Kranenburg/Kleve Kranenburg: Wasserschlacht geht weiter

Kranenburg/Kleve · Das Auswahlverfahren für die Wasserkonzessionsvergabe wird neu aufgerollt. Bürgermeister Günter Steins holte im Rat zum Rundumschlag gegen Kleves Stadtwerke-Chef Rolf Hoffmann, SPD-Chef Manfred Maas und die Presse aus.

Die Frage, wer die Gemeinde Kranenburg in den nächsten 30 Jahren mit Wasser beliefern darf, erregt weiter die Gemüter. Zuletzt hatte die Gemeinde Kranenburg der Energieversorgung Kranenburg (EVK), die laut Ratsbeschluss den Zuschlag für den Wasserkonzessionsvertrag erhalten sollte, schriftlich mitgeteilt, dass sie das laufende Vergabeverfahren aufhebt. Ausschlaggebend hierfür war, dass der unterlegene Bieter, die Stadtwerke Kleve vor das Landgericht Düsseldorf gezogen war. Bevor das Vergabeverfahren nun neu aufgerollt wird, machte Bürgermeister Günter Steins in der jüngsten Ratssitzung seinem Ärger über das bisherige Verfahren Luft.

In einer etwa zehnminütigen Rede unter dem Titel "Information der Öffentlichkeit über die Vergabe der Wasserkonzession" holte der Bürgermeister zu einem Rundumschlag gegen die Presse, den Klever Stadtwerke-Chef Rolf Hoffmann und den Kranenburger SPD-Fraktionsvorsitzender Manfred Maas aus. "Zu meinem Bedauern wurde während des Verfahrens und vor der entscheidenden Ratssitzung am 2. Februar 2017 von Seiten der Stadtwerke Kleve über die Lokalpresse versucht, das öffentliche Meinungsbild - und damit auch das der Ratsmitglieder - in ihrem Sinne zu beeinflussen", sagt Steins.

In einem Gespräch mit unserer Redaktion hatte Stadtwerke-Chef Hoffmann die These aufgestellt, dass es für die Kranenburger Haushalte langfristig teurer werde, wenn die EVK den Zuschlag für die Wasserversorgung erhalten. Dazu Steins: "Ich stelle fest, dass der für fünf Jahre verbindlich von der EVK GmbH angebotene Wasserpreis pro cbm 1,33 Euro und der von den Stadtwerken Kleve angebotene Preis bei 1,31 Euro pro Kubikmeter liegt. Die Jahresgrundgebühr wurde von der EVK GmbH mit 25,99 Euro, von den Stadtwerken Kleve mit 23,63 Euro angegeben. Die ,Zeche' die der Haushalt auf der Grundlage der getroffenen Ratsentscheidung zu Gunsten der EVK GmbH zu zahlen hätte, wäre mit 4,75 Euro jährlich zu begleichen gewesen." Außerdem hatte Hoffmann gesagt, dass, falls die EVK nur eine Versorgungsleitung vom Wasserwerk Scheydal nach Kranenburg legen würden, die Versorgungssicherheit leiden würde. Stein hält dem entgegen: "Nach den bekannten Regelwerken kann die Versorgungssicherheit grundsätzlich auch mit einer Transportleitung sichergestellt werden. Bestes Beispiel dafür ist die Wasserlieferung der Stadtwerke Kleve nach Weeze: über nur eine Transportleitung."

Weiterhin hatte Hoffmann betont, dass das Wassernetz laut unabhängigen Studien in bestem Zustand sei. Auch das sieht Steins anders. Da die Stadtwerke Kleve kein unabhängiges Gutachten beigebracht hätten, habe die Gemeinde Kranenburg durch ein Fachunternehmen eine Einschätzung vornehmen lassen. Das Ergebnis so Steins: "Nach den vorliegenden Schätzungen besteht das Wassernetz auf dem Gebiet der Gemeinde Kranenburg unter anderem aus Polyvinylchlorid (PVC), Grauguss, Asbestzement und Stahlrohren."

Die Leitungen hätten ein Alter von 40 bis 70 Jahren. Steins: "Ein nicht unerheblicher Teil des Wassernetzes in der Gemeinde Kranenburg kann zumindest als problembehaftet bezeichnet werden."

SPD-Fraktionsvorsitzender Manfred Maas habe eine "gezielte Indiskretion" begangen, indem er der Presse als Aufsichtratsmitglied der EVK Informationen habe zukommen lassen, so Steins.

So geht es weiter: "Die Gemeinde Kranenburg wird nunmehr zeitnah das Verfahren erneut ausschreiben", kündigte Steins an.

(RP)
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