Kleve Lieder für eine stille Weihnacht im Museum Kurhaus

Kleve · "Ich steh an deiner Krippen hier" ist ein bekanntes Kirchenlied auf einen Text von Paul Gerhardt, in dem das scheinbar arme und schwache Kind in der Krippe als wahrhaft mächtig erkannt wird. J.S. Bach komponierte dazu eine Melodie in c-Moll, mit der das Lied Einzug in die Gesangbücher erhielt. Bei dem dritten Konzert der Besonderen Reihe war es Titelgeber und Rahmen für das Programm: Gabriele Natrop Kepser (Sopran), Mirjam Hardenberg (Sopran, Violoncello) und Anja Speh (Klavier) musizierten gemeinsam im Museum Kurhaus Kleve.

Der Spannungsbogen gelang wunderbar: Nach dem Vortrag von Bachs Original folgte Anja Spehs Klavier-Solo mit W. A. Mozarts Zwölf Variationen über "Ah, vous dirai-je maman", in denen die Pianistin den verspielten Charakter der nach und nach immer dichter werdenden Variationen perfekt einfing. Es folgten volksliedhafte Weihnachtslieder von Engelbert Humperdinck, gesungen von Natrop Kepser und Hardenberg im Wechsel. Auch der innige Vortrag von Max Regers "Mariä Wiegenlied" für Sopran, Cello und Klavier bescherte musikalisch bewegende Momente jenseits von Tastenakrobatik oder Bogenvirtuosität. Nach der Pause erklangen "Weihnachtslieder" op. 8 von Peter Cornelius, in denen die Sopranistinnen im Wechsel Lieder über den "Christbaum", "Die Hirten", "Die Könige", "Simeon", "Christus, der Kinderfreund" und dem "Christkind" sangen. Dabei traf erneut das feine Instrumentalspiel auf die in allen Registern beweglichen, schlanken und unaufgeregt intonierenden Singstimmen.

In Ludwig van Beethovens Zwölf Variationen über ein Thema aus Händels "Judas Maccabäus" verarbeiteten Cello und Klavier ein Thema, das vielen Zuhörern als "Tochter Zion, freue dich" bekannt sein dürfte. Kraftvoll und doch hintergründig interpretierten Hardenberg und Speh das Motiv, das zum Schluss nur noch in seiner harmonischen Gestalt erkennbar war. Ausgangspunkt zur Konzeption des Programms waren die abschließenden "Lieder für eine stille Weihnacht" der Sängerin und Pianistin Christine Maria Rembeck (*1970), die gerne selbst anwesend gewesen wäre, aber leider verhindert war.

Darin wurden gesungene Weihnachtslieder wie "Süßer die Glocken nie klingen", "Zu Bethlehem geboren" oder - um den Bogen abzurunden - "Ich steh an deiner Krippen hier" mit ruhiger, sparsamer aber gerade dadurch ungemein starker Ausdruckskraft durch Cello und Klavier unterlegt. Ein entspanntes und doch Neu-Entdecken des Altbekannten, das in die Tiefe von Musik und Sinn mitnahm. Das Konzert war überaus gut besucht und die Akustik des Raumes durch geschickte Aufstellung von Instrumenten und Stühlen wunderbar genutzt. Das ausgewogene Klangbild zwischen den drei Künstlerinnen zeugte von ihrem feinsinnigen Aufeinander-Eingehen, das vertraute Spiel unterstrich die Innigkeit der Musik. Diese wäre noch präsenter ohne Zwischenapplaus gewesen, obschon es absolut berechtigt war, der Begeisterung und dem Dank für das vorweihnachtliche Wohlgefühl und den exzellenten Vortrag Ausdruck zu verleihen.

(RP)
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