Kleve Mehr ausländische Frauen suchen Schutz vor Gewalt

Kleve · Bei manchen wurde der Ehemann oder Lebensgefährte handgreiflich, bei anderen der Vater oder der eigene Sohn: "Alle Frauen, die Unterstützung beim Frauenhaus der AWO in Kleve suchen, haben häusliche Gewalt erlebt", sagt Andrea Hermanns, Leiterin des Frauenhauses.

37 Frauen und 35 Kinder suchten 2016 Schutz im Klever Frauenhaus. Insgesamt haben sich 45 Frauen und 45 Kinder im Haus aufgehalten. Zwei staatliche anerkannte Sozialpädagogen, ein Erzieher und je eine Verwaltungskraft und Hauswirtschafterin betreuen die Frauen, die in ihrem Haus Schutz, Beratung und Unterkunft erhalten. Insgesamt 20 Betten bietet das Haus. Fast über den kompletten Zeitraum seien alle Zimmer belegt gewesen. "Wir hatten kaum freie Betten im vergangenen Jahr", sagt Andrea Hermanns. Bei vollständiger Belegung werden Schutzsuchende an andere soziale Einrichtungen weitervermittelt.

Die Anzahl der hilfesuchenden Frauen sei im Vergleich zu 2015 in etwa gleich geblieben, sagt Marion Kurth, Geschäftsführerin des AWO Kreisverbands Kleve. "Zum ersten Mal seit zehn Jahren haben aber mehr ausländische Frauen Hilfe gesucht als Deutsche", sagt Andrea Hermanns.

Neben Begleitung bei der Wohnungssuche, Amts- oder Arztterminen bietet das Frauenhaus auch psychologische Unterstützung an. Jedoch sehen die Betroffenen nicht immer selbst den Bedarf. "Die Frauen bemühen sich meist erst um Geld und eine Wohnung ", sagt Andrea Hermanns. "Bei vielen bleibt keine Kraft und kein Raum, sich mit ihren Gewalterlebnissen auseinanderzusetzen. Andere Probleme stehen für sie oft im Vordergrund."

Ein Großteil der Frauen verlässt innerhalb von sieben Tagen die Einrichtung wieder. In der kurzen Zeit ist es kaum möglich, einen Antrag zur Kostenübernahme zu stellen. Auf diesen Kosten bleibt die Einrichtung dann sitzen. Marion Kurth zeigt sich besorgt: Die Zuschüsse des Staates würden weniger als die Hälfte der anfallenden Kosten decken. "Wir sind immer auf Spenden angewiesen", sagt Marion Kurth. "Eine große Entlastung wäre es, nicht mehr auf jeden Euro achten zu müssen, den man ausgibt."

(RP)
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