Kalkar Lachende Köpfe auf Zweckform-Pappe

Kalkar · "Nasowatt. Humor in der K." heißt es ab Sonntag im Kalkarer Museum. Acht Künstler zeigen Bilder zum Thema Kunst und Humor. Martin Lersch hat die Ausstellung zusammen mit dem Berufsverbandes Bildender Künstler kuratiert.

 Susanne Humrichs Köpfe lachen, grinsen, schneiden Fratzen.

Susanne Humrichs Köpfe lachen, grinsen, schneiden Fratzen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Mit weichem, dicken Strich entsteht das Hundegesicht: Spitz die Ohren, die Augenbrauen hochgezogen, der Mund offen, die Zunge hängt hechelnd heraus, plusterig die Halskrause des Pelzes. Ein Deutscher Schäferhund, keine Frage. Ein kräftiges Bleistiftsporträt, fast wie aus einem Strich auf das weiße Papier gezeichnet. Dann ausgeschnitten und auf ein vergoldetes Frittenschälchen gesetzt. Darüber klebt ein mit alter Type Maschine-geschriebenes Zitat: "Zur Euphorie besteht also kein Anlass. Und zu waghalsigen Wendemanövern mit Reformrücknahmen, Mindestlohnexperimenten und neuer Verteilungsmentalität besteht erst recht kein Anlass!" Knapp 30 dieser goldenen Schälchen mit diversen Hundt-Zitaten hängen an der Wand im Kalkarer Museum. "Die Worte des großen Vorsitzenden Hundt" hat die Künstlerin unter ihrem Pseudonym Reva Luzzi die Installation genannt. Zitate des einstigen Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) Dieter Hundt hat die Künstlerin Claudia Reich gesucht, ausgeschnitten und auf den goldenen Schälchen mit einem Hundeporträt serviert.

 "Altbewährtes Hausmittel gegen das Böse" nennt Monika Nelles ihre Drachen, die auf Kameras sitzen.

"Altbewährtes Hausmittel gegen das Böse" nennt Monika Nelles ihre Drachen, die auf Kameras sitzen.

Foto: Gottfried Evers

"Nasowatt — Humor in der K." heißt die Ausstellung im Kalkarer Museum, die am Sonntag, 23. Februar, 12 Uhr, von Karl-Ludwig van Dornick, Vorsitzender der Freunde Kalkars, eröffnet wird. Der in Goch lebende Zeichner und RP-Karikaturist Martin Lersch hat die Ausstellung eingerichtet und die Künstler ausgesucht. "Nasowatt" ist die dritte Ausstellung, die in Kooperation des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK), der Verein der Freunde Kalkars sowie der Stadt Kalkar und der Gemeinde Brüggen präsentiert wird. "Wir haben acht Künstler aus den Bewerbern ausgesucht, die in ihren in Kalkar gezeigten Werken alle das Thema Humor eint", sagt Lersch. Denn dass das "K." Kunst bedeutet, darin ließ Lersch keinen Zweifel. Wohl wissend, dass zwischen Lächerlichkeit und Sarkasmus nur wenig Raum ist.

Sarkastisch sind ganz gewiss Luzzis Hundt-Hunde und die Schlagwortzitate, eigentlich tieftraurig die Plastik-Tiere von Claudia Reich, die auf die Verseuchung der Meere mit unverrottbarem Plastik verweist, aus denen sich dann Tiere aus durchsichtigen Salatschälchen oder Flaschen entwickeln. Im ersten Moment fröhlich wirken dagegen die 90 lachenden Köpfe auf kleinen Zweckform-Pappen der Kölner Künstlerin Susanne Humrich — jeweils zu drei Bildern á 30 Stück gebündelt. Dazu skizzierte, malte, strichelte Humrich diverse Gesichter auf die handtellergroßen Pappen des Bürobedarf-Herstellers "Zweckform", die sonst Quittungen trugen. Einige vergrößert sie auf mittleres Format, bei einigen ist man nicht mehr sicher, ob es Lachen ist oder ob hier dem Betrachter eine Fratze böse entgegen grinst.

Witzig die Überwachungskameras, die surrend schwenken und auf deren Köpfen knallbunte mittelalterliche Drachen sitzen. Wasserspeier in Bunt, die bedrohlich vom Bösen erzählend den Raum scannen, wenn die Kamera rund fährt. "Altbewährtes Hausmittel gegen das Böse", hat Monika Nelles die aus Kunststoff geschnittenen Geister genannt, die wie gemacht sind für das Mittelalter-Stufengiebelhaus.

Hintersinnig, den Betrachter einbindend zeigt sich die Arbeit von Klaus Boegel: Man solle, so ein Warnschild, den Hörer eines alten Telefons abheben. Aber auf eigene Gefahr. Wer sich traut — ein Versuch tut nicht weh. Daneben kündet Paul Wans Bauernladen von der Landwirtschaft, von glücklichen Kühen und Schweinen, die dann doch zu Schinken und Wurst werden. Zhenia Couso Martell hat fröhliche Porträts der Familie mitgebracht. Und oben im Saal stehen auf graden Stelen die kleinen Bronzen von Renate Fellner: Karotten in High Heels haben die längsten Beine und Knollen zeigen Frauen- und Männer-Hinterteile. Humor in der K. eben.

Martin Lersch jedenfalls hat in Kalkar eine ziemliche Bandbreite aufgefahren zur humorvollen Kunst, die man größtenteils dennoch Ernst nehmen sollte. Lersch wird's erklären: mit Wort und Ton am Sonntag, 23. Februar, 12 Uhr.

(RP)
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