Kleve Kritik an Partybooten auf dem Altrhein

Kleve · Naturschützer sehen in den Miet-Booten, auf denen bis zu zwölf Personen auf dem Spoykanal und dem Altrhein grillen und feiern sollen, eine Gefahr für die Umwelt. Ordnungsamt ist "grundsätzlich" für die Pläne, prüft aber noch Auflagen.

 Natur pur – Sonnenuntergang am Klever Altrhein. Naturschützer fürchten, dass dieses Bild in Zukunft durch Partyboote mit Grill- und Musikanlage an Bord empfindlich gestört werden könnte.

Natur pur – Sonnenuntergang am Klever Altrhein. Naturschützer fürchten, dass dieses Bild in Zukunft durch Partyboote mit Grill- und Musikanlage an Bord empfindlich gestört werden könnte.

Foto: Gottfried Evers

Kleine Zweirumpfboote, jeweils mit einem Dutzend fröhlicher Menschen besetzt, schippern an einem lauen Sommerabend über den Spoykanal und den Klever Altrhein. Auf dem Grill, der fest auf jedem der Boote eingebaut ist, brutzeln Würstchen und Steaks. Bierflaschen, die in der Kühlbox gelagert waren, kreisen. Aus der Musikanlage des Bootes tönt Partymusik.

So stellen sich wohl Thomas Coenen und Peter Ringswandl, Geschäftsführer der neugegründeten Firma "Flussfeuer — Chill and Grill Bootcompany", die Realisierung ihrer neuesten Geschäftsidee vor, über die die RP am Samstag berichtete. Und schon am Wochenende war von vielen Klevern zu hören: "Das wird eine tolle Sache. Das machen wir auch mal."

Unter dem "Spaß"-Aspekt gefällt auch Achim Vossmeyer die Idee der Partyboote gut. Doch Achim Vossmeyer ist Diplombiologe am Naturschutzzentrum für den Kreis Kleve — und in dieser Funktion macht ihn die Vorstellung, dass bald Boote mit lauter Musik und alkoholisierten Menschen durch die Natur- und Vogelschutzgebiete am Altrhein schippern, nahezu sprachlos vor Entsetzen. "Dabei handelt es sich immerhin um sehr sensible Schutzgebiete, in denen bedrohte Tiere wie der Rotschenkel, die Uferschnepfe oder der Flußregenpfeifer möglichst wenig gestört werden sollten", sagt der Diplombiologe und fügt hinzu, dass er sich gar nicht vorstellen möchte, was die Besatzungen der Partyboote, auf denen es keine Toilette gibt, so alles in den Schutzgebieten anstellen könnten — vom verbotenen Anlegen am Ufer bis zur illegalen Müllentsorgung.

Dass die Idee der Partyboote reichlich "Konfliktpotential" bietet, steht für Achim Vossmeyer jedenfalls außer Frage. Noch habe aber niemand das Naturschutzzentrum, das in solchen Fällen beratend tätig sein kann, in das Genehmigungsverfahren einbezogen. Auch bei der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis Kleve gab es bis gestern laut einer Sprecherin keine Anfrage.

Den Verantwortlichen beim Klever Ordnungsamt, das die Partyboote genehmigen muss, ist jedoch bewusst, dass die Partyboote nicht nur "Spaß"-Boote sind. Eine Stellungnahme der Wasserschutzpolizei liegt Ralph van Hoof, Leiter des Ordnungsamtes in Kleve, bereits vor. Auch von dort gibt es Bedenken: Strömungen könnten Gefahren bergen, bei Niedrigwasser bestehe das Risiko des Auf-Grund-Laufens. Ebenso hat der Klever Ordnungsamtsleiter die Naturschutz-Problematik im Blick. Deshalb will Ralph van Hoof in Kürze auch die Untere Landschaftsbehörde in das Genehmigungsverfahren einbeziehen.

Grundsätzlich seien die Partyboote der "Flussfeuer — Chill and Grill Bootcompany" von der Stadt Kleve gewollt, versichert der Leiter des Ordnungsamtes. Man werde das Genehmigungsverfahren deshalb auch "forciert" bearbeiten. Andererseits müssten aber auch alle Sicherheits- und Naturschutz-Aspekte dabei beachtet werden.

Da der Spoykanal und der Altrhein zwischen der Schleuse und dem Rhein eine Bundeswasserstraße 1. Ordnung seien, gibt es nach Einschätzung von Achim Vossmeyer vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve keine "rechte Handhabe", das Partyboot-Projekt zu untersagen. "Die dürfen dort fahren", meint der Diplom-Biologe und hofft darauf, dass die Interessen des Naturschutzes dennoch durch entsprechende Auflagen Beachtung in dem Genehmigungsverfahren finden werden. "Wenn die Boote nur auf dem Spoykanal unterwegs sein dürften, wäre das nicht so ein Problem", sagt der Naturschützer. Diese Einschätzung teilt auch Ralph van Hoof vom Klever Ordnungsamt. Achim Vossmeyer setzt zudem auf die Wirkung finanzieller Argumente: "Für die Weiterfahrt auf dem Altrhein müssten die Partyboot-Kapitäne zumindest nach 19 Uhr Schleusengebühren zahlen — das ist ja auch kein billiger Spaß."

(RP)
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