Kleve/Kranenburg Kleverland droht eine Schädlingsplage

Kleve/Kranenburg · Experten rechnen bei weiterhin milder Witterung mit zahlreichen Läusen, Milben und Schnecken, die enorme Schäden in Gärten anrichten würden. Ein später Wintereinbruch könnte das verhindern, aber auch vielen Pflanzen schaden.

Schädlinge in Haus und Garten
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Foto: dapd, dapd

Für heute sagt Landwirt und (Hobby-)Meteorologe Hubert Reyers aus Kleve-Kellen Temperaturen von acht Grad Celsius am Morgen bis zu zwölf Grad Celsius am Nachmittag vorher. Auch Mittwoch und Donnerstag werde es ähnlich mild im Kleverland sein. Zwar gehen laut Prognose des Kelleners die Werte am Freitag auf zwei bis sechs Grad Celsius zurück, doch Hubert Reyers schreibt auf seiner Internetseite www.wetter-niederrhein.de: "Kein Wettermodell zeigt auf Winter am Niederrhein."

Bereits seit 1977 sammelt der Landwirt Wetterdaten im Kleverland und erstellt unter Verwendung moderner technischer Hilfsmittel jeweils für die drei nächsten Tage Prognosen. "Extrem" nennt er den aktuellen Winter schon jetzt. Zwar habe es einige Nächte mit Bodenfrost gegeben, aber Dauerfrost herrschte im Kleverland bislang noch nicht.

Wenn Hubert Reyers mit seiner Vorhersage für die nächsten Tage recht behält, und es auch bis zum tatsächlichen Frühlingsbeginn weiterhin so mild bleibt, wird Daniel Kersten, Inhaber des Kranenburger Unternehmens Kersten Gartenprojekte, nach eigenen Worten "Angst und Bange". Der 41-Jährige rechnet bei einem weiterhin derart mildem Winter mit einer außergewöhnlichen Schädlingsplage im Kleverland. Ohne anhaltenden und strengen Frost würden außergewöhnlich viele Läuse, Milben, Schnecken, Larven und andere Schädlinge über die Gärten herfallen.

Dass ein solches Schreckensszenario für alle Gartenbesitzer Realität werden kann, befürchtet auch Norbert Mähler, Geschäftsführer und -inhaber von Garten- und Landschaftsbau Mähler in Kleve. "Wir werden eine Plage von Insekten bekommen. Und das betrifft alle saugenden und beißenden Schädlinge, da deren Eier erst bei Temperaturen von minus sechs bis sieben Grad absterben", warnt der Experte. Der Klever erinnert sich an den vergleichbar milden Winter von 2006/2007. Auch danach suchten Heerscharen von Schädlingen die Gärten heim. Daniel Kersten erklärt voller Überzeugung: "Wenn es so warm bleibt, werden die Folgen noch schlimmer sein als nach dem milden Winter 2006/2007."

Wenn es zu der befürchteten Schädlingsplage kommt, bleibt den Gartenbesitzern laut Norbert Mähler nur die Hoffnung, dass dann auch mehr Nützlinge als sonst aufgrund des milden Winters überlebt haben. So könnte ein einziger Marienkäfer am Tag bis zu 100 Blattläuse vertilgen. Zudem könnten Gartenbesitzer ihre Obstbäume beispielsweise durch das Aufhängen von Pheromonfallen vor allzu starkem Schädlingsbefall schützen.

Kommt es allerdings zu der von den beiden Garten-Experten befürchteten Schädlingsplage, reichen derartige Methoden kaum aus. Dann verspricht laut Daniel Kersten nur noch der Einsatz von Pflanzenschutzmittel den gewünschten Erfolg im Kampf gegen Läuse und Milben. Das Spritzen ist aber nur noch denjenigen erlaubt, die einen entsprechenden Sachkundenachweis haben. "Zudem muss auch beachtet werden, ob der Einsatz solcher Mittel in normalen Gärten unter ökologischen Gesichtspunkten angemessen ist", meint Daniel Kersten.

Doch noch etwas anderes könnte eine Schädlingsplage verhindern — ein später Wintereinbruch mit strengem Frost. Dass es den noch geben wird, davon sind Norbert Mähler und Daniel Kersten überzeugt. Schließlich sei es auch 2013 im Februar und März noch lange Zeit bitterkalt gewesen.

Doch solch ein Wetterumschwung hätte ebenfalls schlimme Folgen für Gartenbesitzer, da viele Pflanzen schon "austreiben" und Knospen angesetzt haben. "Auch ein jetzt plötzlich eintretender Wintereinbruch hätte dramatische Folgen. Auch die Situation sollte man nicht unterschätzen", warnt Daniel Kersten. Viele Triebe und Blütenansätze würden erfrieren. Es gebe dann im Frühjahr und Sommer weniger Blüten und Früchte. Für Norbert Mähler wäre das das kleinere Übel. Er meint: "Lieber noch eine richtige Frostperiode und weniger Blüten als eine Schädlingsplage, die noch schlimmere Folgen hätte."

(RP)
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