Kleve Kleves langer Weg zur Fahrradstadt

Kleve · Ende dieses Jahres möchte Kleve in die Liste fahrradfreundlicher Städte aufgenommen werden. Noch gibt es aber einige Gefahrenstellen. Beim ADFC-Fahrradklimatest haben 221 Radler die Stadt mit der Note 3,71 kritisch bewertet.

 Hier wird es häufig eng: Der Radweg mündet in die Fahrbahn an den Klever Kreisverkehren. Auto- und Radfahrer müssen besonders vorsichtig sein. Radler steigen hier vorsichtshalber häufig ab.

Hier wird es häufig eng: Der Radweg mündet in die Fahrbahn an den Klever Kreisverkehren. Auto- und Radfahrer müssen besonders vorsichtig sein. Radler steigen hier vorsichtshalber häufig ab.

Foto: Gottfried Evers

Freundlich lächelnde Radler inmitten idyllischen Grüns - so stellen sich Touristiker die Fahrradregion Kreis Kleve vor. "Das Kleverland ist durchaus eine reizvolle Fahrradregion mit tollen Strecken", sagt Hans-Gerd Riemann vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Kleve. Einzig: "Kleve ist keine Fahrradstadt." Und das sogar ganz offiziell.

Seit 2011 bemüht sich die Verwaltung darum, die Stadt mit einem Katalog von 200 Maßnahmen fahrradfreundlicher zu gestalten, um das begehrte Zertifikat zu erhalten. Ende dieses Jahres, hofft man, endlich dazu zu gehören - im Februar wurde der Antrag gestellt. "Die Schulwegsicherung hat dabei Priorität", sagt Pascale van Koeverden vom Planungsamt. So sind vor allem die beiden städtischen Gymnasien im Fokus der Planer.

Denn dort lauern einige der größten Gefahrenstellen in Kleve. Beispiel Ringstraße: An der Straße, die am Stein-Gymnasium vorbeiführt, werden Fahrradfahrer von einem Radweg direkt auf die Straße geleitet - und das auch noch an parkenden Autos vorbei. Die Stelle sei immer noch "eine Lücke im Radwegenetz", räumt van Koeverden ein.

Auch daran wolle man in den kommenden Monaten arbeiten. Auf den Schulwegen der Ortsteile hat sich ebenfalls etwas verändert. Teile des Gemeindewegs in Materborn wurden in Fahrradstraßen umgewandelt, ebenso der Steenpad und die Neerfeldstraße in Kellen. Dort dürfen Radler auch nebeneinander fahren, Autofahrer müssen hinter ihnen zurückbleiben.

Auch an den Klever Kreisverkehren hakt es immer wieder: Dort wird es eng für Radfahrer, wenn sie von den Fahrradwegen in den fließenden Verkehr der Kreisel gelenkt werden (siehe Foto). Baulichen Änderungen seien jedoch keine vorgesehen. "Das ist eine Systemfrage", meint van Koeverden. "Wenn man die Fahrradfahrer über einen Radweg durch den Kreisverkehr leiten würde, müssten sie an jeder Querungsstelle aufpassen", sagt die Verwaltungsfrau. In Kleve steigen die meisten Radfahrer einfach ab. "Viele denken: Das ist einfach so. Dabei muss das gar nicht sein. Als Fahrradfahrer fühlt man sich in Kleve manchmal auf der Flucht", meint Hans-Gerd Riemann. Pascale van Koeverden: "Hier ist Aufklärung gefragt. Man muss den Fahrradfahrern auch deutlich machen, dass sie gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sind."

Von der Polizei als Gefahrenstelle ausgewiesen: Die Gruftstraße, Ecke Heldstraße. Abbiegende Autos übersehen dort bergabfahrende Radler. Eine deutlich sichtbarere Beschilderung soll Abhilfe schaffen.

Zum ersten Mal aufgetaucht ist Kleve in diesem Jahr auch beim ADFC-Fahrradklimatest. 221 Radfahrer haben darin subjektiv das "Klima" für Fahrradfahrer in der Stadt bewertet. Die Schulnote 3,71 gab es am Ende insgesamt. Besonders gut (2,6) wurde bewertet, dass viele Klever Fahrrad fahren, besonders schlecht die Führung entlang von Baustellen (4,6), die Ampelschaltungen für Radfahrer (4,4) und die Breite der Radwege (4,3). In insgesamt elf von 32 Kategorien gibt es die Note 4 oder schlechter. "Wir nehmen das durchaus ernst", sagt van Koeverden.

Neben deutlich verbesserter Öffentlichkeitsarbeit sind auch Radaufstellstreifen an Kreuzungen geplant, in denen sich Fahrradfahrer bei roter Ampel nicht neben, sondern vor den Autos platzieren. Außerdem sollen Radwege, die erhöht über Querungsstellen führen, als Pilotprojekt starten. "Wir haben ein ambitioniertes Programm vor uns", räumt van Koeverden ein. Die Radfahrer würden es ihnen danken.

(RP)
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