Kleve-Nimwegen Merkel und der rote Doktor-Umhang

Kleve-Nimwegen · Bilanz der ersten deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen im Klever Museum Kurhaus fällt euphorisch aus, Kanzleramtsminister Pofalla spricht von einem Happening erster Güte, Bürgermeister Brauer von einem Image-Gewinn.

 Kreis-CDU auf dem Weg zum Ehrendoktor für "ihre" Kanzlerin in der Stevenskerk: Jörg Cosar, Margret Vosseler, Dr. Günter Bergmann und Maria Ingenerf, vl.

Kreis-CDU auf dem Weg zum Ehrendoktor für "ihre" Kanzlerin in der Stevenskerk: Jörg Cosar, Margret Vosseler, Dr. Günter Bergmann und Maria Ingenerf, vl.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Tag danach, die Schlacht ist geschlagen, die ersten deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen mit dem Staatsempfang der Bundeskanzlerin Angela Merkel für den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte sind Vergangenheit, die Drahtzieher atmen auf, Zeit für eine Einordnung. Die liefert der für das bilaterale Klever Polit-Spektakel in erster Linie verantwortliche Kanzleramtsminister Ronald Pofalla gerne: "Das war ein Happening allererster Güte. Pech war nur, dass es ausgerechnet in dieser Viertelstunde des Staatsempfangs geregnet hat".

 Abschreiten der Ehrenformation in Kleve: Kanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Mark Rutte.

Abschreiten der Ehrenformation in Kleve: Kanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Mark Rutte.

Foto: eve(2)/ dpa

Was auch die einzige "Kritik" der Kanzlerin war: "Alles war perfekt, nur der rote Draht von Bürgermeister Theo Brauer zu Petrus funktionierte nicht". Pofallas Dank für das "gigantisch gut durchgeplante" Treffen geht "an alle, die vor Ort mitgewirkt haben" und dafür sorgten, dass die beiden Regierungschefs "komplett begeistert waren". Pofalla sprach von einer "Superstimmung" bei der ersten bilateralen Kabinettssitzung: "Das war wie ein großes Klassentreffen".

Auch Ministerpräsident Rutte, der während der Konsultationen neben Pofalla saß, sei mehr als angetan gewesen und habe gesagt: "Das war eine gute Idee von ihnen, nach Kleve zu gehen". Auch im Nachbarland erlebte die deutsche Delegation am Abend in Nimwegen, dass das Treffen auf große Resonanz gestoßen war. Als die drei Hubschrauber mit den deutschen Politikern gen Airport Weeze abhoben, säumten Abertausende von Niederländern den Startplatz.

Kleves Bürgermeister Theo Brauer war nicht minder begeistert: "Die Resonanz ist der Höhepunkt meiner politischen Laufbahn." Die Bevölkerung der Niederlande, so Brauer, sei "durch die Berichterstattung noch aufmerksamer auf Kleve geworden, ein Image-Gewinn für unsere Stadt, wie er größer kaum denkbar" sei. Den Staatsempfang bezeichnet Brauer als "Spiegelbild der sehr guten nachbarschaftlichen Beziehungen, die von Vertrauen und Zuneigung geprägt" seien.

Um die nachbarschaftlichen Beziehungen, um das Vertrauen der nicht immer so befreundeten Nachbarn Deutschland und Niederlande drehten sich auch die Festreden zur Verleihung der Ehren-Doktorwürde an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Rahmen des "90. Dies Natalis", des 90. Geburtstages der Radboud-Universität Nimwegen. Es ging um gegenseitige Achtung und um den Vertrauensvorschub, den sich diese Nationen geben, es ging nicht zuletzt um die Toleranz und die Freiheit als die höchsten Güter der Menschheit, die es immer wieder neu zu schützen gelte, wie Merkel in ihrer Dankesrede zur Ehrendoktorwürde eindrücklich betonte.

"Demokratie, Pressefreiheit, Reisefreiheit, Religionsfreiheit, Freiheit der Künste — das ist für uns selbstverständlich", sagte Merkel. Sie mahnte aber, dies nicht als selbstverständlich anzunehmen, sondern sich diese Selbstverständlichkeit immer wieder neu zu erarbeiten. Merkel: "Wir sind in Europa zu unserem Glück vereint, müssen aber immerfort an diesem Glück arbeiten". Nicht nur deshalb gelte es, in die Zukunft zu investieren, in Bildung und in Ausbildung.

Besser konnte der Rahmen für dieses ureigene europäische Thema nicht gesetzt werden. Radboud-Rector-Magnificus Sebastian Kortmann, der die Laudatio zur Verleihung des Ehrendoktors hielt, freute sich, wie gut Merkel der rote Doktor-Umhang der Radboud stehe. Er betonte mehrfach, dass der Ehrendoktor von einer katholischen Universität an eine protestantische Pfarrerstocher in einer der Ökumene gewidmeten Kirche verliehen werde. Man musste und muss in der europäischen Geschichte eben nicht nur nationale, sondern auch konfessionelle Grenzen überwinden lernen.

(RP/rl)
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