Kleve Lehrer-Wohnung durchsucht

Kleve · Heute wird der Pädagoge, der in einer Umkleidekabine des ehemaligen Sebus-Gymnasiums eine Kamera aufgestellt haben soll, von der Bezirksregierung in Düsseldorf angehört. Staatsanwaltschaft ermittelt. Eltern tagten im Stein.

Die Staatsanwaltschaft Kleve hat ein Ermittlungsverfahren gegen einen Lehrer des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums eingeleitet. Dem Pädagogen wird vorgeworfen, in der Umkleidekabine im Gebäude des ehemaligen Johanna-Sebus-Gymnasiums eine Kamera aufgestellt und die Kinder gefilmt zu haben (die RP berichtete am Samstag exklusiv). "Wir ermitteln wegen der Verletzung von höchstpersönlichen Lebensbereichen durch Bildaufnahme", bestätigte Oberstaatsanwalt Günter Neifer. Anderen Verdachtsmomenten gehe man momentan noch nicht nach.

Zum Hintergrund: Die Mädchen einer Klasse des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums hatten in der Umkleide der Sporthalle eine kleine Kamera mit der Aufschrift "Robocam" entdeckt. Eine Schülerin nahm sie an sich, und die Mädchen sichteten die Aufzeichnungen, so die Staatsanwaltschaft Kleve gestern in einer gemeinsamen Erklärung mit der Polizei.

Unschuldsvermutung

"Ein Klever Staatsanwalt, der an der Schule Rechtskunde unterrichtete und deshalb am Freitag in der Schule war und von dem Geschehen erfuhr, leitete umgehend ein Ermittlungsverfahren gegen den benannten Lehrer ein", so Neifer gestern. Noch am gleichen Tag durchsuchte die Kriminalpolizei die Wohnung des Mannes. Auch Antje Albers, Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums, war an dem Tag in der Schule — es sollte ein neuer Lehrer eingestellt werden. "Es wurde sofort offen über das Geschehen informiert und ebenso unmittelbar alle nötigen Schritte seitens der Schulleitung eingeleitet", sagte sie gestern auf Anfrage der Rheinischen Post.

Heute wird der Lehrer, der die Kamera aufgestellt haben soll, von der Bezirksregierung angehört. "Diese Anhörung ist immer einem Disziplinarverfahren vorgeschaltet", erklärt Bernd Hamacher, Sprecher der Bezirksregierung in Düsseldorf, die die zuständige Behörde ist. Alleine mit dem Aufstellen der Kamera seien die Persönlichkeitsrechte der Schülerinnen verletzt worden, konstatierte Hamacher gestern. "Für uns gibt es bis jetzt keine Anhaltspunkte auf sexuellen, pädophilen oder pornografischen Hintergrund", sagt Hamacher. Nach der Anhörung werde man entscheiden, wie weiter verfahren werde. "Wir werden dabei natürlich auch die Interessen der Schüler abwägen und sehen", sagt Hamacher. Aber es gelte bis zu einer Verurteilung immer die Unschuldsvermutung. Der Lehrer soll die Kamera mit Ton wegen Verdachts auf Mobbing in der Umkleidekabine aufgestellt haben, hieß es (wir berichteten).

"Es hat in der betroffenen Klasse in letzter Zeit da ein Problem gegeben", sagte gestern Claus Hösen, Direktor des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums im Gespräch mit der RP. Gestern Abend tagte im Gymnasium die Elternschaft der betroffenen Klasse — mit Schulleitung und Schulpflegschaftsvorsitzender.

Internet weitere Berichte und Hintergründe www.rp-online.de/kleve

(RP)
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