Prozess in Kleve Supermarkt-Räuber legt Geständnis ab

Kleve · Ein 40-jähriger Klever gab am Montag am Landgericht zu, dass er den Edeka-Drunkemühle-Markt in Materborn mit einer Schusswaffe überfallen hatte. Der Grund war, dass er Geld für seine Heroin-Sucht brauchte.

 Am 29. Juli 2016 wurde der mittlerweile geschlossene Edeka-Markt von Drunkemühle in Materborn mit Waffengewalt überfallen.

Am 29. Juli 2016 wurde der mittlerweile geschlossene Edeka-Markt von Drunkemühle in Materborn mit Waffengewalt überfallen.

Foto: Stade

Diesen Freitagmorgen im Juli des vergangenen Jahres werden die Angestellten des Edeka-Markts von Drunkemühle in Materborn wohl nicht so schnell vergessen. 20 Minuten nach Geschäftseröffnung betritt ein Mann mit einem Motorradhelm auf dem Kopf den Laden am Gemeindeweg, zückt eine Pistole und fordert Geld. Kurze Zeit später fallen Schüsse.

Seit Montag muss sich ein 40-jähriger Klever am Landgericht Kleve wegen schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Gleich zu Beginn der Hauptverhandlung gab der Angeklagte zu, bei dem Überfall einen Mitarbeiter des Supermarkts mit einer Pistole schwer verletzt zu haben und anschließend, ohne Beute geflüchtet zu sein. "Ich kann mich nur ganz schwer an die Tat erinnern, aber es war wohl alles so, wie es die Staatsanwältin gesagt hat", so der Angeklagte.

Ganz deutliche Erinnerungen an das Tatgeschehen haben hingegen die Angestellten des Edeka-Markts, der seit Ende vergangenen Jahres geschlossen ist, und der dort untergebrachten Filiale der Bäckerei Heicks & Teutenberg. Der damalige Marktleiter schilderte vor Gericht, wie er von einer 68-jährigen Verkäuferin zu Hilfe geholt wurde, nachdem diese von dem Räuber mit einer Schusswaffe bedroht worden war. "So blöd wie ich war, bin ich dazwischengegangen", sagte der 50-Jährige. Er habe sich auf den Räuber gestürzt, es kam zur Rangelei. "Dann fielen Schüsse, dann habe ich noch ein Paar auf den Kopf gekriegt, dann war der Mann weg", fasste der Marktleiter das Tatgeschehen zusammen. Drei Mal hatte der Räuber in die Luft geschossen, dann drei Mal mit der Pistole auf den Kopf des Marktleiters eingeschlagen. Seine stark blutenden Kopfwunden mussten später im Klever Krankenhaus genäht werden.

Zwei Bäckerfachverkäuferinnen berichteten der Kammer um Richter Jürgen Ruby, wie sie hinter der Bäckereitheke in Deckung gingen, während wenige Meter weiter der Räuber und der Marktleiter kämpften. Dass es sich lediglich um eine Schreckschusswaffe handelte, die der Mann mit dem Helm in der Hand hielt, wussten sie damals nicht. Beiden Verkäuferinnen hat der Überfall seelisch schwer zu schaffen gemacht. Eine der beiden ist noch heute, ein dreiviertel Jahr nach dem Überfall, in therapeutischer Behandlung und sie muss Tabletten nehmen.

Angeklagter bittet um Entschuldigung

Der Angeklagte bat vor Gericht alle Zeugen, ihm seine Tat zu entschuldigen. "Es tut mir sehr leid, was ich ihnen angetan habe", sagte der 40-Jährige. Der Tat sei eine für ihn schlimme Nacht vorausgegangen, berichtete der Angeklagte. "Ich war sehr krank", sagte der Klever, der damit seine Entzugserscheinungen zu umschreiben versuchte. Zwölf Jahre lang habe er unter anderem Heroin konsumiert, zuletzt drei Gramm täglich. Der gebürtige Russe, der 1992 nach Kleve kam, ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Diebstahls, Körperverletzung und versuchter Erpressung, saß bereits wegen Handels mit Betäubungsmitteln im Gefängnis. Nach dem Überfall war er zu einer Freundin nach Daun in der Eifel geflüchtet, dort wurde er von der Polizei festgenommen.

Der Prozess wird am 29. März fortgesetzt. Dann wird Dr. Jack Kreutz sein psychiatrisches Gutachten über den Angeklagten vortragen.

(RP)
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