Kreis Kleve Kreis-CDU mahnt zu fairem Wahlkampf

Kreis Kleve · Wie schon im vergangenen Jahr musste Bundestagsabgeordneter Wolfgang Bosbach seinen Besuch beim Klever CDU-Jahresempfang absagen. Sein Flugzeug konnte im eisigen Berlin nicht starten. Guter Spontan-Vortrag Bergmanns.

 CDU-Kreisvorsitzender Dr. Günther Bergmann sprang als Redner für Wolfgang Bosbach ein. Klever Stadthalle war gut besucht.

CDU-Kreisvorsitzender Dr. Günther Bergmann sprang als Redner für Wolfgang Bosbach ein. Klever Stadthalle war gut besucht.

Foto: Gottfried Evers

Der Anlass bot Dr. Günther Bergmann die Chance zum Frotzeln: "Es hat den Anschein, dass Wolfgang Bosbach den Weg in den Kreis Kleve einfach nicht finden kann", erklärte er den Gästen des Kreis Klever CDU-Neujahrsempfangs in der Klever Stadthalle. "Genauso belämmert wie vor einem Jahr" schaue man sich gegenseitig an und registriere, dass derselbe Redner wie 2016 auch jetzt wieder fehle: Der streitbare CDU-Parlamentarier Bosbach, der dem kommenden Bundestag nicht mehr angehören wird, wurde Opfer der eisigen Wetterverhältnisse in Berlin. Sein Flugzeug musste mehrfach enteist werden und hob erst mit stundenlanger Verspätung ab - zu spät, um die Parteifreunde in Kleve zu noch akzeptabler Zeit zu erreichen. So musste der Vorstand improvisieren, was gut gelang.

Denn eine Fähigkeit, die dem Vorsitzenden des Kreisverbands Kleve und Mitglied des Landtags Günther Bergmann niemand absprechen wird, ist sein Redetalent. Das nutzte der Kalkarer, um seinen als Begrüßung vorgesehenen Wortbeitrag zu einem ausgewachsenen Vortrag auszudehnen - spontan und logischerweise ohne Konzept. Zu Beginn entschuldigte er sich noch bei Antenne Niederrhein, die ihren Jahresempfang parallel am Weezer Airport ausrichtete und durch die Terminkollision vermutlich einige Gäste einbüßte. "Wir mussten den einzigen Termin nutzen, an dem Wolfgang Bosbach konnte - na, ja." Selbst Flughafenchef Ludger van Bebber entschied den Gewissenskonflikt zugunsten der Parteiveranstaltung.

Viele waren in die Stadthalle der Kreisstadt gekommen, um den politischen Weggefährten ein gutes neues Jahr zu wünschen und informell auch einige gemeinsame Themen zu besprechen. In die guten Wünsche wurden übrigens auch anwesende Vertreter der Opposition einbezogen: SPD-Fraktionschef Jürgen Franken und Grünen-Sprecher Bruno Jöbkes. Mit ihrem Beifall unterstützten die Gäste den ausgesprochenen Wunsch Bergmanns, der Wahlkampf zur Landtags- und Bundestagswahl möge zwar in der Sache scharf sein, persönlich aber bitte fair und anständig.

Jochen Schmidt, stellvertretender Bürgermeister von Kleve, hatte sich auf einen humorvollen Schlagabtausch mit Bosbach vorbereitet, zu dem es nun nicht kam. Kleve wollte er dem Bergisch Gladbacher als einen Ort vorstellen, "wo zwar der Niersexpress endet, in dem aber ein großes Herz für Europa schlägt". Es kam nicht dazu.

Weil fraglos die Flüchtlingsthematik ein großes Thema im Wahlkampf sein wird, bat Bergmann seine CDU-Freunde, bei Gesprächen differenziert zu argumentieren und sich deutlich von den schlichten Thesen der AfD abzuheben. Verfolgte aufzunehmen sei ebenso richtig, wie es notwendig sei, Menschen, die aus finanziellen Gründen nach Europa kamen und deren Asylbegehren abgelehnt wurde, auszuweisen. "Dinge, die falsch laufen, muss man benennen dürfen." Er wünsche sich in mancherlei Hinsicht Herzogs "Ruck" für Deutschland - wenn es um die Errungenschaften des Abendlandes gehe, um Demokratie, Frauenrechte oder die Akzeptanz der Polizei, "die unsere Sicherheit verteidigt".

Stefan Rouenhoff, der im September zum CDU-Bundestagsabgeordneten des Kreises gewählt werden möchte, führte bei seinen Ausführungen diese Gedanken fort. Ein "umfassender Diskurs" zu den wichtigen Themen der Zeit sei nötig; Aktionismus und einfache Antworten der Populisten brächten Sicherheit, Terrorabwehr und Integration nicht weiter. Rouenhoff möchte offene Debatten und freies Denken, wie es auch der verhinderte Wolfgang Bosbach immer gewagt habe.

(RP)
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