Kleve Länderspiel in Kleve: Holland seit 100 Jahren Lieblingsfeind

Kleve · Am Samstag (16. Oktober) jährt sich der Tag des einzigen Fußball-A-Länderspiels in Kleve: Am 16. Oktober 1910 empfing die DFB-Auswahl Holland zum ersten Duell auf deutschem Boden. 10 000 Zuschauer erlebten den 2:1-Sieg Hollands.

1910 gab es den Deutschen Fußball-Bund zehn Jahre. Erst seit 1908 trug die Auswahl des DFB "Länder-Wettkämpfe" aus, mit überschaubarem Erfolg. 1909 verlor das chronisch erfolglose Team mit 0:9 gegen England. Einen Trainer gab es nicht, die Verbände durften nach einer festgelegten Quote Spieler nominieren. Je drei kamen aus Berlin und Norddeutschland, je zwei aus Süd- und Mitteldeutschland und einer stammte aus dem Westen des Reichs. Der zehnte Auftritt des DFB-Teams ist für Kleve einer von historischer Bedeutung. Es ist das erste und einzige Spiel einer A-Nationalmannschaft in der Schwanenstadt, und dies wird es wohl auch bleiben.

Anpfiff um 15.15 Uhr

Morgen vor 100 Jahren spielte um 15.15 Uhr Deutschland gegen Holland auf dem Platz des VfB 1903 Kleve an der Triftstraße/Krohnestraße. Zu verdanken hatte Cleve, wie die Stadt zu der Zeit geschrieben wurde, das Duell dem Rektor Max Klomp. Der war Vorstandsmitglied des VfB Kleve und des Westdeutschen Fußballverbandes. Die einzige Bedingung, die der DFB gestellt hatte, war, dass der Verein eine überdachte Tribüne bauen musste. In der Werksschreinerei der Margarine-Werke wurde diese vorgezimmert. Donald van den Bergh und Bankdirektor van de Sandt unterstützten den VfB finanziell.

Reichlich Wirbel gab es um die Mannschaftsaufstellung. Diese wurde in der Regel zwei Wochen zuvor in der Zeitung veröffentlicht. Die Spieler aus dem Süden Deutschlands hatten am 16. Oktober 1910 offenbar wichtigere Termine. Sie kamen erst gar nicht. Was dazu führte, dass die Berliner Sportzeitschrift "Neue Sportwoche" die süddeutschen Vereine verurteilte. Das Spielgeschehen wurde in der Fachzeitschrift mit sieben Zeilen abgehandelt. Tenor: Holland besser, Deutschlands Torwart Werner (Hamburg) bewahrte den DFB vor einer höheren Niederlage. Aufstellungen, Zuschauerzahl, Torschützen des Gegners — war damals von untergeordneter Bedeutung. Mit 1:2 verlor Deutschland den Länderkampf vor 10 000 Fußball-Freunden. Diese Zuschauerzahl gibt der DFB an. Dass auf dem Platz des VfB überhaupt elf Spieler auftauchten, war schon ein Erfolg. Nur ein paar Monate zuvor, bei einem Test gegen Belgien in Duisburg, musste unter den Zuschauern nach Spielern gesucht werden. Ein Grund für die Überlegenheit der Holländer war, dass deren Sturmreihe eingespielt war. So eine Reihe bestand damals aus fünf Angreifern. Die Stellenstreichungen im Sturm zugunsten einer Überbevölkerung im Mittelfeld wurden wesentlich später vollzogen.

Zwei Zeitungen

Die zwei Klever Zeitungen "Clever Kreisblatt" und "Clevischer Volksfreund" berichteten spaltenweise von dem Länderspiel. Eingebettet in Nachrichten von der Landwirtschaft und dem neuen Bürgermeister von Griethausen. Das Kreisblatt wusste, warum die Holländer besser sind: "...bei denen der Fußballsport sich einem weit größeren Interesse erfreut, als bei uns..." In sieben Zeilen werden die Ehrengäste genannt. An erster Stelle stand hier die Baronin von Steengracht. Eines der Lieblingsworte bei der Berichterstattung des Kreisblattes ist "feindlich". Das holländische Tor ist ebenso feindlich wie die Verteidiger der Gäste. Auch mit Kritik an den etwa 5000 aus Holland mit dem Fahrrad oder zu Fuß gekommenen "Schlachtenbummlern", spart das Blatt nicht. Der Autor hätte es gern etwas ruhiger gehabt und urteilt: "...die mitunter auf die Nerven fallenden Anfeuerungsrufe der Holländer..." ´Ein halbes Jahr zuvor hatte es in Arnheim bereits die erste Pleite gegen Holland gegeben (2:4).

Der DFB gibt auf seiner Internetseite einen Grund an, warum die DFB-Auswahl unterlag: "Weil die Deutschen permanent ins Abseits liefen". Der Schriftleiter des "Clever Kreisblattes" kam zu einem anderem Schluss und entschied sich bereits damals, den Pfad der gelegentlich langweiligen Objektivität zu verlassen: "Auf deutscher Seite wurde fair gespielt, was man leider bei den Holländern nicht immer behaupten konnte." Der Grundstein für eine lange "Freundschaft". Wurde er in Kleve gelegt?

(RP)
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