Kalkar Kalkars dritte Partnerstadt - trotz Geldnot

Kalkar · Bürgermeister Fonck hat im französischen Juvignac die Urkunde unterzeichnet. Erst 2012 ging die Nicolai-Stadt eine Partnerschaft mit dem polnischen Wolin ein. In NRW werden dagegen solche Abkommen immer seltener geschlossen.

 Bürgermeister Fonck und Juvignacs Bürgermeisterin Santonja mit der Partnerschaftsurkunde.

Bürgermeister Fonck und Juvignacs Bürgermeisterin Santonja mit der Partnerschaftsurkunde.

Foto: privat

Mit der kürzlich beurkundeten Städtepartnerschaft zwischen Kalkar und der südfranzösischen 10 000-Einwohner-Gemeinde Juvignac, die am Rande der Stadt Montpellier liegt, soll zu einem friedlichen und vereinten Europas beigetragen werden. Dies betonte Gerhard Fonck, Bürgermeister der Nicolaistadt, während des Festaktes zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde im Rathaus von Juvignac. Zugleich stellte der Bürgermeister heraus, dass die Städtepartnerschaft mit der bereits seit 18 Jahren bestehenden Schulpartnerschaft des Kalkarer Jan-Joest-Gymnasiums mit dem College Arthur Rimbaud in Juvignac eine stabile Basis habe. Die Unterzeichnung war laut Pressemitteilung der Stadt Kalkar eingebettet in ein "abwechselungsreiches Programm", das die siebenköpfige Delegation mit Bürgermeister Gerhard Fonck an der Spitze in Südfrankreich absolvierte. Gegenbesuche der Franzosen in Kalkar wurden vereinbart.

Juvignac ist nicht die erste Partnerstadt Kalkars. Seit 1978 gibt es eine solche Verbindung mit dem niederländischen Gendt. Diese Partnerschaft ist allerdings laut Harald Münzner, der in der Kalkarer Verwaltung dafür zuständig ist, schon seit vielen Jahren "eingeschlafen". Ein Grund war, dass Gendt seit 2011 mit Huissen und Bemmel die neue Gemeinde Lingewaard bildet.

Erst im Frühjahr schloss Kalkar eine die Partnerschaft mit dem polnischen Wolin. Bürgermeister Gerhard Fonck hat Wolin seither laut Harald Münzner ebenso besucht wie Teilnehmer einer SPD-Bürgerreise und eine Abordnung der Jugendfeuerwehr Kalkar. Ferner habe es "private Besuche" gegeben.

Kalkar hat also offiziell derzeit drei Städtepartnerschaften. In Deutschland haben laut dem Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) in Köln 7100 Kommunen Partnerschaften mit Städten in anderen Ländern. In NRW sind es 1038. Die Zahl steigt ständig laut einer RGRE-Sprecherin. Allerdings werden weniger Partnerschaften neu geschlossenen. So gab es seit 2003 in NRW nur 108 neue "Bündnisse", während es in der Dekade zuvor noch 282 waren. Von 2012 bis 2013 schlossen in NRW laut RGRE, der allerdings auf Meldungen aus den Städte angewiesen ist, vier Städte neue Partnerschaften — Kalkars Verbindungen mit Wolin und Juvignac sind dem RGRE bislang noch nicht gemeldet worden.

Die Gründe für den Rückgang der Neugründungen sind vielfältig. "Es hat eine gewisse Ermüdung eingesetzt", meint Martin Lehrer vom Städtebund in NRW. Zudem sei das Motiv der Versöhnung, das in früher zu Gründungen von Städtepartnerschaften beigetragen habe, "weggefallen". Ferner ermöglichten "soziale Netzwerke" im Internet Kontakte über Grenzen hinweg, und junge Leute reisten mehr als früher. Nicht zu letzt müssten manche Städte aufgrund ihrer prekären Finanzlage auf neue Städtepartnerschaften verzichten. "Finanzielle und personelle Ressourcen mancher Städte sind erschöpft", sagt auch Ines Spengler von RGRE. Da Städtepartnerschaften keine Pflichtaufgaben der Verwaltung seien, würden sie möglicherweise "hinten angestellt". Und für Martin Lehrer vom Städtetag steht fest: Städtepartnerschaften können nur lebendig sein und bleiben, wenn sich Bürger engagieren.

Auch in Kalkars Haushaltskasse herrscht Ebbe. In den nächsten zwei Jahren wird es im Etat laut Entwurf von Kämmerer Stefan Jaspers ein Defizit von je zwei Millionen Euro geben. Dennoch hat der Rat den neuen Partnerschaften zugestimmt.

Allein Willibald Kunisch (Grüne/Bündnis 90) stimmte gegen die Verbindung mit Juvignac. Das Geld hätte er lieber in die seit 18 Jahren bestehende Schulpartnerschaft, die eine "schöne, funktionierende Sache" sei, investiert gesehen. Eine neue Städtepartnerschaft, damit verbundene Dienstreisen sowie neue Ortsschilder, könne sich eine Kommune, die jeden Euro vor seiner Ausgabe umdrehen müsse, nicht leisten.

2000 Euro pro Jahr gibt Kalkar laut Harald Münzner für seine Städtepartnerschaften aus. "Das ist der grobe Rahmen, den wir einhalten", meint der Verwaltungsmitarbeiter. Davon werden auch neue Schilder angeschafft, die am Ortseingang oder an "zentralen Plätzen" auf die Partnerstädte in Polen und Frankreich hinweisen werden. Wann und wo die Schilder aufgestellt werden, darüber müssen Ausschüsse und Rat der Stadt noch entscheiden. In Wolin gibt es schon so einen Hinweis, in Juvignac heißt eine Straße "Avenue de Kalkar".

2000 Euro für Städtepartnerschaften — darüber kann sich Kalkars CDU-Fraktionschef Günther Bergmann nicht aufregen: Eine Stadt mit einem Jahres-Etat von rund 24 Millionen Euro müsse sich das leisten können — schließlich leisteten die Städtepartnerschaften einen Beitrag zu einem vereinten Europa.

(RP)
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