Kleve Mehr Wohnungen für Asylbewerber

Kleve · Grüne und CDU wollen die Suche nach freiem Wohnraum für Asylsuchende verstärken und bereiten einen Antrag für den nächsten Sozialausschuss vor. Auch sollen Standards für die Unterbringung formuliert werden.

 Wichtig für Asylsuchende: Die Hilfe der Ehrenamtlichen, wie Julia Weber vom Hafen der Hoffnung.

Wichtig für Asylsuchende: Die Hilfe der Ehrenamtlichen, wie Julia Weber vom Hafen der Hoffnung.

Foto: Gottfried Evers

Die Stadt soll weiter leer stehenden Wohnraum suchen und anmieten. Dort sollen Asylbewerber dezentral untergebracht werden. Das möchte ein schwarz-grüner Antrag für den nächsten Sozialausschuss der Stadt am Donnerstag, 23. April, im Interimsrathaus der Stadt Kleve formulieren.

"Wir wollen uns perspektivisch von Heimen wie das an der Stadionstraße trennen. Wir möchten, dass langfristig alle Asylbewerber dezentral im Stadtgebiet untergebracht werden können", sagt Susanne Siebert von den Klever Grünen. Bei den Wohnungen arbeite die Stadt bis jetzt gut mit der Caritas zusammen, die den Wohnraum anmiete und die Asylbwerber auch betreue, sagt sie. Das soll vertieft werden. Die Kosten dürften kein Problem darstellen: Siebert ist sicher, dass eine dezentrale Unterbringung nicht teurer werden dürfte.

Zusätzlich will Siebert - vor allem mit Blick auf das immer noch nötige Wohnheim an der Stadionsstraße - in ihrem Antrag auch Standards formulieren und ein Betreuungskonzept aufstellen. "Raumgrößen, Ausstattung und ein Hygieneplan müssen festgeschrieben sein", sagt sie. Man brauche ein Leitbild, müsse mindestens Standards für die Asylbewerber anstreben, wie sie auch SGB-II-Empfänger zustehen.

Kleve: Mehr Wohnungen für Asylbewerber
Foto: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Die ehrenamtlichen Helfer, die sich für die Asylbewerber engagieren, begrüßen die dezentrale Unterbringung. "Man muss bedenken, dass traumatisierte Menschen hier ankommen, die in einem Heim vielleicht schon ihr nächstes Trauma erfahren", sagt eine ehrenamtliche Helferin. Man wolle aber eine gewisse Normalität für diese Menschen erreichen - und die sei in einer Wohnung viel eher zu erreichen. Auch sie habe bisher gute Erfahrungen mit Familien gemacht, die schon dezentral untergebracht sind und, so hofft sie, bald von der Nachbarschaft angenommen werden.

Wichtig hier wie dort: Die ehrenamtlichen Helfer, die sich um die Menschen in der Fremde kümmern. Wie Julia Weber vom Hafen der Hoffnung. Sie kam vor über 20 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland und engagiert sich seitdem in der Hilfe für Flüchtlinge. Sie kann mit ihren Russisch-Kenntnissen oft auch sprachlich helfen.

Schon 2006 hatte der Sozialausschuss der Stadt Kleve beschlossen, dass Asyl suchende Familien mit minderjährigen Kindern privaten Wohnraum anmieten können, erklärt Stadtsprecher Jörg Boltersdorf. Darüber hinaus sei im Rahmen der sozialpädagogischen Flüchtlingsbetreuung im Jahr 2013 ein Betreuungsvertrag mit der Caritas Kleve geschlossen worden, der sich intensiv um die private Wohnungssuche der Flüchtlinge kümmert. "In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Kleve konnten so bislang 32 Familien mit insgesamt 94 Personen in private Mietverhältnisse vermittelt werden", sagt Bolterstorf. Zusätzlich mietete das Gebäudemanagement der Stadt Kleve Wohnraum an, wo weitere 42 Personen untergebracht wurden.

"So entstanden unter anderem auch Wohngemeinschaften männlicher Asylbewerber. Bei der Netzgruppe Kleve konnten zwei alleinstehende junge Mütter untergebracht werden. Und seit 2014 wird auch Ehepaaren ohne minderjährige Kinder die Möglichkeit eröffnet, privaten Wohnraum zu nutzen", sagt der Stadtsprecher. Im Übergangsheim an der Stadionstraße leben zurzeit 115 Einzelpersonen, so Boltersdorf.

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Foto: dpa, rwe lof

Doch der Stadtsprecher zeigt auch die Kehrseite auf: Wegen der konstant hohen Zuweisungszahlen von Flüchtlingen mussten in Kleve weitere Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. 2014 wurden Teile der ehemaligen Hauptschule Materborn als Übergangsheim hergerichtet. "Hier sind in erster Linie alleinstehende Frauen und Familien untergebracht. Derzeit leben dort 30 Personen", sagt Boltersdorf. Und weil der Strom der Flüchtlinge nicht abreißt, sollen weitere Gebäudeteile der ehemaligen Hauptschule Materborn für die Unterbringung von Einzelpersonen genutzt werden.

Sein Fazit: Obwohl die Stadt weiterhin daran arbeitet, möglichst viele Asylbewerber dezentral unterzubringen, werde man in absehbarer Zeit zumindest für die Erstunterbringung nicht auf Übergangsheime verzichten können.

(RP)
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