Kleve-Reichswalde Köhler lassen wieder die Meiler rauchen

Kleve-Reichswalde · Alle zwei Jahre besinnt sich Reichswalde eines alten, mystischen Handwerks: der Köhlerei. Herbert Nowak und Wilhelm Papen nehmen dafür wochenlang Urlaub und logieren in Bauwagen und Köhler-Kate. Bewirtung und viel Programm.

 Wilhelm Papen und Herbert Nowak werden Buchenholz in Grillkohle "verwandeln" und erklären Gästen gerne, wie sie das machen.

Wilhelm Papen und Herbert Nowak werden Buchenholz in Grillkohle "verwandeln" und erklären Gästen gerne, wie sie das machen.

Foto: Evers

Einst wurden sie durchaus argwöhnisch beäugt, die schwarzen Männer, die einsam im Wald lebten und das Feuer kontrollieren konnten. Hexer, Zauberer, Alchimisten - wie sie auch eingeschätzt wurden, unheimlich waren Köhler den Menschen lange Zeit. Herbert Nowak und Wilhelm Papen hingegen sind kein bisschen gruselig, obwohl ihr Handwerk schon etwas Mystisches hat. Aus einem großen Stoß Holz machen sie innerhalb einiger Tage beste Grillkohle. Und das seit 1992 in zweijährigem Rhythmus. Die Menschen im Kleverland kennen die beiden und ihre Passion. Das Meilerfest 2015 beginnt am Samstag, 23. Mai. Und es gibt wieder viel Programm für die ganze Familie.

Seit 2008 nutzen die Männer ein Gelände im "Krähental" in Reichswalde. Dort haben sie ein großes Stück Land gepachtet, auf dem eine Menge Obstbäume angepflanzt wurde. Außerdem gibt es mehrere halb-feste Gebäude, die mit der Köhlerei zu tun haben. Denn inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es lohnt, die rauchenden Meiler zu besuchen, und deshalb sind Schutzhütten fürs Kaffee trinken oder Würstchenessen, eine Bierbude und ein Mini-Museum wichtige Bestandteile. Gar nicht zu reden von dem Bauwagen, in dem die Männer sich zwischendurch aufhalten, oder der selbst gezimmerten Köhler-Kate, in der Tag und Nacht ein wärmendes Feuer brennt.

Die Reichswalder Urgesteine sind sogar Träger des Bundesverdienstkreuzes und haben sowohl dem Bundespräsidenten, als auch der Ministerpräsidentin des Landes schon die Hand geschüttelt. Diesmal ist Theo Brauer der Schirmherr; "das hat er sich gewünscht, weil es ja sein letztes Mal als Bürgermeister ist", erklärt Nowak schmunzelnd. Über die Köhlerei gibt es viel zu erzählen - ihr Handwerk hat mit Wald- und Forstgeschichte, mit Brauchtum und früher Industrialisierung zu tun. "Ohne die Köhler hätte es keine Holzkohle und damit keine Erz-Schmelze gegeben", stellt Wilhelm Papen fest. Wie hätten dann Pflüge und Schwerter gefertigt werden können? Schon die Römer waren deshalb froh, wenn am Niederrhein und anderswo die Meiler rauchten.

Zehn Ehrenamtler werden von Samstag, 23. Mai, bis Sonntag, 7. Juni, die Köhler beim Bewirten der Gäste unterstützen (immer ab 17 Uhr). Am ersten Tag spielt der Musikzug der Feuerwehr Reichswalde, Pfingstmontag tritt die Maria-Reymer-Tanzgruppe auf, am Freitag, 29. Mai, ist ab 19 Uhr "Köhlerleuchten" mit Musik. Sonntag, 31. Mai, ist Familientag mit Greifvogelschau und Hüpfburg, am Donnerstag, 4. Juni , zeigt Alfred Haaks, wie er mit der Kettensäge Figuren formt (Frühschoppen ab 11 Uhr). Dann gibt's noch einen Oldie-Abend am Freitag, 5. Juni, tags drauf den Hubertus-Gottesdienst mit jagdhorn-Bläsern und am Sonntag, 7. Juni, erst frühstück und dann Dudelsackpfeifen mit echten Schotten.

Übrigens: Die Holzkohle, die in den zwei Meilern produziert wird, ist von Fans schon vorab reserviert und damit komplett ausverkauft.

(RP)
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