Kleve Lokale Produkte zur Marke machen

Kleve · Bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland diskutierten regionale Experten dieses Mal die Frage: "Kreis Kleve in der Landwirtschaft Nr. 1 in NRW - auch bei der regionalen Vermarktung?"

Das Kleverland ist bekannt für seine starke Landwirtschaft. Aber können wir auch lokale Produkte vorweisen, die eine echte Markte sind, die in der Region und vielleicht auch über sie hinaus bekannt sind? Darüber diskutierten die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt.

Einer, der genau diesen Versuch unternommen hat, ist Gerd Derksen. Er lässt die auf seinem Spetenhof produzierte Milch und anderen dort erzeugte Produkte an viele zufriedene Kunden im Nordkreis Kleve ausliefern. "Ich habe großen Respekt vor dieser Vertriebsstruktur. Wir bieten Spetenhof-Milch bei uns auch an. Sie kommen gut bei den Kunden an, wenngleich sie auch keine riesigen Umsätze liefert", sagte Josef Drunkemühle, Geschäftsführer des gleichnamigen Edeka-Markts in Bedburg-Hau.

Darin liege aber auch ein Problem, betonte, Lothar Quartier, Geschäftsführer der Metzgerei Quartier. "Die Umsätze mit in der Region produzierten Produkten sind nicht so hoch wie sie sein sollten. In Supermärkten wird stattdessen eine weit entfernt hergestellte Bratwurst für 3,33 Euro pro Kilogramm verkauft. Dass ist eine Schande", sagte der Fleischer.

Bruno Jöbkes Geschäftsführer von Thönes Natur-Verbund, sieht durchaus Chancen dafür, Produkte aus der Region zu einer echten Marke zu machen. "Dazu muss man eine Werthaltigkeit transportieren. Mann muss die Menschen zeigen, die hinter den Produkten stecken", ist Jöbkes überzeugt. Das sieht auch Bernd Hesseling Geschäftsführer des Bauernmarkts Lindchen, so. "Links und rechts der holländischen Grenze arbeiten die besten Bauern der Welt. Im Umkreis von 100 Kilometern wohnen mehr Menschen als rund um Paris. Wir haben also die besten Voraussetzungen", sagte Hesseling. Er hält es für realistisch, dass regionale Produkte auch zu einem günstigen, konkurrenzfähigen Preis verkauft werden können. "Die Kosten für den Transport werden immer höher", betont Hesseling.

Als problematisch sahen alle Diskussionsteilnehmer an, dass die verarbeitende Industrie im Kreis Kleve fehlt. "Es gibt keine Molkerei mehr. Deswegen wird die Milch von unseren Landwirten in die Eifel gefahren", sagte Derksen. Hesseling ergänzt: "Im Kreis Kleve werden in einem Jahr 60 000 Wildtiere geschossen. Wir haben hier aber keine einzige Schlachterei für Wild."

Josef Drunkemühle betonte, dass auch der Verbraucher mitziehen muss, wenn es um regionale Produkte geht. "Wenn Produkte aus der Region etwas teurer sind, verkaufen wir sie schlecht." Bernd Hesseling hält dagegen: Ich sehen eine gute Chance für Butter und Käse aus der Region. Die werden, wenn sie gut sind, auch in Köln für einen Euro mehr gekauft."

Karl-Heinz van Holt, Vorstandsvorsitzender der Erntedankgemeinschaft Wissel, hat einen ebenso simplen wie einleuchtenden Vorschlag. "Wer nicht Tomaten aus Spanien oder Israel einkaufen will, kann sie genauso gut in seinem Garten anbauen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort