Udo Janssen, Cdu-Bürgermeisterkandidat "Kleve behutsam weiter entwickeln"

Kleve · Die Wahl im Kolpinghaus fiel extrem eng aus. Auch Landrat Spreen und Bürgermeister Brauer gratulierten dem Sieger.

 Mit neuer Brille bei der Bewerbungsrede: Udo Janssen.

Mit neuer Brille bei der Bewerbungsrede: Udo Janssen.

Foto: Gottfried Evers

Kleve Udo Janssen ist Bürgermeisterkandidat der Klever CDU. Nach einem spannenden und für viele Kenner der Klever Politszene nicht minder überraschenden Wahlabend setzte sich der 51-jährige Jurist gegen den als Favorit gehandelten Wolfgang Gebing durch. Nach dem Sieg und einer Nacht äußerte sich Janssen gestern zu dem Erfolg.

Die Taktik, Ihre Kandidatur erst einen Tag vor der Versammlung bekannt zu geben, ist aufgegangen.

Udo Janssen Das war keine Taktik. Ich habe mich spät entschieden, aber dennoch zeitig vor der Wahl dem Stadtverbandsvorsitzenden mitgeteilt, dass ich antreten werde. Wäre es mir darum gegangen, so spät wie möglich meine Kandidatur bekannt zu geben, hätte ich dies erst auf der Versammlung tun können. Ich habe für mich eine Chance gesehen, gewählt zu werden. Und weil es zu meinem Demokratieverständnis gehört, wenn man bei einer Wahl auch eine Entscheidungsmöglichkeit hat, bin ich angetreten.

Sie haben sich mit 78:76 Stimmen durchgesetzt. Sind knappe Siege schöner?

Janssen Jeder Sieg ist schön. Dass es knapp war, zeugt davon, dass es zwei gute Kandidaten gab. Wolfgang Gebing war ein guter Kandidat, der mir zu dem Erfolg gratuliert hat. Das hätte ich ebenso getan. Auch Bürgermeister Theo Brauer und Landrat Wolfgang Spreen haben mich herzlich beglückwünscht.

Auf dem Foto in der RP, das Sie nach Bekanntgabe des Ergebnisses zeigt, wirken Sie extrem euphorisch. Wie ist der Abend für Sie weiter abgelaufen?

Janssen Zu dem Bild kann ich nur sagen: Man wird doch wohl Emotionen zeigen dürfen. Bleibe ich sitzen, macht man mir den Vorwurf "Guck mal, der freut sich noch nicht einmal". Nachdem die Versammlung beendet war, bin ich mit meiner Frau nach Hause gefahren, wo wir uns über den Abend unterhalten haben. Und heute sitze ich wieder im Büro.

Worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück?

Janssen Ich habe offenbar mit meiner Rede die Mitglieder überzeugen können. Meine Einstellungen und Ansichten zu den Themen in Kleve sind auch aufgrund meiner 15-jährigen Amtszeit als Fraktionsvorsitzender bekannt. Man weiß, wofür ich stehe.

Und wofür stehen Sie?

Janssen Ich stehe für eine behutsame Weiterentwicklung von Kleve. Ich will unter anderem auch die Verwaltungsvorgänge straffen und für zeitnahere Entscheidungen sorgen. Ebenso wie beim Thema Schulpolitik, wo es im Sinne aller Beteiligten notwendig ist, Planungssicherheit zu schaffen. Ein weiteres meiner Hauptanliegen ist die Stärkung der Ortschaften.

Mit 158 Mitgliedern war die Versammlung gut besucht. Es heißt, dass gerade Ihre Unterstützer im Vorfeld ordentlich getrommelt haben. Teilen Sie eine getroffene Aussage, in der es sinngemäß heißt, es sei Stimmvieh angekarrt worden?

Janssen Parteimitglieder als Stimmvieh zu bezeichnen, das wäre deplatziert. Für Wolfgang Gebing wurde ebensoviel geworben wie für mich. Jeder ist in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens in Kleve aktiv, doch war dies nicht entscheidend für den Ausgang. Man darf den CDU-Mitgliedern zutrauen, dass sie sich unabhängig davon, wer in welchem Verein aktiv ist, eine Meinung bilden.

Apropos CDU-Mitglieder. Die Partei war bei der Entscheidung im Kolpinghaus gespalten. Wird sich dieser Schnitt auch weiterhin innerhalb der Stadtverbandes bemerkbar machen?

Janssen Wir werden jetzt zunächst während der Weihnachtstage und des Jahreswechsels Ruhe einkehren lassen. Anfang Januar geht es dann darum, die Stellen, an denen es Probleme gibt, abzuarbeiten. Alle in der Klever CDU wissen, dass wir unsere Ziele nur gemeinsam umsetzen können. Ich baue dabei auch auf die Unterstützung von Wolfgang Gebing und den Parteimitgliedern, die mich nicht gewählt haben. Genauso wie ich mich auch für sie einsetze.

Nach Ihrer Wahl zum Bürgermeisterkandidaten wird darüber spekuliert, ob sich Bündnis 90/Die Grünen jetzt dezent aus der Koalition mit der CDU zurückziehen, da sie Probleme mit Ihnen haben. Teilen Sie die Annahme?

Janssen Überhaupt nicht. Ich habe zehn Jahre als Fraktionsvorsitzender der CDU zusammen mit den Grünen Politik in Kleve gemacht. Wieso sollte die Einstellung des langjährigen Bündnispartners sich mir gegenüber jetzt ändern?

DAS GESPRÄCH FÜHRTE RP-REDAKTEUR PETER JANSSEN

(RP)
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