Bedburg-Hau-Moyland Liebe ohne Leiden - Grafik in Moyland

Bedburg-Hau-Moyland · Museum Schloss Moyland organisiert ein eintägiges Symposium über das Ausstellen von Papier. Ein gerade für die Sammlung des Museums, die zu 80 Prozent aus Arbeiten auf Papier besteht, spannendes Thema.

 Claude Mellau machte im 17. Jahrhundert einen Stich von einem Gemälde des Barockmalers Simon Vouet von "Salome" mit dem abgeschlagenen Kopf des Johannes. Wie kann man heute solche Blätter sichern? Oder soll man von ihnen wiederum Kopien machen?, fragt das Syposium

Claude Mellau machte im 17. Jahrhundert einen Stich von einem Gemälde des Barockmalers Simon Vouet von "Salome" mit dem abgeschlagenen Kopf des Johannes. Wie kann man heute solche Blätter sichern? Oder soll man von ihnen wiederum Kopien machen?, fragt das Syposium

Foto: mgr

Der Stich, den Claude Mellau von Simon Vouets Gemälde der Salome machte, ist wunderbar. Er zeigt die siegessicher blickende Tänzerin mit dem abgeschlagenen Kopf des Johannes. Aber darf man jenes Bild der grausamen schönen Frau, das Mellau auf Papier machte, zeigen? Denn Kunst auf Papier ist empfindlich. Papier vergilbt, die Farben verbleichen. Der größte Feind der Kunst auf Papier: Das Licht. Deshalb werden in der Regel solche Arbeiten auf Papier, die feinen Zeichnungen und Stiche und die Drucke in den druckgrafischen Kabinetten der Museen verwahrt. Museum Schloss Moyland - die Sammlung van der Grinten besteht in großen Teilen aus Arbeiten auf Papier - ging nach Eröffnung 1997 mit der so genannten Moyländer Hängung einen anderen Weg. Man hängte wie bei einer Privatsammlung auch die Grafik eng auf die Wände. Zwölf Jahre lang waren die wertvolle Drucke und Lithos, waren die Zeichnungen von Beuys dort ununterbrochen dem Licht ausgesetzt.

Aus heutiger Sicht war das konservatorisch eine Todsünde.

 Dr. Barbara Strieder ist die Leiterin der grafischen Sammlung.

Dr. Barbara Strieder ist die Leiterin der grafischen Sammlung.

Foto: Matthias Grass

Dr. Bettina Paust konnte mit der Neuorganisation der Sammlung den Gordischen Knoten durchschlagen, als sie als Direktorin von Museum Schloss Moyland dazu befugt wurde: Sie löste die Moyländer Hängung auf und führte mit den "Kunst-Bewegt-Ausstellungen" ein Format für Moyland ein, das nicht nur die Grafik und die Zeichnungen der Sammlung schonend präsentiert, sondern auch ständig wechselnd immer neue Entdeckungen ermöglicht. Gezeigt werden die Arbeiten in Moyland bei einer Lichtstärke von 50 Lux. Zum Vergleich: Tageslicht hat, je nach Wetterlage, mehrere 1000 Lux. Geklärt werden muss auch die Frage nach der UV-Strahlung, die dem Papier zusetzt. Jetzt geht Moyland dieses zentrale Problem, dieses Thema vom Ausstellen von Kunst auf Papier offensiv an. Bettina Paust lädt zu einem wissenschaftlichen Symposium am Freitag, 31. März, ein, das sich dem Thema "Original oder Reproduktion. Dilemma beim Ausstellen von Kunst auf Papier" widmet. Schließlich seien 80 Prozent der Sammlung von Museum Schloss Moyland Arbeiten auf Papier, erklärt Paust, wie sehr Moyland an der Frage nach einem Zeigen dieser Kunst gelegen ist.

Das hochkarätig besetzte Symposium soll unter anderem der Frage nachgehen, ob das Zeigen von Reproduktionen, insbesondere von oft präsentierten, prominenten Werken, ein Ausweg aus diesem Dilemma sein könnte, erklärt Moyland-Sprecherin Sophia Tuchard. Das sagt auch Dr. Barbara Strieder, die die grafische Sammlung in Moyland leitet: "Das ist eine Kernfrage: Kann man prominente Werke durch eine Reproduktion oder ein Faksimile ersetzen?", sagt die Kunsthistorikerin, die das Papier-Symposium organisiert. Die Frage ist nur: Reist der Besucher viele Kilometer zu einem Museum, um sich eine Kopie anzuschauen? "Auch das wollen wir diskutieren", sagt Strieder.

 Dr. Bettina Paust wird das Symposium eröffnen.

Dr. Bettina Paust wird das Symposium eröffnen.

Foto: mgr

Das Symposium startet am Freitag, 31. März, 9.30 Uhr mit der Begrüßung durch Paust, dann führt Barbara Strieder in das Thema ein. Prof. Wolfgang Ullrich referiert über Original und Reproduktion, die seiner Meinung nach nicht unbedingt einen Gegensatz darstellen. Es geht im Beitrag von Wolfger Pöhlmann um das Faksimile als Chance, gefährdete Werke orginalnah zeigen zu können. Ein Faksimile ist eine sehr exakte Nachbildung eines Originals - man kennt Faksimiles vor allem aus dem Buchdruck. So besitzt das Museum Kurhaus Kleve ein Faksimile vom Stundenbuch der Katharina von Kleve aus dem späten Mittelalter, das in der Morgan Library in New York verwahrt wird und hier nur als Faksimile dem Publikum präsentiert werden kann. Spannend ist jetzt, ob das bei mittelalterlichen Handschriften anerkannte Faksimile das Original eines Kunstwerks im Museum ersetzen kann. Praktiziert werde das schon, sagt Strieder. So sei der Hase Dürers im Wiener Albertinum eine Kopie. Das Original werde dort nur alle fünf Jahre für kurze Zeit gezeigt. In Moyland wird neben Wolfgang Ullrich und Wolfgang Pöhlmann (Kurator und Sachbuchautor) unter anderem die Leiterin der Graphischen Sammlung Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Mechtild Haas referieren. Letztere zu einem Thema, das in Moyland besonders spannend sein dürfte: "Der Einsatz von Reproduktionen am Beispiel des Block Beuys". Auf den Punkt bringt das ganze Dilemma der Grafik schließlich der Vortrag von Georg Josef Dietz (Kupferstichkabinett Berlin): "Liebe ohne Leiden - zum Ausstellen von Kunstwerken auf Papier".

Das Symposium ist für alle geöffnet, kostet inklusive Pausengetränke und Mittagsimbiss 39 Euro. Anmeldung info@moyland.de, Anmeldeschluss ist der 21. März.

(RP)
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