Offener Ganztag in Kleve 130 Kinder warten auf Ganztags-Platz

Kleve · Die Betreuungsquote im Offenen Ganztag an Grundschulen in Kleve liegt bei 41 Prozent - für mehr fehlen die Räume. Eltern kritisieren, dass die Zusage für OGS-Plätze erst weit nach den Zusagen für die Schulplätze kommen.

 Ein leeres Klassenzimmer (Symbolbild).

Ein leeres Klassenzimmer (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/Maroke

Für Daniela Schürmann bedeutete die Absage im vergangenen Jahr eine Katastrophe. Ihr Sohn wechselte zu Beginn des 2. Schuljahres an die Grundschule An den Linden. Bereits im März 2017 hatte sie ihren Sohn für einen Platz an der Offenen Ganztagsschule (OGS) angemeldet, am ersten Schultag kam dann der Bescheid: Lenjo bekommt keinen Platz und steht auf der Warteliste. "Ich konnte meinen damaligen Job so nicht mehr weitermachen", sagt Schürmann. "Ich musste mich umorientieren."

Glücklicher verlief es bei der vierfachen Mutter im Fall ihrer Zwillinge Malina und Milana. Im vergangenen November 2017 erhielt Schürmann die Zusagen für den Grundschulplatz, Ende der Osterferien dann die Zusagen für die OGS. "Die Zusagen werden derart zeitversetzt verschickt, für Eltern bedeutet das langes Zittern und Bangen", sagt die Kleverin.

Das Problem des langen Wartens ist auch der Caritas bekannt. Sie ist einer von mehreren Trägern, die sich um den OGS-Betrieb an Klever Grundschulen kümmert. "Die Eltern melden ihre Kinder für die Grundschule im Oktober an, dann erfolgt die Schuleingangsuntersuchung noch bis Februar/März des darauffolgenden Jahres", berichtet Detmar Pommering, Diplom-Sozialarbeiter bei der Caritas.

Erst nachdem alle Kinder die Untersuchung durchlaufen haben, erhalten die Eltern eine verbindliche Zusage über den Schulbesuch. "Diese Rückmeldung erfolgt zeitgleich für alle Grundschulen in Kleve. Erst dann kann sich die Schule mit uns über die Vergabe der OGS-Plätze Gedanken machen", erläutert Pommering weiter. Es mache keinen Sinn vorab einen OGS-Platz zu vergeben, ohne sicher zu wissen, dass das Kind tatsächlich an diese Schule komme. Auch die Vorsitzende des Schulausschusses, Petra Tekath (SPD), würde es begrüßen, wenn die Bescheide zeitnah bei den Eltern wären. "Aber auch Kinder, die vielleicht nicht auf die Wunsch-Grundschule gehen können, sollten bei anderen Schulen noch eine Chance auf OGS haben."

Keine Möglichkeit auf einen OGS-Platz haben aktuell 130 Kinder in Kleve. Sie stehen auf der Warteliste. Ganz oben steht die Grundschule An den Linden mit 53 wartenden Schülern, gefolgt von der Karl-Leisner-Schule mit 42 und die Marienschule Materborn mit 17.

Die Nachfrage übertrifft das Angebot: Kleve bietet an sieben Grundschulen in 29 Gruppen derzeit 674 Schülern einen Platz im Offenen Ganztag an. Das entspricht einer Quote von 41 Prozent. Im Schuljahr 2015/2016 lag sie bei 39 Prozent, 2016/2017 ebenfalls bei 41. "Wir hinken etwas hinterher und konnten noch nicht auf die wachsenden Zahlen reagieren", sagt Lutz Levermann, Fachleiter für OGS bei der Awo in Hinblick auf die Karls-Leisner-Schule.

Die Träger erwarten, dass der Bedarf an OGS-Plätzen zukünftig weiter steigt. Doch es fehlt an Raum und Platz. "Die Stadt Kleve arbeitet lösungsorientiert", sagt Pommering von der Caritas. "Jedoch kann nur dann aufgestockt werden, wenn auch die räumlichen Ressourcen in der jeweiligen Schule zur Verfügung stehen. Genau an dieser Stelle hakt es." Mittlerweile sei jeder Quadratmeter ausgelotet und verplant. Zusätzlicher Raumbedarf könne jetzt nur mit Hilfe von Um- und Anbauten realisiert werden.

"Uns fehlen aktuell fünf Gruppen, um den Bedarf zu decken", sagt Tekath. "Wir müssen das Problem mit kreativen Ideen lösen." Eine Sprecherin der Stadt sagte, dass derzeit ein Büro mit der Begutachtung des Offenen Ganztags beauftragt sei.

Die Caritas sieht indessen nicht nur die Kommune, sondern auch das Land NRW in der Pflicht. "Das Land finanziert in erster Linie den Offenen Ganztag. Die Kommunen sind nicht verpflichtet - neben dem Elternbeitrag - eine zusätzliche Finanzierung sicherzustellen", sagt Pommering. "Die Stadt Kleve zahlt jedoch pro Schüler und Jahr mehrere Hundert Euro."

Wer auch in der Pflicht sei, sagt Pommering weiter, seien die Eltern. Besonders, wenn es darum ginge, OGS-Plätze, die nicht benötigt werden, so schnell wie möglich wieder abzumelden. Genau das hat Daniela Schürmann im Fall ihrer Zwillinge gemacht. "Wir haben bei der Stadt und der Schule Bescheid gegeben, dass Malina und Milana keine OGS-Plätze benötigen, wir bekommen es auch ohne Betreuung hin", sagt die Kleverin.

(laha)
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