Kreis Kleve Bauern stellen sich den Tierschützern

Kreis Kleve · Der Verein Deutsches Tierschutzbüro demonstrierte gestern in der Klever Fußgängerzone gegen Massentierhaltung. 30 Landwirte lieferten sich einen Schlagabtausch mit den Aktivisten. Auch beim "Bauerntag" war dies ein Thema.

 Weil das Deutsche Tierschutzbüro am Montag seinen Anhänger mit den sogenannten "Bauernregeln" in der Klever Fußgängerzone aufstellte, mobilisierten sich rund 30 Landwirte am Elsabrunnen. Vorneweg Bernd Hesseling vom Bauernmarkt Lindchen im Schlagabtausch mit den Aktivisten.

Weil das Deutsche Tierschutzbüro am Montag seinen Anhänger mit den sogenannten "Bauernregeln" in der Klever Fußgängerzone aufstellte, mobilisierten sich rund 30 Landwirte am Elsabrunnen. Vorneweg Bernd Hesseling vom Bauernmarkt Lindchen im Schlagabtausch mit den Aktivisten.

Foto: Julia Lörcks

Das wollten sich die Bauern nicht gefallen lassen: Als sie am Montagmorgen im Internet von der Demonstration des Vereins Deutsches Tierschutzbüro in der Klever Fußgängerzone lasen, mobilisierten sie sich kurzerhand. Mit gelben Transparenten um den Hals und zwei Eseln im Gepäck fuhren sie ebenfalls nach Kleve und lieferten sich am Elsabrunnen einen Schlagabtausch mit den Aktivisten aus Sankt Augustin. Allen voran Bernd Hesseling vom Bauernmarkt Lindchen. "Hier im Kreis Kleve gibt es die besten Bauern der Welt. Wir sind es, die tagtäglich den Tierschutz leben. Wir, die kleinen Familienbetriebe", rief Hesseling. Zustimmung von den Bauern.

Etwa 30 von ihnen, überwiegend Junglandwirte aus Uedem wie Pferdehalter Bernd Verhasselt (34) zum Beispiel, standen Hesseling am Montag zur Seite. Ungläubig schauten sie zu, wie zwei Aktivisten des Tierschutzbüros die sogenannten "Bauernregeln" thematisierten. Wie berichtet, handelt es sich dabei um eine Kampagne von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, wogegen die Bauern bereits vor zwei Wochen lautstark in Kleve protestierten. Hendricks räumte daraufhin Fehler ein und trifft sich heute mit Landwirten aus dem Kreis zum Dialog im Uedemer Bürgerhaus.

Das Gespräch suchten gestern Morgen auch die Bauern in Kleve. "Waren Sie schon einmal in einem Schweinestall?", fragte Gerd Scholten. Der 53 Jahre alte Sauenzüchter aus Keppeln lud die Tierschützer zum Probearbeiten ein. Aktivist Michael Seitz, der nach eigenen Angaben jahrelang in einer Tierklinik arbeitete, schlug die Einladung aus. Anders als die Bauern findet er die Plakate von Ministerin Hendricks gelungen. "Sie trifft genau den Nerv der Zeit. Sie macht auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam." Am gestrigen Montag in Kleve. In den nächsten Tagen in Bonn und Mainz. So lautet zumindest der Plan der Tierschützer.

Die Bauernregel-Kampagne war gestern auch Thema beim "Bauerntag" der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) im Bildungszentrum Wasserburg Rindern. Unter dem Motto "Wohin soll's gehen mit der (Land-)Wirtschaft in NRW?" diskutierten NRW-Landtagskandidaten aus dem Kreis Kleve mit dem Publikum, darunter viele Landwirte.

Nach einer Vorstellungsrunde der Kandidaten war es Kreislandwirt Josef Peters, der die Diskussionsrunde mit einer Stellungnahme zur Plakataktion aus dem Umweltministerium von Barbara Hendricks eröffnete: "Frau Hendricks sollte sich auf Umweltpolitik konzentrieren, statt sich in die Landwirtschaft einzumischen. Wir fühlen uns als Umweltsünder stigmatisiert." Peters zeigte sich irritiert darüber, "dass bestimmte Organisationen nun genau die Plakate von Frau Hendricks für ihre Zwecke gebrauchen". Er frage sich, ob das Umweltministerium dazu sein Einverständnis gegeben habe. "Was läuft da im Hintergrund?", fragte er in die Runde.

SPD-Kandidat Thorsten Rupp, der jahrelang für Hendricks gearbeitet hatte, entgegnete, dass er die Aufregung um die Plakate wahrgenommen habe. "Frau Hendricks hat sich entschuldigt und gesagt, dass es nicht ihre Absicht war, die Bauern an den Pranger zu stellen. Trotzdem sind die Themen richtig und wichtig", sagte Rupp. Er kündigte an, bald einen Praktikumstag bei einem Milchviehbetrieb machen zu wollen, um so Einblicke in den Arbeitsalltag eines Landwirts zu erhalten.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Günther Bergmann nannte die Plakataktion "unsäglich". Hierzulande seien die Hygienestandards in den Ställen so hoch wie sonst nirgends. Für Ben Dinklage, FDP-Landtagskandidat für den Süden des Kreises Kleve, ist die Plakataktion "respektlos gegenüber einem ganzen Berufsstand".

(jul)
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