Kreis Kleve Mehrere Jahre Haft für Einbrecherbande

Kreis Kleve · Zwei Georgier sollen am Niederrhein an Einbruchdiebstählen beteiligt gewesen sein. Acht Taten konnten ihnen nachgewiesen werden, zweimal wurden sie freigesprochen. Der Kopf der Bande konnte nach Spanien fliehen.

 Die beiden Angeklagten mit einer Anwältin (r.) und einer Dolmetscherin.

Die beiden Angeklagten mit einer Anwältin (r.) und einer Dolmetscherin.

Foto: Gottfried Evers

Schon die Festnahme im Mai vergangenen Jahres war spektakulär: Weil der zuständige Staatsanwalt Gefahr im Verzug befürchtete, griff ein Sondereinsatzkommando im Morgengrauen zu. Sie stürmten das Hotel in Simmern (Rheinland-Pfalz), sprengten damit eine niederrheinweit aktive Einbrecherbande. Ein Täter konnte sogar noch fliehen, wurde kurze Zeit später aber in Düsseldorf festgenommen. Jetzt sind zwei Bandenmitglieder zu vier Jahren und sechs Monaten sowie drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.

Das Klever Landgericht sah es nach zehn Verhandlungstagen als erwiesen an, dass sich die beiden aus Georgien stammenden Angeklagten des schweren Einbruchdiebstahls, versuchten Einbruchdiebstahls und der Beihilfe zum Einbruchdiebstahl in mehreren Fällen schuldig gemacht haben.

Dabei sollen sie in den Jahren 2013 und 2014 als Bande organisiert aktiv gewesen sein. "Von Anfang an hatten wir es mit drei Tatverdächtigen zu tun", sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht, Jürgen Ruby. Der Kopf der Bande, der wohl unter dem Decknamen "Alexandrov" agierte, ist weiter flüchtig. Er setzte sich über Frankreich ab, wird derzeit in Spanien vermutet. Mit dem Urteil geht ein langwieriger Prozess zu Ende.

Über insgesamt zehn Fälle urteilte Richter Jürgen Ruby am Ende: Schuldig gesprochen wurden die beiden Angeklagten für Einbrüche in Kleve, Tönisvorst, Goch, Geldern, Rheurdt, Kerken, Aldekerk und Straelen. Bei zwei weiteren Einbrüchen in Kevelaer und Weeze war die Vorgehensweise zwar dieselbe. "Wir haben aber keine Beweise dafür, dass die beiden Angeklagten hier aktiv beteiligt waren. Darum sind sie freizusprechen", sagte der Vorsitzende Richter. In ihrer Hochzeit schlug die Einbrecherbande täglich zu. Die Täter kamen am Abend, vergewisserten sich, dass niemand zu Hause war, und durchstießen mit einem Schraubenzieher die Fensterscheiben im rückwärtig gelegenen Bereich der Gebäude. Dann fassten sie durch die entstandenen Löcher, um die Fenster von innen zu öffnen.

Sobald etwas nicht nach Plan lief, ergriffen die Täter die Flucht. In Kevelaer riss die Scheibe anstatt zu springen, in Straelen war die 81-jährige Bewohnerin noch im Haus, in Aldekerk löste eine Alarmanlage aus. Der Wert der Beute soll laut Staatsanwaltschaft insgesamt mehr als 27 000 Euro betragen. "Mit Auflösung der Bande hörten diese Einbrüche auf", sagte Jürgen Ruby.

Zum Verhängnis wurde den beiden Angeklagten, dass sie während der Taten häufig miteinander telefonierten - und die Ermittler ab einem gewissen Zeitpunkt mithörten. So warnte ein Täter, der Wache schob, wenn sich Passanten näherten, andere forderten neues Werkzeug an. Dementsprechend heftig stritten Rechtsanwälte und Staatsanwaltschaft über die Telefonmitschnitte: Ein eigens von der Verteidigung herbeigerufener Sachverständiger konnte aber nicht beweisen, dass es sich nicht um die Stimmen eines Angeklagten handelt.

Die beiden Männer bleiben bis zur Rechtsgültigkeit ihrer Strafe in Untersuchungshaft. Gegen das Urteil kann binnen einer Woche Revision eingelegt werden.

(RP)
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