Kleve Klaviersommer: Ein Brüder-Paar am Flügel

Kleve · Bestes Klaviersommerwetter und ein Brüderpaar als Piano-Duo an einem Flügel: das lockte 700 Zuhörer in den Forstgarten Kleve. Beim Abschlusskonzert des 28. Klevischen Klaviersommers zeigte sich die Konzertreihe mit allen Facetten von ihrer schönsten Seite. Bei keinem anderen Konzert waren so viele Picknickdecken ausgelegt, auf denen gelauscht oder gelesen wurde. Auch die "applaudierenden" Hunde gehören zum Programm wie fröhlich spielende Kinder im Hintergrund und gebannt lauschende Musikliebhaber auf ihren Klappstühlen.

Dazu gaben die Brüder Martijn und Stefan Blaak aus den Niederlanden ein ansprechendes und anspruchsvolles Konzert: Rossinis Ouverture La gazza ladra ("Die diebische Elster"), Schuberts Variations sur un thème original D813 sowie nach der Pause den berühmten "Danse Macabre" von Saint Saëns sowie Auszüge aus Rachmaninoffs "Six Morceaux" op. 11. Die sympathischen Pianistenbrüder erschienen bis auf die Schuhe ähnlich gekleidet und gaben nicht nur optisch ein gutes Bild ab, sondern lieferten vor allem musikalisch eine zum Forstgarten und der Atmosphäre passende großartige Interpretation der Werkauswahl.

Und wenn Geschwister musizieren, schwingt immer auch die Erwartung mit, es möge ein besonderes Zusammenspiel ergeben: Genau so war es dann auch. Die Brüder Blaak spielten aus einem natürlichenGuss, mit viel Ähnlichkeit in der ausgefeilten Interpretation, der Dynamik, dann auch in Mimik und Gestik und doch jeder mit seinem eigenen, wohl herausgearbeiteten Part. Die eingängige Rossini-Ouvertüre, quasi ein "Evergreen", eröffnete spritzig den Reigen.

In den Schubert-Variationen zeigten die beiden Pianisten schön das Musikantische und Schuberts Spiel zwischen echter und vorgespielter Naivität. Der makabre Charakter des "Totentanzes" kam in der durchsichtigen, klaren Interpretation hervorragend zur Geltung - "Wie gut, dass wir nicht auf dem Friedhof sitzen und keine Skelette sind", hatte Moderator Hans Linnartz dieses Werk humorig angekündigt. Die Zugaben, Johannes Brahms' Ungarischer Tanz Nr.

5 und der "Säbeltanz" des armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan beschlossen die Veranstaltung glänzend. Stehende Ovationen und Bravo-Rufe galten dem begabten Brüderpaar, das als Abschluss des Klaviersommers ein wunderbares Konzert gegeben hatte. Eine Signierstunde gaben die beiden spontan und zu einem netten Plausch bereit, was viele Besucher nutzten. Und wieder wurde deutlich: der Klaviersommer gehört zum Klever Kulturleben dazu und ist fest eingebettet in das Ausflugsprogramm von großen und kleinen Musikliebhabern.

(RP)
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