Kleve Kleves neuer Geldbeschaffer

Kleve · Marcel Janssen weiß, wie man an Fördergelder kommt. Es ist sein Job. Nicht nur die Stadt, auch Vereine und Unternehmen sollen von seiner Arbeit profitieren. Derzeit versucht er, Mittel für die Schleuse in Brienen zu generieren.

 Marcel Janssen (35) an seinem Arbeitsplatz in der Klever Stadtverwaltung.

Marcel Janssen (35) an seinem Arbeitsplatz in der Klever Stadtverwaltung.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Seine Stellenbeschreibung liest sich viel schwieriger als sein Arbeitsauftrag eigentlich lautet: Marcel Janssen ist in der Klever Stadtverwaltung Mitarbeiter für Zweit- und Drittmittelaquise. Sein Job ist es, Geld zu beschaffen.

Im Dezember hat er seine Stabsstelle in der Kämmerei angetreten. Der Stadtrat hatte beschlossen, dass diese eingerichtet wird. Janssen soll Fördergelder generieren. Eine Hauptaufgabe des 35-Jährigen ist es, zu recherchieren, welche Fördertöpfe es überhaupt gibt. Dazu hat er sich für mehrere Newsletter angemeldet. Auch durchforstet er das Internet nach Ausschreibungen und prüft, ob diese interessant sind. Ist das der Fall, schlägt er den betreffenden Fachbereichen vor, ein Projekt durchzuführen. Oder der Weg läuft anders herum: Die Fachbereichsleiter kommen auf Janssen zu und fragen ihn, ob er für ein geplantes Projekt eine Chance sieht, eine Förderung zu erhalten. "Für die Kollegen ist das schon eine Erleichterung. In vielen Fachbereichen ist gar nicht die Zeit, sich mit Förderprogrammen auseinanderzusetzen", sagt Janssen.

Der Klever ist nicht nur für die Stadtverwaltung tätig, auch die Unternehmen und Vereine der Schwanenstadt können sich an ihn wenden. Auf diese Weise will die Stadt ihren Bürgern direkt etwas zurückgeben. "Es ist eine enorme Bandbreite an Themen und Projekten, die an mich herangetragen werden", sagt Janssen.

Einige Beispiele: Für den Umzug der Schützen durch die Klever City zur Eröffnung der Klever Kirmes hat der 35-Jährige Fördergelder beschafft. "Vor allem für grenzüberschreitende Projekte gibt es viele Töpfe", weiß Janssen. Und da sich am Schützenumzug in diesem Jahr erstmalig eine Delegation aus dem niederländischen Huissen beteiligte, kam Janssen auf die Idee, bei der Euregio Rhein-Waal nach Unterstützung zu fragen - mit Erfolg.

Um weit mehr Geld geht es bei der Sanierung der Altrheinschleuse in Brienen - ein Projekt, mit dem Janssen aktuell beschäftigt ist. "Ich habe bereits einige Gespräche mit Brüssel geführt, ob eine Bezuschussung möglich ist", sagt Janssen. Ein Ergebnis kann er derzeit noch nicht verkünden.

Überhaupt braucht man in seinem Job Geduld. "Von der Planung bis zum Förderbescheid vergeht schon mal schnell ein dreiviertel Jahr." Aber die Geduld lohnt sich, "denn die Förderbeträge können in die Millionen gehen". Manchmal sind es aber auch nur 400 Euro, die überwiesen werden, etwa für ein kleines Kulturprojekt.

Auch Sportvereine haben schon von Janssens Arbeit profitiert. Für Siegfried Materborn hat er beispielsweise eine Förderung für das Projekt "lebendige Stadt" erreicht. Dabei ging es um die Integration von Flüchtlingen über den Sport. Für das Projekt "zdi - Zukunft durch Innovation" der Hochschule Rhein-Waal in Zusammenarbeit mit der Klever Wirtschaftsförderung gab es eine Förderzusage.

Janssen selbst ist ein Risiko eingegangen, als er seine Stelle angetreten hat, denn sie ist erstmal auf zwei Jahre begrenzt. Dafür gab er eine Festanstellung auf: In Düsseldorf war er zuletzt für einen Messeveranstalter in den Bereichen Marketing, Verkauf und Controlling tätig. Aber für den gebürtigen Klever war es schön, wieder in seine Heimat wechseln zu können. Am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium machte er im Jahr 2000 sein Abitur, danach absolvierte er eine Banklehre bei der Sparkasse Kleve, hängte noch ein Wirtschaftsstudium dran.

Aber der verheiratete Vater zweier Kinder ist sich sicher, dass er den richtigen Schritt getan hat. In zwei Jahren wird Bilanz gezogen. Wenn sich seine Stelle selbst getragen hat, die Höhe der Fördergelder also seine Bezüge aufwiegt, soll seine Stelle verlängert werden. Janssen macht sich da nicht allzu viele Gedanken: "Ich bin überzeugt, dass ich die Auflagen erfüllen werde."

(RP)
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