Bedburg-Hau-Louisendorf Louisendorfs letzte Kneipe ist Geschichte

Bedburg-Hau-Louisendorf · Die ehemalige Gaststätte Pollmann ist verkauft. Einen Kneipenbetrieb wird es dort nicht mehr geben. Verpächter Wilfried Mersch ist sauer auf seinen ehemaligen Mieter. Der habe ihm einen Scherbenhaufen hinterlassen.

 Verpächter Wilfried Mersch vor der ehemaligen Gaststätte mit angeschlossenem Festsaal. Beide Gebäude hat er inzwischen verkauft.

Verpächter Wilfried Mersch vor der ehemaligen Gaststätte mit angeschlossenem Festsaal. Beide Gebäude hat er inzwischen verkauft.

Foto: Markus van Offern

Wer in Louisendorf feiern wollte, hatte die Qual der Wahl. Früher standen gleich mehrere Gaststätten zur Verfügung. Nach und nach wurden es immer weniger. Seit September 2015 ist auch die letzte Gastwirtschaft geschlossen. "Die einzige Kneipe zwischen Goch und Kalkar, zwischen Bedburg-Hau und Uedem hat damals ihren Betrieb eingestellt. Das ist wirklich traurig", sagt Wilfried Mersch. Ihn beschäftigt das Thema auch heute, mehr als zwei Jahre später, noch sehr. Denn Mersch war der Verpächter der ehemaligen Gaststätte mit angeschlossenem Festsaal. Er leidet bis heute unter der Einstellung des Geschäftsbetriebs - und unter den finanziellen Folgen.

Im Jahr 2007 verpachtete Wilfried Mersch zunächst den Festsaal der ehemaligen Gaststätte Pollmann an Peter K. (Name geändert, d. Red.). K. betrieb dort zunächst einen Second-Hand-Laden. Zwei Jahre später pachtete K. die Gaststätte und eine darüber liegende Wohnung dazu. Damit K. die Kneipe erfolgreich betrieben konnte, investierte Mersch unter anderem 70.000 Euro in eine neue Toilettenanlage. Auch K. selbst, ein gelernter Tischler, wurde tätig, zog auf eigene Kosten einen neuen Holzfußboden in den Saal ein.

Die Kneipe lief anfangs gut. Über Jahre hinweg wurde dort auch gefeiert. Dann lag plötzlich eine Kündigung im Briefkasten von Wilfried Mersch. Im März 2015 war das, gekündigt wurde zum 30. September. Der Mieter zog aus Louisendorf fort. "Ich weiß bis heute nicht, warum er gekündigt hat", sagt Mersch. Viel schlimmer aber findet er den Zustand, in dem ihm der Festsaal hinterlassen wurde. "Alle Böden wurden herausgerissen, die Wandverkleidung ebenso, auch die Bleiverglasung der Fenster", schildert der Verpächter. Peter K. hätte den Saal so herrichten müssen, wie er ihn damals übernommen hatte, betont Wilfried Mersch. Stattdessen habe sich ihm ein Bild der Verwüstung geboten. Sein Pächter habe Teile der Theke, der Kühlung sowie der Heizanlage abgebaut und mitgenommen. "Auch die Einbauchküche war plötzlich weg, die hat mein Pächter einfach für sich behalten. Kabel wurden aus der Decke gerissen", sagt Mersch. Der finanzielle Schaden sei enorm gewesen. Peter K. war für unsere Redaktion für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

 Der Mieter riss, nachdem er gekündigt hatte, den Boden und Wandverkleidungen heraus, sagt sein Verpächter.

Der Mieter riss, nachdem er gekündigt hatte, den Boden und Wandverkleidungen heraus, sagt sein Verpächter.

Foto: Marc Cattelaens

"So konnte ich den Festsaal keinesfalls mehr verpachten. Ich hatte eine kaputte Halle, aber eine völlig neue WC-Anlage", sagt Mersch. Er nahm sich einen Rechtsanwalt und reichte im Oktober 2016 Klage wegen schweren Diebstahls gegen seinen ehemaligen Pächter ein. Der Streitwert betrug 65.000 Euro.

Mehr als ein Jahr später, im November 2017, erhielt Mersch Post von der Staatsanwaltschaft Kleve: Das Verfahren wurde eingestellt. Die Begründung: Der Beschuldigte sei strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten. Außerdem laufe noch eine zivilgerichtliche Auseinandersetzung. Mersch kann die Begründung nicht nachvollziehen. "So kann sich ja jeder alles leisten, weil es ja nie zu einer Verurteilung kommen würde", sagt der Louisendorfer.

 So sah der Festsaal vor der Verpachtung aus.

So sah der Festsaal vor der Verpachtung aus.

Foto: Mersch

Um gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft juristisch vorgehen zu können, hätte Mersch viel Geld gebraucht. "Mit 10.000 Euro hätte ich da in Vorleistung gehen müssen", sagt er. Zu viel für ihn und seine Frau Barbara. Mersch will aber bei der Staatsanwaltschaft Beschwerde einlegen.

Den Saal, die Kneipe und die Wohnung hat Mersch inzwischen an ein Autohaus verkauft, das den Saal als Ausstellungsfläche nutzen will: "Für den Kauf bin ich auch dankbar. Aber ich hätte wohl viel mehr Geld erzielen können, wenn der Saal weiter gastronomisch hätte genutzt werden können."

(RP)
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