Kleve Heute Mordprozess vor dem Schwurgericht

Kleve · Zwei Brüder sollen vor einem Klever Supermarkt einen 43-jährigen Mann niedergestochen haben. Heute findet der Prozess im Schwurgericht statt.

Mann stirbt bei Messerstecherei in Kleve
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Mann stirbt bei Messerstecherei in Kleve

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Foto: Stade, Klaus-Dieter

Mit 44 Messerstichen — dies ergab eine Obduktion der Leiche — war am 31. März dieses Jahres gegen 17.50 Uhr ein 43 Jahre alter türkisch-stämmiger Mann im Kassenbereich des "Lidl"-Supermarktes an der Materborner Allee von zwei Männern niedergestochen worden. Die blutige Gewalttat ereignete sich vor den Augen der Supermarkt-Angestellten und denen zahlreicher Kunden.

Aufgrund der Brutalität und der Öffentlichkeit der Tat erregte das Verbrechen schon damals viel Aufsehen. Als mutmaßliche Täter sind heute ab 9 Uhr im Saal A 105 vor der 4. Strafkammer des Schwurgerichtes am Klever Landgericht zwei türkisch-stämmige Brüder — 31und 22 Jahre alt, wohnhaft in Bedburg-Hau — des Mordes aus niederen Beweggründen ($ 211 StGB) angeklagt.

Das Urteil für die beiden Brüder wird der Vorsitzende Richter der 4. Strafkammer, Ulrich Knickrehm, am letzten Prozesstag verkünden. Ihm zur Seite sitzen während der Verhandlungen und bei der Urteilsfindung zwei weitere Berufsrichter sowie zwei ehrenamtliche Schöffen.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft bestanden zwischen der Familie der nun Angeklagten und der Familie des späteren Opfers schon in der Vergangenheit zahlreiche Konflikte. 2008 hatte das spätere Opfer versucht, einen Bruder der Angeklagten zu töten, wofür er damals zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt worden war und diese auch verbüßt hatte. Mit dieser Strafe hätten sich die ab heute auf der Anklagebank sitzenden Brüder jedoch nicht zufrieden gegeben, sondern sich zur Wiederherstellung der Ehre ihrer Familie entschlossen.

Laut Anklage spürten die Angeklagten deshalb mit Messern bewaffnet am 31. März das Opfer in dem Supermarkt auf und griffen ihn dort im Ausgangsbereich an. Die Angeklagten haben laut Anklage mit ihren Messern mit teils wuchtigen Stichen auf das Opfer wahllos eingestochen. Der 43-Jährige sei kurze Zeit darauf an den multiplen Verletzungen durch Verbluten nach innen und außen gestorben.

Die Angeklagten flüchteten mit einem Auto über die A 57. Nahe Rheinberg konnten Polizeibeamte die Männer jedoch noch am Abend festnehmen. Die mutmaßlichen Täter hatten die Behörde zuvor telefonisch über ihren Aufenthaltsort informiert.

Ein Angeklagter hat sich in seinen Vernehmungen zur Tat geäußert. Der andere Angeklagte machte bislang von seinem Schweigerecht Gebrauch. Zu den Hauptverhandlungsterminen sind insgesamt 32 Zeugen und zwei Sachverständige geladen. Geplante Prozesstage sind der 23., 30., 31. Oktober sowie der 3. und 5. November — jeweils ab 9 Uhr.

Zu den Verhandlungen wird mit einem großen öffentlichen Interesse gerechnet. Da seit kurzem jeder, der das Klever Landgericht betreten will, eine neue Sicherheitsschleuse passieren muss, rät ein Sprecher der Justiz alle, rechtzeitig zu erscheinen. "Es wird sicherlich aufgrund der Kontrollen zu Verzögerungen beim Einlass kommen", warnte der Behördensprecher.

Auch weil zu erwarten ist, dass Verwandte der zerstrittenen türkisch-stämmigen Familie als Zuschauer an dem Prozess teilnehmen wollen, hat die Justiz die Polizei um Unterstützung bei der Gewährleistung der Sicherheit rund um den Mordprozess gebeten. "Wir sind informiert worden und werden am Landgericht Präsenz zeigen", sagte ein Sprecher der Klever Polizei.

In großer Zahl werden auch Journalisten den Prozess verfolgen.Kamerateams von TV-Anstalten haben laut einem Gerichtssprecher sich ebenso akkreditieren lassen wie Foto- und Textreporter von überregionalen und lokalen Zeitungen.

(rp)
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