Kalkar Kreis verbietet Torschüsse - Kalkars Politik empört

Kalkar · Bevor ein neuer Bauantrag für Bolzplatz gestellt wird, muss alles 100-prozentig rechtssicher sein, sagt die Verwaltung.

Die schwierige Finanzlage der Stadt Kalkar war in der jüngsten Ratssitzung, in der der Haushalt zu verabschieden war, sicherlich ein ganz wichtiges Thema. Noch höher gingen die Emotionen allerdings bei einem anderen Tagesordnungspunkt: dem Rückbau von Toren auf dem Bolzplatz am Schwanenhorst. Wie berichtet hat die Stadt Kalkar die Fußballtore entfernt, weil ein Anlieger sich über den Lärm der spielenden Kinder und Jugendlichen beklagte. Diese eher beiläufige Mitteilung im Hauptausschuss rief FBK und andere Fraktionen auf den Plan, die das Thema intensiver besprochen haben wollten. Und tatsächlich gab es in der Ratssitzung niemanden, der Partei für den Klageführer ergriffen hätte.

Der Zorn der Kommunalpolitiker betraf zum einen den Bürger, der im Publikum saß, aber namentlich nicht genannt oder angesprochen wurde. Zum anderen waren aber insbesondere CDU-Vertreter der Ansicht, die Verwaltung habe ohne Not viel zu schnell der Weisung des Kreises Folge geleistet. "Die Verwaltung hat in diesem Fall unnötig rasch gehandelt. So etwas hätten wir uns nicht auferlegen lassen dürfen, wir hätten kämpfen müssen", befand Wilhelm Wolters. Hätte die Verwaltung stärker gegengehalten und alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, hätte man seiner Ansicht nach Zeit gewonnen. Für diese Worte gab's Applaus auch aus anderen Fraktionen.

Stadtbaurat Frank Sundermann hatte zu Beginn der Sitzung die Vorgeschichte referiert: "Schon seit Jahren beschweren sich immer wieder Nachbarn. Aktuell hat ein Anlieger mit anwaltlicher Unterstützung vom Kreis Kleve verlangt, dass die Bolzplatznutzung aus baurechtlichen Gründen eingestellt wird." Zunächst habe die Stadt dies vehement von sich gewiesen, zumindest der Abbau der Tore sei aber nicht zu verhindern gewesen. Laut Sundermann darf ein Bolzplatz in der Nähe eines Wohngebiets nicht mehr als 50 dbA Lärm verursachen. Im FallSchwanenhorst sei ein Gutachten erstellt worden, das ergab, dass bis zu 58 dbA entstehen könnten, wenn dort zugleich 25 Kinder spielten. Das ist zwar nach Beobachtungen von Kalkarern nie der Fall, die theoretische Größe gilt jedoch.

Die Kinder an den Rand der Stadt drängen, eine teure und unschöne Lärmschutzwand bauen, die Fläche ohne Tore belassen - all diese Möglichkeiten wurden diskutiert. Wenn ein neuer Antrag auf einen Platz mit Toren gestellt werden soll, dann muss der "100-prozentig rechtssicher sein", wie Bürgermeisterin Britta Schulz betonte. Sonst werde der Einwender nicht aufgeben. Boris Gulan (FDP) warf ein, Kinderlärm müsse hingenommen werde, da stehe doch wohl das Allgemeinwohl vor dem Einzelinteresse. Da solle man einem einzelnen Bürger "ruhig mal die Stirn bieten". Birgit Mosler fügte hinzu, auch mit Veranstaltungen oder einem Skulpturenpark werde Leben in die Grünfläche gebracht - ob solche Pläne jetzt ebenfalls in Frage gestellt würden?

Vorerst bleiben die Tore weg, ein neuer Bauantrag wird laut Verwaltung sehr intensiv vorbereitet.

(RP)
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