Einkaufen mit Mehrwegverpackung Dieser Supermarkt sagt dem Müll den Kampf an

Kleve · Mit der eigenen Frischhaltebox kann man in diesem Supermarkt in Kleve an der Theke Wurst und Käse einkaufen. Plastiktüten braucht man dank Pfandbox nicht mehr. Und bald sollen auch Eierkartons und Tütchen für Obst und Gemüse verschwinden.

Wer einkauft, macht Müll. Gurken sind eingeschweißt, Süßigkeiten oft mehrfach verpackt, und an der Kasse greift man zur Plastiktüte. Der Klever Supermarkt Edeka Brüggemeier sagt dem Verpackungsmüll nun den Kampf an und hat bereits Maßnahmen ergriffen: Als nach eigenen Angaben erster Supermarkt in NRW hat der Klever Markt ein Mehrwegsystem eingeführt. Seit Dezember können Kunden Wurst, Fleisch, Käse und Aufstriche von den Frischetheken in der eigenen Dose mit nach Hause nehmen. Dazu hat Brüggemeier ein eigenes System entwickelt, das vom Veterinäramt abgesegnet wurde. Denn eigentlich sind selbst mitgebrachte Behälter hinter der Theke aus Hygienegründen nicht erlaubt.

Doch bei Brüggemeier können Kunden nun ihre mitgebrachten Behälter auf ein Edelstahltablett legen, der Verkäufer nimmt dieses Tablett und stellt es auf die Waage, die er auf Null tariert und die Waren wiegt. Das Tablett mit Dose stellt er wieder auf die Theke, der Kunde verschließt die Dose und klebt den Bon darauf (siehe Video oben). "So kommen wir nicht in Verbindung mit den Waren, die der Kunde angefasst hat und der Kunde nicht mit den Produkten, die wir angefasst haben", sagt Denis Brüggemeier von der Geschäftsführung.

Umweltministerin Barbara Hendricks ließ sich die Umweltschutzmaßnahmen des Klever Supermarktes zeigen. "Das Konzept ist beispielgebend und ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Hendricks. Denn laut Umweltministerium steigt der Verpackungsmüll in Deutschland seit Jahren. Brüggemeier will deshalb noch in diesem Jahr zwei weitere Projekte umsetzen: Mehrweg-Eierboxen sollen die oft nur einfach verwendeten Eierkartons ersetzen. Und in der Obstabteilung soll es statt den Plastiktütchen bald wiederverwendbare Netze für loses Obst und Gemüse geben.

An den Kassen im Supermarkt wird seit Februar am Umweltschutz gearbeitet. Dort können Kunden Plastik- und Papiertüten an der Kasse einsparen, wenn sie stabile Klappkisten gegen Pfand ausleihen. Laut Brüggemeier sind bereits rund 1000 Kisten im Umlauf. Zusammen mit Umweltorganisationen habe man nämlich festgestellt, dass auch Papiertüten nicht optimal für die Umwelt seien.

So funktioniert ein Supermarkt ohne Verpackungen
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Foto: Screenshot Startnext/Original Unverpackt

Das bestätigt Matthias Kleinke, Professor für Umwelttechnik an der Hochschule Rhein Waal. "Papiertüten sind zwar in der Entsorgung deutlich einfacher als Kunststoffe, die Herstellung kostet aber viel Energie", sagt er. Das System der Pfandkisten findet er daher "sehr nützlich".

Denn noch besser als umweltfreundliche Verpackungen sei es, gar keinen Müll zu erzeugen. Vor allem Plastik sei schädlich, weil es oft in Gewässern lande, wo es bis zum Meer treibt, sagt Kleinke. "Bei uns landet zwar Müll selten im Spoykanal — aber wenn wir Müll vermeiden, können wir Energie und Ressourcen sparen", erklärt Kleinke. Denn Plastik wird vor allem aus Öl hergestellt. Maßnahmen wie bei Edeka seien gut, sagt der Umwelttechniker. Er mahnt jedoch: Die Kunden müssen die neuen Systeme nutzen, sonst verschwinden sie schnell wieder.

(mre)
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