Kleve Klever beschwert sich über Polizisten

Kleve · Er wirft den Beamten vor, ihn "brutal" angegangen zu haben. Die Polizei schildert den Fall anders.

Etwas mehr als zwei Wochen sind bereits seit dem Einsatz vergangen, bei dem mehrere Polizisten ein Mädchen aus einer Klever Wohnung abholen wollten, um sie zurück in eine Gocher Jugendeinrichtung zu bringen. Sie war dort Wochen zuvor abgehauen und fand bei ihrem Vater Unterschlupf, obwohl ein Gericht angeordnet hatte, das Mädchen aus der Familie zu holen.

Als dann aber der Vater nach Hause kam und die Beamten fragte, warum sie seine Tochter abholten, nutzte die Jugendliche die Situation, um aus der Wohnung zu flüchten. Den Polizisten gelang es jedoch, sie zu fassen.

Was sich anschließend auf der Straße abspielte, bezeichnet Ruslan Nytyuk, der Vater des Mädchens, als "brutale Aktion". "Die Polizisten haben meine Tochter geschubst und ich habe sie gefragt was das solle", sagt er. Dann hätten die Beamten nach seinem Ausweis gefragt, den er aber gerade nicht dabei gehabt hätte und ihn in Gewahrsam genommen. "Sie haben mich auf den Boden geworfen und gedrückt und dann auf die Wache gebracht", sagt Nytyuk. Dort seien seine Personalien festgestellt und er kurz befragt worden. "Als ich mich dann über das Vorgehen der Polizisten beschweren und Anzeige erstatten wollte, wurde ich einfach aus der Wache herausgeschmissen", sagt Ruslan Nytyuk, der das Ganze mit seinem Smartphone aufgenommen hat.

Im Anschluss habe er ein Krankenhaus aufgesucht und sich behandeln lassen. Im Befund, der der RP vorliegt, stellte der behandelnde Arzt eine Prellung des Brustkorbs, eine Zerrung der Halswirbelsäule und Druckverletzungen an den Handgelenken fest und empfiehlt eine ausreichende Therapie mit Schmerzmitteln, um eine regelmäßige Atmung zu gewährleisten.

Die Polizei bestätigt zwar, dass sie ausgerückt sei, um die Tochter wieder in die Einrichtung zurückzubringen, schildert den Fall jedoch anders. So habe der Vater den Einsatz behindert und danach auf der Straße die Beamten beleidigt. Dabei sei es laut Polizeisprecher Michael Ermers nicht bei "du komischer Vogel" - wie Nytyuk sagte - geblieben, vielmehr seien beleidigendere Ausdrücke gefallen. "Da er wegen seines fehlendes Ausweises nicht in den Einsatzwagen steigen wollte, haben die Kollegen ihn fixiert und ihm Handschellen angelegt", sagt Ermers. Zudem hätten die Beamten Anzeige wegen Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte erstattet. Warum genau Ruslan Nytyuk aber vor Ort keine Anzeige gegen die Beamten aufgeben konnte, sei in den Einsatzprotokollen nicht zu finden. "Grundsätzlich ist das immer möglich", sagt der Sprecher der Polizei.

Inzwischen ist Nytyuks Anzeige aber aufgenommen worden. "Unser Beschwerdemanagement hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt", sagt Michael Ermers. Gegen die am Einsatz beteiligten Beamten läuft nun ein Ermittlungsverfahren, das von der entsprechenden Abteilung der Kreispolizei in Kalkar geleitet wird. Es liegt nun an der Staatsanwaltschaft, ob der Fall weiterverfolgt oder eingestellt wird.

(maxk)
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