Kleve Jens Neutag mit starker Stimme

Kleve · Im Gesellschaftshaus streikte beim Kabarett die Technik

Kabarettist Jens Neutag wurde jetzt eine besondere Ehre zuteil. "Ich bin ja schon bei vielen Eröffnungen aufgetreten, aber eine Kabarett-Abriss-Party habe ich noch nie gemacht", stellte Neutag vor seinem Gastauftritt beim Klever Kleinkunstverein Cinque fest. Neutags Bühnenprogramm "Das Deutschland-Syndrom" war schließlich das Letzte, welches im Bedburg-Hauer Gesellschaftshaus vorgetragen wurde.

Der Klever Kleinkunstverein Cinque sucht ja bekanntlich derzeit einen neuen Veranstaltungsort, der möglichst in Kleve liegen soll. "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir in Kürze einen neuen bekanntgeben können", sagte Bruno Schmitz, Vorsitzender des Kleinkunstvereins.

Die Gründe, das Bedburg-Hauer Gesellschaftshaus zu verlassen, lagen ja unter anderem in der schwierigen Beschallung der Räumlichkeit. Ausgerechnet am letzten Abend im Gesellschaftshaus streikte die Technik zunächst sogar komplett, so dass Neutag die erste Viertelstunde ohne Mikrofon auskommen musste und es nur seiner kräftigen Stimme zu verdanken war, dass trotzdem auch die letzten Reihen im Publikum dennoch alles mitbekamen.

Dabei war das Programm des Kabarettisten und Autors durchaus sehenswert. In zwei Mal 50 Minuten beantwortete er seinen Zuhörern die Frage, was das Deutschland-Syndrom sei. Scharfzüngig, aber auch humorvoll nahm er den typischen Deutschen, der vor Feiertagen gerne den Supermarkt stürme, als ob es danach keine Lebensmittel mehr gebe, der jedem Angebot mit vollem Körpereinsatz hinterher jage und immer auf der Suche nach dem billigsten Spritpreisen sei, selbst wenn er dafür einen teuren Krankenhausaufenthalt samt Magengeschwür riskiere, aufs Korn.

Dabei sprang er zwischenzeitlich zwischen dem Kabarettisten Jens Neutag und seinen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten und von ihm dargestellten Figuren unter anderem einem Alt-Sozialdemokraten mit Raucherhusten aus dem Ruhrgebiet, der sich an die Ära Willy Brandts zurückerinnerte oder einem schmierigen Immobilienmakler.

Die Darstellung des typischen Deutschen verband er damit immer wieder mit politischen Themen und stellte dabei eine gewagte Theorie auf, warum Kanzlerin Angela Merkel trotz Kritik immer wieder gewählt werde: Sei vielleicht ihre als perfide Hypnosemethode typische Rauten-Geste daran schuld und "können wir dadurch gar nicht mehr anders"?

Neutag hat mit seinem Programm die Besucher im fast ausverkauftem Bedburg-Hauer Gesellschaftshaus jedenfalls Bestens unterhalten. Nach der Sommerpause dürfen sich die Kabarett-Fans bereits auf den nächsten Hochkaräter freuen.

Am Samstag, 24. September, begrüßt der Kleinkunstverein Cinque um 20 Uhr Konrad Beikircher mit seinem aktuellen Programm "Bin völlig meiner Meinung". Bereits am Samstag, 27. August, findet der alljährliche Höhepunkt, die 14. Cinque SommerNacht statt. "Die ersten tausend Karten sind schon weg", freut sich Schmitz.

(RP)
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