Niederrhein Klassenzimmer wird zum Firmensitz

Niederrhein · 13 Teams aus der Region treten bei einem Schülerfirmenwettbewerb gegeneinander an. Sie produzieren zum Beispiel Küchengeräte, Kalender oder Deko. Es geht um die kreativsten Ideen und um die lukrativsten Konzepte zur Umsetzung.

 Vasen und andere Deko-Artikel stellen die Sechst- und Siebklässler der Klever Sekundarschule her.

Vasen und andere Deko-Artikel stellen die Sechst- und Siebklässler der Klever Sekundarschule her.

Foto: Sekundarschule Kleve

Eine eigene Firma haben und damit Geld verdienen - so stellen sich viele ihre Zukunft vor. Dass das auch schon während der Schulzeit möglich ist, zeigen Projekte an einigen Schulen, bei denen die Schüler in einer eigenen Firma arbeiten und Produkte verkaufen. Das geschieht meist in der Freizeit und freiwillig. Dazu veranstaltet die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve, kurz IHK, in diesem Jahr zum 15. Mal einen Wettbewerb, bei dem die Schulen mit ihren wirtschaftsnahen Projekten gegeneinander antreten.

Mit dabei sind zwei Projekte der Gesamtschule Emmerich. Elf Fünftklässler haben dort ein Facility-Team gegründet, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Schule zu verschönern. Dabei sind die Rollen wie in einer echten Firma verteilt. Im nächsten Schuljahr werden neue Angestellte durch Stellenausschreibungen und Bewerbungsgespräche gesucht. Sogar ein kleines Gehalt fällt ab. "Das Team ist schon ganz aktiv: Die Flure werden geputzt, die Mensa aufgeräumt, ein Stromhäuschen wurde gestrichen, und wir haben kleine bepflanzte Konservendosen verkauft", erzählt Lehrerin Katharina Seidel, die die Firma betreut. Auch die sechste Klasse hat eine Firma gegründet. Unter dem Namen "KlaPri" werden Pullover und T-Shirts für Anlässe bedruckt und können auch von schulexternen Kunden gekauft werden.

Schmuck, Dekoartikel und Vasen stellt die Schülerfirma der Sekundarschule in Kleve her. 14 Mädchen aus den Klassen 6 und 7 verkaufen die Sachen unter anderem am Tag der offenen Tür. "Die Schülerinnen erfahren wichtige Informationen zum An- und Verkauf von Waren und wie man einen Verkauf organisiert. Wir haben auch schon einige Aufträge erhalten", berichtet die betreuende Pädagogin Judith Ricken.

Würze in den Wettbewerb bringt das Projekt der Sankt-Anno-Hauptschule in Straelen/Wachtendonk: Elf Zehntklässler stellen hochwertige Pfeffer- und Muskatmühlen her. Seit ein paar Jahren gibt es ein Drechselprojekt an der Schule. Jetzt entstand die Idee, Mühlen anzufertigen. "Die Schüler schaffen am Tag vier bis fünf Stück. Es wird also keine Massenproduktion sein", erklärt Lehrer Hans-Hermann Terkatz. Für den Verkauf sind die Produzenten bereits im Gespräch mit der Stadt. Auch ein Haushaltswarengeschäft hat Interesse gezeigt. "Dort werden seit Jahren keine Muskatmühlen mehr verkauft, unsere gefällt dem Inhaber", freut sich Terkatz. "Die Schüler sind alle bei der Sache. Die Schulmüdigkeit, die sich sonst in der zehnten Klasse oft einstellt, ist bis jetzt nicht eingetreten."

An der Gaesdonck in Goch wird ohne die Hilfe einer Lehrperson gearbeitet. Die Idee von sechs Oberstufenschülern ist direkt für ihre Schule gedacht: Ein Terminplaner, auf die Bedürfnisse der Gaesdonck zugeschnitten. "Wir haben zum Beispiel jeden zweiten Samstag Schule. Es gibt allerdings kaum ein Hausaufgabenheft, in dem der Samstag vermerkt ist", erklärt Firmen-Mitglied Matthias Quick. In dem Kalender in Ringbuch-Optik sollen zudem die Schulordnung stehen und Entwürfe für Entschuldigungsschreiben zu finden sein. "Das erleichtert die Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern. Außerdem können wir genau eintragen, wann freie Tage sind oder wichtige Veranstaltungen stattfinden."

An dem Wettbewerb treten insgesamt 13 Teams an. Alle bekamen ein Startkapital von 500 Euro von der IHK. Wer am Ende das Preisgeld von 1500 Euro gewinnt, darüber entscheidet eine Jury Ende Juni. "Es werden bei der Beurteilung vier Kriterien berücksichtigt: wie innovativ die Idee ist, wie erfolgreich die Umsetzung gelungen ist, ob es auch einen Wirtschaftsbezug über die Schule hinaus gibt und schließlich die Präsentation. Die Schüler müssen ihr Projekt sowohl mündlich als auch mit einem Poster vor der Jury vorstellen", erklärt Robert Schweizog von der IHK. Vor der Entscheidung stehen Ende Mai noch Videotermine an, bei denen die Schüler und ihre Firmen gefilmt werden.

(RP)
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