbeiten. Dass andere Kirchengemeinden ähnliche Probleme haben, die evangelischen wie die katholischen, kann die Verantwortlichen in Neulouisendorf dabei nicht trösten. Aber sie müssen ihre Konsequenzen ziehen. Zumal die Neuregelung ja durchaus umkehrbar wäre, wenn die Gläubigen zurückkehrten. "Es hat sich allerdings niemand beschwert, als wir in der Gemeindeversammlung das Vorhaben erörterten", erzählt Christel Hagen. Und sie habe auch noch von niemandem gehört, der sonntags vor verschlossener Kirchentür gestanden hätte.

Der "harte Kern" der Kirchengemeinde weiß, was er an seiner Kirche und dem Gemeindeleben hat. Der Friedhof, der Platz vor der Kirche und das große Grundstück am Gemeindezentrum nebenan werden liebevoll von Freiwilligen gepflegt. Es wird geputzt, der Gemeindebrief wird verteilt, vor hohen Festtagen melden sich genügend Männer und Frauen, die etwas organisieren und die Feiern mitgestalten, lobt Presbyter Heinz-Walter Becker. Bloß die "normalen" Sonntagsgottesdienste, die kommen nicht mehr an. "Wenn wir einmal im Monat Kirchenkaffee haben oder die Konfirmanden Waffeln backen, dann sind das anders aus. Ebenso wie natürlich an Weihnachten, bei Hochzeiten und Beerdigungen", berichtet die Pfarrerin.

Die schöne, unter Denkmalschutz stehende Kirche des Dorfes wurde 1898 geweiht. Gegründet wurde die Gemeinde 1869, damals zählten etwa 300 Gemeindeglieder dazu. Nur ein Drittel gehörte dem katholischen Glauben an - die Relation ist heute noch ähnlich. Die Katholiken Neulouisendorfs hatten nie eine eigene Kirche, sie fahren nach Altkalkar oder Kehrum. Seit die evangelische Kirche Neulouisendorfs in den 1970-er Jahren renoviert wurde, ist sie ein Schmuckstück der Baukunst. Gestühl, Kanzel und Deckengewölbe in dunklem Holz lassen das Gotteshaus in verbindung mit dem rötbraunen Mauerwerk warm und gemütlich wirken. Ein Ort, der für eine kurze Besinnung und zur Begegnung mit den Nachbarn sicherlich bestens geeignet ist. Jeweils am ersten und dritten Sonntag im Monat um 9.30 Uhr ist jeder eingeladen.

(RP)
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