Bedburg-Hau Kunst und Politik im Dialog

Bedburg-Hau · "Schlossgespräche": Etwa 200 Gäste folgten der Einladung der Volksbank Kleverland ins Schloss Moyland. Referent des Abends war der EU-Kommissar Günther Oettinger. Sein Vortrag hieß: "Was ist uns Europa wert?"

 Europaabgeordneter Karl-Heinz Florenz, Landtagsmitglied Günter Bergmann, Hans Geurts, EU-Kommissar Günther Oettinger, Volksbank-Chef Kleverland Frank Ruffing und Severin-Peter Seidel (von links).

Europaabgeordneter Karl-Heinz Florenz, Landtagsmitglied Günter Bergmann, Hans Geurts, EU-Kommissar Günther Oettinger, Volksbank-Chef Kleverland Frank Ruffing und Severin-Peter Seidel (von links).

Foto: Markus van Offeren

Kunst und Politik - zwei Bereiche der Gesellschaft, die einen ganz besonderen Bezug zueinander haben. "Kunst ist auch eine Art Politikum", fasst Severin-Peter Seidel vom Vorstand der Volksbank Kleverland die nur scheinbar ungleiche Verbindung zusammen. Das Unternehmen begrüßte etwa 200 geladene Gäste, Kunden und Mitglieder der VoBa, zu ihren diesjährigen "Schlossgesprächen" auf Schloss Moyland. Im Angebot waren fünf Führungen durch die aktuellen Ausstellungen Tea Mäkipää, Barbara Schroeder und Josef Beuys, ein Imbiss im Cafe und zum Schluss ein Vortrag des ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg und derzeitigen EU-Kommissars Günther Oettinger. Ins Gespräch kommen - zunächst über Kunst, später auch über Politik - war das Ziel der Abendveranstaltung.

Kunsthistorikerin Sarah Lampe, eine der fachkundigen Führerinnen durch die Ausstellungen, brachte den Gästen die Objekte der Finnin Tea Mäkpiää nahe und regte an, das Gesehene zu kommentieren und sich auszutauschen. Das halb versunkene "Atlantis", der Friedhof der Zukunft mit vordatierten Grabsteinen oder das Haus, von dem nur das Innenleben zu sehen ist, motivierte die Gäste zum Nachdenken und auch einigen Kommentaren. "Early Harvest" heißt die Ausstellung, die noch bis zum 19. November zu sehen ist und besonders die Frage nach der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen unseres Planeten stellt. Wer sich der Führung "Erdäpfelzeit" angeschlossen hatte, konnte "365 Geschichten vom Niederrhein" von Barbara Schroeder besichtigen.

Die Künstlerin, deren Heimat der Niederrhein ist, zeigt in ihren Objekten vielfältige Sichtweisen auf ein wichtiges Nahrungsmittel und knüpft an das Verhältnis zwischen Mensch und Natur an, das letztlich auch eine Art Wirtschaftsbeziehung ist. Ausbeutung wäre also nicht sinnvoll. So kamen die Kunstbetrachter und Gäste immer wieder auch auf politische Themen. Angeregt zum Nachdenken über Kunst und die Materialien, die Josef Beuys für seine Werke verwendete, wurden jene Gäste, die die Ausstellung "Mehr als Fett und Filz" besichtigten. Beuys, der als Künstler auch immer wieder politisch handelte, durfte im Ensemble von Kunst und Politik nicht fehlen. "Das Schloss als Gesamtkunstwerk ist ein wunderschöner Rahmen für unsere Veranstaltung", betonte Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland. "Wir freuen uns, jedes Jahr hochkarätige Referenten hier begrüßen zu dürfen."

Weil Günther Oettinger direkt von Brüssel kam und man etwas warten musste, gab es zuerst den obligatorischen Imbiss. Bei niederrheinischer Lauchcremesuppe und Currywurst kamen die Gäste ins Gespräch und verkürzten sich die Wartezeit auf den Vortrag des EU-Kommissars. Unter der Überschrift "Was ist uns Europa wert?" hielt dieser schließlich einen etwa 45-minütigen Vortrag, in dem er die Stärkung Europas als unverzichtbares Mittel zur Sicherung des Friedens hervorhob. "Wir müssen um unser Menschenbild und unsere Ordnung kämpfen, ganz besonders in der heutigen Zeit", sagte er. Die europäischen Länder hätten eine "unsichere Nachbarschaft", die von kriegerischen Auseinandersetzungen und Instabilität geprägt sei.

Nur als "Team" könnte Europa sein Wertesystem verteidigen, daher forderte EU-Kommissar Oettinger höhere Investitionen für gemeinsame Projekte der europäischen Gemeinschaft. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Cellistin Lisa Röseler. Sie brachte verschiedene klassische und moderne Stücke zu Gehör und setzte ebenfalls einen interessanten künstlerischen Akzent.

(RP)
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