Kleve Klever Kulturgut in Gefahr

Kleve · Das Klever Museum Kurhaus droht, die Hl. Drei Könige von Henrik Douverman zu verlieren. In einer konzertierten Aktion versuchen Freundeskreis, die Ernst-von-Siemens- und andere Stiftungen das wertvolle Gut für Kleve zu halten.

 Balthasar, Melchior und Caspar - die Heiligen Drei Könige von Henrik Doverman (v.l.).

Balthasar, Melchior und Caspar - die Heiligen Drei Könige von Henrik Doverman (v.l.).

Foto: Gottfried Evers

Seit zehn Jahren stehen sie still auf einer der Emporen: Die Heiligen Drei Könige, die der Schnitzer Henrik Douverman 1535 als große Standfiguren von knapp einem Meter Größe ins harte Eichenholz schnitt und die ursprünglich wohl farblich gefasst waren. Es sind grandios ausgeführte und ausgesprochen gut erhaltene Exemplare, die die ganze Genialität des Schöpfers des Kalkarer "Sieben-Schmerzen-Altars", Henrik Douverman, zeigen. Dabei braucht Douverman den Vergleich mit seinem berühmten Zeitgenossen Riemenschneider nicht zu scheuen. 2005 kamen die Figuren als Dauerleihgabe aus einer Privatsammlung nach Kleve, nachdem sie plötzlich im Kunsthandel aufgetaucht waren. Nach dem Tod des Leihgebers haben jetzt die Erben beschlossen, die Figuren zu verkaufen. Im Raum steht ein hoher sechsstelliger Eurobetrag. Kauft das Kurhaus die wichtige Gruppe, wäre sie für den Niederrhein gerettet. Es wäre der teuerste Ankauf seit Bestehen des Museums, sagt Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde.

 König Melchior präsentiert sein Geschenk.

König Melchior präsentiert sein Geschenk.

Foto: Evers Gottfried

"Bei uns schrillten sofort die Alarmglocken. Wir wollen ja nicht, dass das Klever Kulturgut ins Ausland geht - das Stundenbuch der Katharina von Kleve ist schon in New York, dann müssen wir wenigstens die Drei Könige halten", konstatiert Valentina Vlasic vom Museum Kurhaus. Denn auch wenn die Erben letztlich dem Museum Kurhaus gewogen sind, Kleve als den wirklich wahren Standort für die Figuren anerkennen und dem Museum Vorkaufsrecht eingeräumt haben (so Vlasic), will der Ankauf erst einmal gestemmt werden. "Wir haben sofort Kontakt mit diversen Stiftungen aufgenommen, darunter die Ernst-von-Siemens-Stiftung und die Kulturstiftung der Länder. Der Generalsekretär der Ernst-von-Siemens-Stiftung, Dr. Martin Hoernes, sagte mündlich bereits Unterstützung zu. Auch sonst sind wir auf offene Ohren gestoßen", erklärt Kunde. Dennoch: Neben den Stiftungen wird auch der Freundeskreis helfen müssen, das Kulturgut in Kleve zu halten. "Der Ankauf dieser Figuren wird unser großes Projekt für das Jahr 2017", sagt Freundeskreisvorsitzender und Sparkassendirektor Wilfried Röth. Ein Projekt, das man neben der Unterstützung für die Sammlung Wörner auch stemmen wolle, fügt Freundeskreis-Schatzmeister Dr. Harald Korth hinzu. Der Freundeskreis ist auch der Antragsteller für den Ankauf der Figuren. Röth erwartet bei aller erhofften Unterstützung aber noch eine "nicht zu unterschätzende Differenz", die für den Erwerb der Figuren aufgebracht werden muss, wenn die Summen auf dem Tisch liegen.

Wie hoch die Summen genau sind, können Korth und Röth noch nicht beziffern. "Wir sind in einem laufenden Verfahren", sagt Korth. Auf der einen Seite sei man weiter auf der Suche nach einer tatkräftigen Unterstützung für den Ankauf der Figuren, auf der anderen müssen die Könige von Gutachtern noch beurteilt und geschätzt werden. Die vom Klever Museum vorgeschlagenen Gutachter - jeweils Experten für mittelalterliche Kunst - hat die Kulturstiftung der Länder akzeptiert, sagt Vlasic.

 Dr. Harald Korth, Prof. Harald Kunde, Valentina Vlasic und Wilfried Röth vor der Figurengruppe.

Dr. Harald Korth, Prof. Harald Kunde, Valentina Vlasic und Wilfried Röth vor der Figurengruppe.

Foto: Klaus Stade

Zusätzlich muss die Museumscrew noch die Provenienz der Drei-Königs-Figuren klären. Die hatte der jüdische Kunsthändler Herman Baer bereits in den zwanziger Jahren in Berlin erworben und in den dreißiger Jahren mit nach London gebracht, als er vor Hitler floh. Baer war zu Lebzeiten nicht bereit, die reich geschnitzten spätgotischen Figuren aus Eichenholz zu verkaufen, wie Kleves Museumsdirektor a.D. Drs. Guido de Werd im 2005 erschienen Katalogbüchlein zu den Königen schreibt. Erst 1978 verkaufte seine Erbin die Gruppe an den Sammlerfreund John Adler, 2005 tauchte sie wieder im Kunsthandel auf.

Jetzt gilt es, das hier am Niederrhein entstandene, international bedeutende Kulturgut im Museum Kurhaus zu halten.

Spenden an Freundeskreis: Sparkasse Rhein-Maas, IBAN: DE613245 0000000 5020557. Verwendungszweck: Heilige Drei Könige.

(RP)
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