Kranenburg Metropolis aus farbigen Feldern

Kranenburg · Die Galerie Ebbers in Kranenburg stellt neue Bilder von Richard Schur vor. Neben großen Gemälden zeigen die Galeristen auch den Versuch des Münchner Malers, Farb-Reliefs in den Raum ragen zu lassen und neue Formate zu finden.

 Galeristin Sharon Ebbers vor Schurs Gemälde "Metropolis".

Galeristin Sharon Ebbers vor Schurs Gemälde "Metropolis".

Foto: mgr

Richard Schur malt ausgesprochen akkurate Farbflächen. Auf seinen Bildern legt sich exakt eine neben die andere, überlappt vielleicht an den Kanten, schmale Streifen sind leicht erhaben, einige wie gespachtelt dick. Auch diese ganz dicken Streifen sind von derselben Akkuratesse, wie die übrigen Farbfelder. Das Ganze fügt sich zu einer flimmernden, schimmernden Fläche aus überwiegend Blautönen, kalte und warme, helle und tiefdunkle. Es scheint, als springen einzelne Flächen vor, als treten andere zurück, als gäbe es eine Wellenbewegung, einen geradezu lebendigen Fluss, trotz aller Kantigkeit. "Sea" (Meer) heißt das Bild des Münchner Malers, das frisch von der Staffelei in die kleine Galerie von Sharon und Klaus Ebbers am Siep 7 in Kranenburg gekommen ist.

Richard Schur, Jahrgang 1971, lebt und arbeitet in München und gehört seit vielen Jahren zu den Stammkünstlern der Galerie, seit der großen Wandmalerei im Neubau in der Volksbank Kleverland ist er in der Kreisstadt für jeden gut sichtbar vertreten. Bis 10. Juni zeigen die Galeristen neue Arbeiten des Münchners.

Da sind die Bilder aus Farbflächen und Flächen nicht grundierter Leinwand, die sich zum großen Ganzen fügen und in sich so variabel und spannend sind, dass sie nicht pure Wiederholung werden. In den großen Gemälden in Kranenburg zeigt sich eine spannende Plastizität in den zweidimensionalen Bildern, sagt Sharon Ebbers. Die Flächen springen mal vor, mal zurück, zeigen dunkel in die Tiefe oder stehen hell oben. Das ist als reine Farbflächenmalerei interessant. Das erzeugt mit Blick auf den Titel geradezu gegenständliche Bilder im Kopf. Vor allem bei dem wandgroßen Gemälde "Metropolis". Auch hier ist es das gleiche Prinzip: Farbflächen - rechteckig oder quadratisch in allen Größen, dazu flächige Farblinien - fügen sich zu einem wunderbar miteinander korrespondierenden Gefüge.

Liest man jedoch den Titel, dann kommt sogleich das Bild einer amerikanischen Großstadt im Kopf hoch: Der senkrechte Blick auf verschachtelte Wolkenkratzer von oben, die sich verschieden hoch in das städtische Gefüge der rechtwinklig zueinander liegenden Straßenzüge ordnen. Spannend, irritierend hier auch, wie unterschiedlich "hoch" die einzelnen Farbfelder bei diesem Blick wirken.

"Sea", "Metropolis" oder das farbenfrohe "Hollywood" sind sozusagen die Klassiker in der Ausstellung. An der Kopfwand der Galerie präsentieren Klaus und Sharon Ebbers ganz andere Bilder: Als habe Schur die Farbe aus der Fläche herausgelöst und zu Kästchen verarbeitet, sind dort verschieden große und tiefe Kuben vor die Wand gesetzt. "Mich erinnert das an ein Relief", sagt Sharon Ebbers. Denn es sei ja keine frei stehende Skulptur, sondern ein Kunstwerk, das für die Wand gedacht sei. Diese Kästchen sortieren sich in vier oder fünf verschiedenen Größen auf der Wand, sie tragen auf ihrer Kopfseite oft auch eine kleine "Leinwand", ein weiteres, wie gerahmtes Farbfeld. Interessant.

Bleiben zwei kleinere "Studys" (so Schur), die kleine Farbfelder auf großen, monochromen Leinwänden haben. Hier erkennt man den Prozess von der Idee zum Bild an Übermalungen verschiedener Versuche, diese Farbfelder anzuordnen oder mit schmalen Linien zu verbinden. Dazu gibt es auch große Gemälde, die aber andernorts ausgestellt sind.

(mgr)
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