Kreis Kleve Mama mit 20 — wie das Leben sich ändert

Kreis Kleve · Wer als "halber Teenager" ein Kind bekommt, muss gegen Vorurteile kämpfen. Sarah Glücks macht ihren Weg mit Freund und Sohn Fynn-Gabriel. Andere sind nicht so weit. Junge Mütter sprechen über Chancen und Probleme.

 Sarah Glücks (20) mit Sohn Fynn-Gabriel. Er ist ein Wunschkind: Sarah und ihr Freund Dimitri (25) haben sich ganz bewusst dafür entschieden, jung Eltern zu werden. Als nächstes will die junge Frau eine Ausbildung machen.

Sarah Glücks (20) mit Sohn Fynn-Gabriel. Er ist ein Wunschkind: Sarah und ihr Freund Dimitri (25) haben sich ganz bewusst dafür entschieden, jung Eltern zu werden. Als nächstes will die junge Frau eine Ausbildung machen.

Foto: Thomas Binn

Wenn Sarah Glücks mit ihrem Sohn Fynn-Gabriel unterwegs ist, fällt sie auf. Zumindest musste sie sich schon dumme Sprüche gefallen lassen. "Immer diese jungen Mütter mit ihren Blagen", hatte ein Schüler mal laut gemurmelt. "Die werden auch immer jünger", äußerte sich ein anderer.

Die 21-Jährige nimmt es gelassen. "Meine Mutter hat mich ebenfalls mit Anfang 20 bekommen. Damals musste sie sich auch schon anhören: Wenn Kinder Kinder bekommen."

Sarah und ihr 25-jähriger Freund Dimitri Frank haben sich bewusst dafür entschieden, jung Eltern zu werden: Mit 19 wurde sie schwanger. Dimitri wollte es anders machen als seine Eltern. Sein Vater war Mitte 40, als Dimitri geboren wurde. Dimitri möchte als junger Vater mit seinem Sohn mithalten können, Fußball spielen und auch vom Denken her nicht weit weg sein von dem, was seinen Sohn bewegt.

Dass sie mit Freund und Sohn heute eine typische Familie bildet, eben Vater-Mutter-Kind, ist ein Glücksfall. Andere junge Mütter in ihrer Krabbelgruppe stehen ohne Mann an ihrer Seite da. "Der wäre sowieso gegangen", sagt die eine. "Als ich gesagt habe, dass ich schwanger bin, war der weg", erzählt die andere. Vorher war sie zweieinhalb Jahre mit ihrem Freund zusammen gewesen. Ihren Namen möchte sie lieber nicht nennen: Irgendwie spricht man nicht gerne darüber, jung schwanger geworden und dann alleine zu sein.

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Foto: gms

Auch eine weitere junge Mutter möchte ungenannt bleiben. "Ich komme aus einem kleinen Dorf. In kleinen Dörfern wird viel geredet, da habe ich keine Lust drauf", sagt die 20-Jährige. Mit 18 war sie schwanger. Das war so nicht geplant. Die Reaktion der Eltern? "Die waren geschockt", sagt sie und blickt auf den Boden. Die Zukunft war anders strukturiert gewesen. Ein Kind stand noch nicht auf dem Plan, statt dessen hatte sie einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Aber: Ihr Freund ist bei ihr geblieben, sie hat die Schule zu Ende gemacht und fängt demnächst trotz Kind eine Ausbildung an.

Auch Sarah will demnächst eine Ausbildung machen. Sie will denjenigen etwas entgegensetzen, die behaupten, dass junge Frauen einfach ein Kind in die Welt setzen, weil sie zu faul zum Arbeiten sind. Es sei nämlich eher anders herum: Das Kind motiviere, gebe Antrieb, zu arbeiten und Geld zu verdienen. "Erst einmal Ausbildung, Führerschein, ein Auto", zählt Sarah auf, was als nächstes für sie und ihre kleine Familie ansteht.

Die Veränderung, die ein Kind bringt, ist überall im Leben von Sarah und Dimitri spürbar. Im Terminkalender steht die Krabbelgruppe. Besucher werden mit Kinderlachen begrüßt. "Seitdem Fynn da ist, ist viel mehr los", stellt Dimitri fest. Zusammen ausgehen, das ist bei dem jungen Paar erst einmal gestrichen. Einer bleibt immer beim Kind. Schlimm finden die beiden das aber nicht. "Da kann man Partys oder so auch gar nicht mit vergleichen", sagt der Vater. Zu sehen, wie ihr Sohn sich entwickelt, dass sei das wirklich Spannende. "Das Leben ist viel lebenswerter", sagt er im Vergleich zur kinderlosen Zeit.

Ein zweites Kind wollen Dimitri und Sarah aber erst in vier oder fünf Jahren. Erst will Sarah ihre Ausbildung beenden. "Ich möchte meinem Kind später etwas bieten können", sagt sie.

(RP)
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