Kleve Klever soll Aushilfen missbraucht haben

Kleve · Ein 52-Jähriger wird beschuldigt, vier Arbeitskräfte der Gaststätte seiner Frau vergewaltigt oder genötigt zu haben.

Ganz ruhig saß ein 52-jähriger Ehemann einer Klever Kneipenwirtin gestern im Landgericht der Schwanenburg auf der Anklagebank. Zumindest nach außen hin tat er so, als könnten ihm die schwerwiegenden Vorwürfe der Vergewaltigung, des sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen, der sexuellen Nötigung und versuchten sexuellen Nötigung nichts anhaben. Zwischendurch waren sogar leichte Ansetze eines Grinsens in seinem Gesicht zu erkennen, während die mutmaßlichen Opfer teilweise in Tränen aufgelöst über die Geschehnisse sprachen, die sich im Zeitraum von Anfang Januar 2007 bis Ende Mai 2014 ereignet haben sollen. Insgesamt werden dem Mann, der die Vorwürfe im Ermittlungsverfahren bisher allerdings bestritten hat, in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft acht Fälle sexueller Übergriffe vorgeworfen.

Vor der 2. großen Strafkammer unter Vorsitz von Richter Gerhard van Gemmeren schwieg der 52-Jährige gestern jedoch eisern zu der Anklage und seiner Person. Die Aussagen der insgesamt vier weiblichen Opfer belasteten den unter anderem wegen häufigen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Betruges sowie einer Vergewaltigung mehrfach vorbestraften gebürtigen Krefelders mit Wohnsitz in Kleve, der auch schon eine mehrjährige Haftstraße abgesessen hat, jedoch schwer. "Er war am Anfang freundlich. Mit der Zeit aber hat er immer mehr anzügliche Sprüche gemacht", sagte eine 31-jährige Frau, die auch als Nebenklägerin auftritt. Sie habe den Angeklagten über dessen Ehefrau kennengelernt, da sie das Angebot der Gattin, als Kellnerin in ihrer inzwischen geschlossenen Klever Gaststätte zu arbeiten, in der laut den Zeugenaussagen wohl auch Drogen verbreitet und genommen wurden, ergriffen habe. An einem Abend habe sie dann in der Wohnung des Ehepaares auf der Couch geschlafen, bis sie im noch schläfrigen Zustand bemerkt habe, wie ein Mann auf sie zukam. Später habe sie den Angeklagten, der dabei gewesen sei, ihre Hose zu öffnen und sie im Intimbereich unsittlich zu berühren, zweifelsfrei wiedererkannt. Bei einer heute 28-Jährigen weiteren Zeugin blieb es laut ihrer eigenen Aussage nicht nur beim Anfassen. Sie hatte von 2011 bis 2013 in den Räumlichkeiten über der Gaststätte beim Ehepaar und in einer wohngemeinschaftsähnlichen Wohnung nebenan gelebt, in denen es zu Übergriffen gekommen sei. So habe sie der Angeklagte eines Mittags, als sie alleine im Haus gewesen seien, in ihrem Zimmer gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen genötigt. Ein anderes Mal habe sie mit ihm im Wohnzimmer einen Porno auf seinem Handy ansehen müssen, währenddessen er sie mit seinen Händen unsittlich berührt habe. "Das war mir sehr unangenehm", berichtete die Zeugin, die sich aus Angst körperlich nicht stärker zur Wehr gesetzt habe. Lediglich verbal und durch Wegdrehen ihres Gesichts oder Wegschieben seiner Hände habe sie ihm mitgeteilt, dass sie das nicht wolle. Angezeigt habe sie aus Scham und weil sie befürchtet habe, dass ihr keiner glauben könne, die Vorfälle nicht. Erst als sie von einer mittlerweile 23-jährigen Frau, die ebenfalls in den Räumlichkeiten des Ehepaares gewohnt und in der Gaststätte als Aushilfe gearbeitet haben soll, Schilderungen ähnlicher Vorfälle gehört habe, hätten sie gemeinsam den Mut gefasst, eine Anzeige zu erstatten. "Wir haben gemerkt, dass es eine Masche von ihm ist und dass er es auch mit anderen machen könnte", erläuterte die 23-Jährige später.

Eine weitere Geschädigte sagte gestern zudem aus, dass der Beschuldigte sie im Auto versucht habe gegen ihren Willen zu küssen und er sie dabei auch festgehalten habe. Am kommenden Montag wird der Prozess fortgesetzt.

(RP)
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