Kleve Knebels Männer verlieren die Nerven

Kleve · In der ausverkauften Stadthalle hatte Komiker Herbert Knebel samt Affentheater wieder leichtes Spiel.

Nein, es ist nicht wahr, dass Ernst, Trainer oder gar Ozzy "Männer ohne Nerven" sind, wie der Name des aktuellen Programms suggeriert. Ganz im Gegenteil: Herbert Knebels Bandmitglieder kommen in die Jahre, sind dünnhäutig geworden. "Trainer" hat den Tatterich, sagt er selbst, und Ozzy schluckt Beruhigungsmittel, bevor er auf die Bühne geht.

Nicht in Wirklichkeit, wollen wir hoffen, aber in ihren Rollen sind die Männer aus Knebels "Affentheater" nicht mehr so ganz auf dem Damm. Es geht ihnen halt nicht anders als dem Stammpublikum: Man kommt in die Jahre. Aber was macht das schon aus? Hauptsache, wir seien "von innen jung", singen Knebel und seine Jungs, die die Klever Stadthalle zur Freude von Veranstalter Bruno Schmitz einmal mehr füllten.

Als 60-Jähriger kann Uwe Lyko aus Duisburg, der sein alter ego Knebel in Essen-Altenessen wohnen lässt, sicher mitsprechen, wenn es um die Gebrechen des beginnenden Alters geht. Und auch seine Gattin Guste - niemand hat sie je gesehen - wird nicht jünger. Die Vorstellung, in eine Alten-WG zu ziehen, hat da für den rüstigen Frührentner einigen Reiz. Da wird es wohl noch so zugehen wie in der Hippie-Zeit, mit viel freier Liebe und verbotenen Genussmitteln zwischen Pflegebetten und Rollatoren.

Knebel, der in typischer Ruhrpott-Grammatik bis heute den Dativ ablehnt ("steh zu Deine Dämonen, geh hin zu die Bande"), nahm seine dankbaren Zuhörer, wie die es erwarten, mit auf eine musikalische Reise in die gute alte Zeit. "Wir tun euch jetzt rocken", schmetterten die vier Herren in Lycra, Trevira und allem, was die 70-er Jahre sonst an gruseligen Stoffen hergaben, schöner, als es Queen einst konnten. Jeder der Band-Mitglieder ist dabei Solo-Star: "Trainer" in seiner unsäglichen Buxe mit Hosenträgern am Schlagzeug, der adrette Ernst am Bass und natürlich Ozzy Ostermann mit mächtigem Bauch über niedrigem Hosenbund an der Gitarre. Ihre Anleihen bei Chuck Berry, Steppenwolf, Beach-Boys, Bee Gees oder Johnny Cash zeugen von einem fast unbegrenzten Musikgeschmack - Hauptsache, von gestern, mag man meinen.

Wenn Herbert Knebel und seine Männer im August erneut nach Kleve kommen (dann ins Spiegelzelt), lassen sie Guste, die nicht schwimmen kann und sich beim Inder derart die Zunge verätzt, dass sie Hundenäpfe leer trinkt, zu Hause.

Dann geht's mal nur um Musik, egal, wie sehr mancher das bedauern mag.

(RP)
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