Kleve Koekkoek durch den Winter bringen

Kleve · Der Freundeskreis der Klever Museen startet eine große Aktion, um die Finanzen der Koekkoek-Stiftung aufzubessern. Denn durch die Finanzkrise und die folgenden Niedrigzinsen sank der Erlös aus dem Stiftungskapital.

 Ein Aushängeschild für die Stadt: Das alte Maler-Palais von Barend Cornelis Koekkoek wurde durch eine Stiftung als Museum gesichert – aber durch die Niederigzinsphase fehlt Geld.

Ein Aushängeschild für die Stadt: Das alte Maler-Palais von Barend Cornelis Koekkoek wurde durch eine Stiftung als Museum gesichert – aber durch die Niederigzinsphase fehlt Geld.

Foto: Gottfried Evers

Seine Winterbilder erzählen von der Idylle schlechthin: von der Natur, die ihr sauberes, weißes Winterkleid angelegt hat, dem warmen Licht, das aus dem Fenster eines geduckt unter Felsen liegenden Hauses in die Kälte strahlt. Barend Cornelis Koekkoek, der große Maler der niederländischen Romantik, der Maler der Natur und der Landschaft, zeigt in diesen Bildern Menschen, die mit ihren Schlittschuhen die Irdenschwere abgelegt haben und übers Eis gleiten.

 Museumschef und Freundeskreis: Freundeskreisvorsitzende Ulrike Sack, ihre Stellvertreterin Iris Pietsch, Kurhaus-Chef Harald Kunde und Harald Korth.

Museumschef und Freundeskreis: Freundeskreisvorsitzende Ulrike Sack, ihre Stellvertreterin Iris Pietsch, Kurhaus-Chef Harald Kunde und Harald Korth.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zu sehen sind die Winterbilder im Palais des Künstlers, das er sich Mitte des 19. Jahrhunderts vor den Toren der Stadt von Anton Weinhagen entwerfen und bauen ließ. Hinten im Garten stand auf altem Stadtmauerturm der Belvedere für Atelier, vorne das stattliche Haus des berühmten wie reichen Malers.

Heute ist Koekkoek nicht mehr liquide — der Reichtum steckt in den Bildern, der Stiftung zur Rettung des Museums gehen die Mittel zum Unterhalt des Hauses aus: Das Stiftungskapital wirft bei der momentan möglichen Verzinsung nicht mehr genug ab. Deshalb starten jetzt die Museumsfreunde ihre große Aktion zur Unterstützung des Spezial-Museums für romantische Kunst. "Wir bringen das B.C. Koekkoek-Haus durch den finanziellen Winter", sagt Ulrike Sack, Vorsitzende des größten Bürgervereins der Stadt. "Wir brauchen jede Unterstützung", fügt sie an.

Als das Haus 1997 an eine Bank verkauft werden sollte, retteten die Museumsfreunde das Palais schon einmal: eine Million Mark sammelten sie, die Stadt verkaufte das Museum an die NRW-Stiftung und gab den Kaufpreis in die Stiftung, es kam eine weitere private Zustiftung hinzu, so dass drei Millionen D-Mark auf der Habenseite standen.

Das reichte damals bei einer Verzinsung von 6,5 Prozent aus, um das Haus zu erhalten und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Angelegt wurde das Geld nach den strengen Vorschriften für eine Stiftung, sagt Dr. Harald Kordt, Schatzmeister des Vereins. Alles, was an zusätzlichen Einnahmen floss, ging in das Haus. Heute ist es eine Perle mitten in der Stadt, ein Aushängeschild vor allem auch für die niederländischen Besucher in Kleve — bewahrt doch dieses Museum in der deutschen Kleinstadt direkt hinter der Grenze einen großen niederländischen Schatz: das Erbe Koekkoeks. "Wir haben eine Pflicht, uns um dieses Haus zu kümmern", sagt Sack.

Heute liegen die Zinsen nur noch bei 1,5 bis 2,5 Prozent. "Es ist zu erwarten, dass die Niedrigzinsphase noch andauert", sagt Sack. Da freut sich die Vorsitzende des Freundeskreises natürlich besonders über Stiftungen, wie jetzt aus dem Nachlass der verstorbenen Studienrätin Marie-Luise Glitz. Das Geld wird als "Zustiftung Marie-Luise Glitz" angelegt, so dass ihr Andenken bewahrt wird, erklärt Sack.

Sparen können die Koekkoek-Unterstützer kaum. Man müsse das Haus für die Bürger offen halten und das Meiste werde schon jetzt von Ehrenamtlichen geleistet, erklärt Kordt. Man könnte Strom sparen, dafür müsste aber wieder in neue Museumsleuchten investiert werden. Er setzt darauf, mehr Leben ins Haus zu bekommen, das prächtige Stadtpalais für Hochzeiten und Familienfeste interessanter zu machen. Dazu soll ein Büro eingerichtet werden. Natürlich stehe auch die Stadt, wie alle Stifter, in Verantwortung, sagt Sack auf Nachfrage. Vielleicht könne die Stadt das Koekkoek-Haus verstärkt als Repräsentationsobjekt nutzen. Auch Kurhaus-Chef Prof. Harald Kunde hofft, das Palais durch den Finanz-Winter zu bekommen: Koekkoek und Kurhaus gehörten eben zusammen, und jetzt müssten alle Förderer an einem Strang ziehen.

(RP)
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