Kleve Mendelssohn und seine Zeitgenossen

Kleve · Das Kammerorchester Leipzig (Leitung: Peter Bruns) sowie Geigerin Sophia Jaffé gastierten in Kleve

 Sophia Jaffé gasteierte in Kleve.

Sophia Jaffé gasteierte in Kleve.

Foto: Konterte Kleve/Suchanek

"Es flogen ihm hundert Herzen zu im ersten Augenblicke" hieß das 5. Reihenkonzert der Stadt Kleve. Dabei ging es um den Kosmopolit Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Zeitgenossen, deren Werke vom Mendelssohn Kammerorchester Leipzig (Leitung: Peter Bruns) sowie der Geigerin Sophia Jaffé vorgetragen wurden. Kaum zu glauben, dass in dem Konzert die jugendlichen Preziosen des vielseitigen Mendelssohn erklangen - bereits ausgereifte Stücke zwischen Klassik und Romantik mit klaren Anleihen beim Großmeister Bach. Die Musiker interpretierten von der ersten Minute an auf höchstem Niveau in Zusammenspiel, Abstimmung der Phrasierung, Transparenz und Feinfühligkeit: Gleich beim Sinfoniesatz Nr. 1 c-moll spielten sie das jugendliche Ungestüm mit starken Akzenten und lebhaften Tempi hörbar aus.

Die folgende Serenade Nr. 3 d-Moll op. 69 für Violoncello (Peter Bruns) und Streicher des - zu Unrecht - weniger bekannten Robert Volkmann entfaltete sich als ansprechendes Werk mit großem Reiz. Die kraftvolle Solo-Exposition führte zu einem harmonischen Einstieg der gesamten Streicher, man fühlte mitunter eine Aufforderung zum Tanze mit Schwung und Glanz, bis die Musiker auch das Schlussmoment mit viel Gespür für Zeit voll auskosteten. Für das d-Moll-Konzert Mendelssohns, das dieser erst 13jährig schrieb, trat Sophia Jaffé auf die Bühne und breitete nicht nur ihre leichtfüßige Virtuosität, sondern auch die stimmlichen Verschlingungen mit den Streichern vorbildlich aus - in der Tongebung äußerst variabel und gewandt, furios im Kopfsatz mit den rasanten Läufen bis zu zarter Kantabilität des Andante und dem pfiffigen Charme des Allegro. Bei aller Sensibilität auch für die auch farblichen Kostbarkeiten dieses jugendlich frischen Werks vergaßen die Interpreten die Dramatik nicht. So forderte das Publikum mit dem Applaus vor der Pause eine kleine Zugabe geradezu heraus, die Jaffé mit der Bach-Sarabande in d-Moll gerne gab.

Nach der Pause erklang Hector Berlioz programmatisches Werk "La mort d'Ophélie", in dem das Solo-Cello, umrahmt von Streichern, den Ertrinkungstod der Ophelia, so z.B. ihr im Wasser wallendes Haar, farbenreich darbot. Für Berlioz' "Reverie et Caprice" op. 8 ließ wiederum Jaffé in Klängen schwelgen: hochexpressiv, voller Tiefe und mit "sattem" Klang gaben sich Streicher und Solistin dem Miteinander hin. Mendelssohns Sinfonie für Streicher Nr. 7 d-moll (das dieser 12jähig verfasste) beschloss das Programm. Facettenreich wurde hier das Andante mit seiner schrittweisen Erschließung der Registerlagen von der führenden Stimme aus umgesetzt. "Toll, in Kleve solche Musik und solche Musiker erleben zu können" hörte man von einigen begeisterten Zuhörern, die erfreulich zahlreich (schon zur Konzerteinführung) erschienen waren. Der minutenlange Applaus gab der Begeisterung Ausdruck. Wunderbar "satt" an Streicherklängen voller Virtuosität und Tiefe verließ man die Stadthalle.

(RP)
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