Zum Sonntag Lass es so gut sein . . .

Kleve · Jetzt in den Ferien ist es für viele ein Erlebnis auf einen hohen Berg zu steigen. Oben angekommen schaut man in die Weite. Und irgendeinmal geht der Blick in die Richtung, wo ich meine Stadt, mein Hotel vermute.

Ich sehe, wie ich mich dort vielleicht mit vielen scheinbar wichtigen Dingen herumschlage. Ich sehe, wie ich unruhig treibe, wie ich ständig beschäftigt bin und dabei das Gefühl habe, nie genügend Zeit zu haben. Fast tut er mir etwas Leid, dieser Mensch, der ich bin, dort in der Ferne. Merkt er denn nicht, dass die Dinge, die ihn besetzt halten, gar nicht so bedeutend sind? Weiß er nicht, wie klein er ist, wie winzig klein? Sieht er nicht, dass er sich viel zu wichtig nimmt? Auch der Berg stellt mir einige Fragen: Wer bist du, kleiner Mensch, einsam in der Höhe, den unberechenbaren Gewalten der Natur ausgesetzt? Und wer bist du mit deinen sechs Jahrzehnten in einer Jahrmilliarde alten Evolution?

Ich kenne die Antwort nicht. Ich weiß nur, dass ich ein winziges Wesen in einem Universum bin, dessen Dimensionen ich nie zu erfassen vermag.

Aber das ist nur die eine Sicht. Denn der Schöpfergott sagt noch etwas anderes: Mensch, so leer und nichtig du auch sein magst - du bist unendlich groß! Du bist kleiner als ein Hirsekorn - und du bist größer als das Himmelsgewölbe. So habe ich dich geschaffen. Ich bin klein, und ich bin groß. Beides. Diese Feststellung mag dem Verstand einige Mühe bereiten. Aber das Herz ahnt, so paradox es auch sei, dass Wahrheit beides umfasst: klein und groß zugleich. Und die mächtigen Felsen hoch oben am Berg, die mir antworten könnten, sie schweigen. So schaue ich hinunter ins Tal und lasse es gut sein so.

FROHE FERIEN, MICHAEL RÜBO

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort