Kreis Kleve Luftfahrt-Präsident Siegloch in Weeze

Kreis Kleve · Beinahe wäre es den Lobbyisten gelungen, die Abschaffung der Ticketsteuer im Koalitionsvertrag unterzubringen. Es kam anders, aber die Branche kämpft weiter. Zum Beispiel mit einem Auftritt vor der Presse am Weezer Airport.

 Die Beiden sind sich einig: Ohne die Ticketsteuer ginge es dem Flughafen besser, meinen Ludger van Bebber (links) und Klaus-Peter Siegloch.

Die Beiden sind sich einig: Ohne die Ticketsteuer ginge es dem Flughafen besser, meinen Ludger van Bebber (links) und Klaus-Peter Siegloch.

Foto: Seybert

Den Mann kennt wohl jeder noch vom Fernsehbildschirm: Klaus-Peter Siegloch, bis 2007 Gesicht des Heute-Journals. Inzwischen muss er nicht mehr so ausgewogen berichten — Siegloch ist Lobbyist geworden, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Als solcher besuchte er gestern den Flughafen Weeze.

Das Thema: der harte Wettbewerb und die besondere Situation grenznaher Airports wie etwa Weeze. Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber fand in dem Gast erwartungsgemäß einen Unterstützer seiner dringlichsten Forderung in Richtung Berlin: Die Luftverkehrssteuer muss weg.

Siegloch berichtete, wie sein Verband bis zur letzten Runde des Koalitionsvertrags für eine Abschaffung der Ticketsteuer gekämpft hatte — und letztlich doch Opfer des Sparzwangs wurde. Einnahmen in Höhe von einer Milliarde Euro mag sich der Finanzminister derzeit nicht entgehen lassen.

"Wir bleiben aber dran und werden beständig weiter darauf hinweisen, dass die Entscheidung falsch war." Siegloch listete im Pressegespräch die Probleme der Branche in Europa und in Deutschland auf. Während in Lateinamerika und im asiatischen Raum die Gewinnmargen der Airlines steigen, können deutsche und europäische Fluglinien im Wettbewerb kaum bestehen. "Restriktive Betriebszeiten" (Nachtflugverbote), die Luftverkehrssteuer, der europäische Emissionshandel und hohe Kraftstoffkosten drosseln die Entwicklung.

In Drittstaaten wie China, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder der Türkei werde der Luftverkehr gezielt gefördert; es entstünden zahlreiche Großflughäfen, die Drehkreuze wie etwa Frankfurt massiv bedrohten. Aber Siegloch hat auch einen Blick auf die kleineren Flughäfen und deren besondere Situation. Mit Blick auf Weeze und Ryanair merkte er an: "Low-Cost hat sich etabliert, es wird auch in Zukunft preiswerte Tickets geben." Wenngleich sich die "Billig-Airlines", die es inzwischen in vielfacher Ausprägung gibt, wie van Bebber anmerkte, spürbar änderten. Etwas mehr Komfort (zusätzliche Handtasche, reservierte Plätze) führt jetzt auch Ryanair ein.

Tickets für drei Euro wie noch vor wenigen Jahren gibt es allerdings nicht mehr. Ob kleinere Airports auf Dauer bestehen können? Siegloch drückt es diplomatisch aus: "Wenn sie angenommen werden und sich am Markt behaupten können, sind sie nicht überflüssig. Dass die Anzahl der Flughäfen weiter wächst, glaube ich aber nicht. Jeder Airport muss — manchmal nach einer Anschubfinanzierung — auf Dauer seine operativen Kosten decken können."

Da schließt sich der Kreis: Je stärker die nationalen Belastungen und der internationale Wettbewerb, umso schwerer haben es Airlines, Geld zu verdienen. Und wo sie das nicht können, verabschieden sie sich. Ludger van Bebber gibt sich gelassen: "Wir haben gelernt, mit ziemlich heftigen Ausschlägen in beide Richtungen umzugehen." Weezes Flughafen hat sich extrem schnell entwickelt, Rückschläge inbegriffen. Kann sein, dass der Sommerflugplan 2014 deutlich ausgedünnt wird. Dann hoffen die Beteiligten auf ein besseres Folgejahr.

(RP)
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