Kreis Kleve Junge Ärztin findet Kreis "lebenswert"

Kreis Kleve · Landrat Wolfgang Spreen wirbt junge Mediziner für den Kreis Kleve an. Er lädt angehende Ärzte ein, um ihnen zu zeigen, wie schön das Leben in der "Provinz" ist. Die Kleverin Stefanie Lajos ist Ärztin in Essen - und möchte zurück.

 Landrat Wolfgang Spreen und Stefanie Lajos vor der Kreisverwaltung in Kleve.

Landrat Wolfgang Spreen und Stefanie Lajos vor der Kreisverwaltung in Kleve.

Foto: Gottfried Evers

Im Kreis Kleve werden 2030 über 95 Hausärzte fehlen, es werden Fachärzte fehlen, Krankenhausärzte. Es ist nicht einfach, junge Menschen für den Kreis Kleve zu gewinnen, sich hier, mitten in der Provinz, scheinbar fernab von Großstädten niederzulassen. Das sieht Stefanie Lajos anders. Sie ist Ärztin im zweiten Assistenzjahr an der Unfallchirurgie/Orthopädie in den Katholischen Kliniken Essen Nord, dem St.-Vincenz-Krankenhaus.

Lajos wird noch ihre Facharzt-Ausbildung machen, und sie kann es sich sehr gut vorstellen, später im Kreis Kleve als Ärztin zu praktizieren. Denn die 28-Jährige kennt Kleve, machte hier 2005 am damaligen Johanna-Sebus-Gymnasium Abitur, ist seit Jahren maßgeblich am Klever Jugendtreff "Radhaus" engagiert. Sie weiß, dass es zur Stadsregio Nimwegen-Arnheim, der drittgrößten nach Amsterdam und Rotterdam, nur ein Katzensprung ist. Und dass die Entfernung nach Düsseldorf auch nicht wirklich groß sei.

Das wichtigste, ausschlaggebende Argument aber ist aus ihrer Sicht: "Kleve ist einfach lebenswert", sagt sie. Und - was aus ihrer Sicht viele in der Region vielleicht nicht registrieren: "Man ist jedes Mal erstaunt, wie sich Kleve wieder weiter entwickelt hat, wenn man mal wieder in der Stadt ist", urteilt sie über die Kreisstadt. Vor allem mit Blick auf das Angebot an junge Menschen, seit die Hochschule hier angesiedelt wurde.

Wichtig sei ihr, dass die Natur so nahe ist, dass es im Kreis Kleve für junge Familien attraktiv ist. Wenn sie einmal eine Familie habe, dann solle diese eben nicht in einer Großstadt aufwachsen. "Für Kinder ist es doch viel besser, behüteter im ländlichen Bereich aufzuwachsen. Man lernt die Heimat schätzen, wenn man woanders war", sinniert sie über eine mögliche Zukunft.

Eine Zukunft, in der die Work-Life-Balance stimmen sollte. Etwas, dass sie auf dem Land einfacher zu bekommen glaubt, als in einer Stadt. "Hier ist man doch sofort zur Erholung im Grünen, da muss ich gar nicht weit fahren", sagt sie. Letztlich seien die Vorteile doch nicht von der Hand zu weisen. Allein: "Man muss die Werte hier erkennen, wissen, dass es sie gibt", sagt sie. Dass Ärzte fehlen, sei nicht nur auf dem Land ein Problem, erklärt Lajos.

Das weiß auch Landrat Wolfgang Spreen: "Das Angebot gegenüber dem Bedarf ist zu gering", stellt er fest. Er bemüht sich, junge Ärzte für die Region zu begeistern. Ein probates Mittel: Die Menschen in den Kreis einladen, ihnen zeigen, wie lebenswert es in der scheinbaren Peripherie ist, wie international es hier an der Grenze zu den Niederlanden zugeht, wie international die Kreisstadt durch die Hochschulansiedlung geworden ist.

"Wir wollen zeigen, dass es hier auf dem Land ein Gesamtpaket gibt, dass viele Vorteile bietet", sagt der Landrat. Bis hin zu den deutlich günstigeren Immobilienpreisen im Vergleich zu den großen Ballungszentren. "Die familienbezogenen Vorteile sind in unserem ländlichen Kreis sehr groß", sagt Spreen. Deshalb lädt er junge Ärzte in den Kreis ein, die Region kennenzulernen. Eine Region, die aus seiner Sicht auch mit fernen Zielen sehr gut vernetzt ist. "Wir haben mit Weeze den drittgrößten Flughafen im Land NRW", sagt Spreen. Vorteile, die er im Wettlauf um junge Ärzte in die Waagschale werfen möchte. Denn auch andere Kommunen und Großstädte buhlen um die raren Mediziner.

(RP)
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